Teil 4: Freiheit

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Vincent rannte durch die Flure.

Er wollte so schnell wie nur möglich hier raus und diesen ganzen Tag hinter sich lassen. Seine Schritte waren unheimlich laut und es wäre kein Wunder, wenn bald einer der Animatronics auftauchen würde. Doch es war nicht mehr weit. Als er vor einer Kurve ankam, wurde Vincent langsamer. Vorsichtig lugte er um die Ecke, doch der anliegende Korridor war leer. Zudem konnte er schon die Treppe am anderen Ende sehen, die hinauf zum Ausgang führte. Erleichtert atmete der junge Mann durch, als er mit großer Freude seinen Blick auf die Tüte mit dem Geld richtete.

Also, wenn sie da wäre.

Denn die Tasche war nirgendwo zu sehen. Mit aufsteigender Panik kontrollierte Vincent seine Hosentaschen, in denen eine Tüte so oder so nie Platz gehabt hätte. Mit großem Selbsthass wurde es ihm dann klar:

Er hatte das Geld verloren.

Hoffnungslos drehte er sich um und sah zurück. Sollte er es wirklich noch einmal riskieren? Immerhin musste er sich dann keine Sorgen mehr über  seine Wohnung machen, wenn er von diesen Animatronics erwischt wird. Also trat er nach längerem hin und her den Rückweg an.

Nach kurzer Zeit kam er am Büro des Nachtwächters vorbei. Vincent durchsuchte es rasch, blieb aber fundlos, weswegen er noch weiter zurück musste.

Immer wieder schaute er während des Laufens über seine Schulter. Es fühlte sich die ganze Zeit an, als würde jemand oder etwas genau hinter ihm sein, und dessen Blick niemals von ihm abwenden.

Vincent verdrängte das Gefühl rasch, als er an der Abzweigung stehen blieb, an welcher die Verfolgungsjagd mit dem Animatronic stattgefunden hatte. Der folgende Korridor war jedoch leer, weswegen Vincent seine Suchaktion schnell fortsetzte.

Immer wieder blieb er stehen und suchte alles nach der Tüte ab, aber diese war nirgendwo aufzufinden. Seine Hoffnung sank immer weiter, je mehr Zeit verging und je länger er fundlos blieb. Am Tiefpunkt seiner Ratlosigkeit entschied sich Vincent verzweifelt, einfach zurück bis zum Anfang zu laufen.

Und sein Gefühl, verfolgt zu werden, wurde immer größer. Der junge Mann wurde paranoid. Er hörte auf einmal Schritte hinter sich, doch wenn er sich umdrehte, war niemand dort.

Schließlich war er angekommen und begutachtete den zusammengedrückten Kartonhaufen. Dort, wo er gelandet war, erkannte er schon die bleiche, weiße Farbe der Tüte. Erneut durchströmte Erleichterung seinen Körper. Vorsichtig stieg Vincent hinauf und packte das Geld mit einem Ruck. Er stolperte zurück auf festem Boden und kontrollierte sogleich die Beute. >>Scheint alles da zu sein<<, dachte sich Vincent zufrieden. Jetzt nur noch zurück zum Ausgang und alles ist gu-

Plötzlich ertönte ein dumpfes "Klick" hinter ihm.

Vincent sein Puls schoss in die Höhe. Langsam drehte er sich um und sah das, was er ungläubig erwartet hatte.

Der finstere Lauf eines Revolvers zeigte direkt auf ihn. Dahinter stand der Räuber. Sein emotionsloser Gesichtsausdruck brannte sich in die Augen des jungen Mannes. ,,Wieso hast du das getan, Junge? Es hätte anders kommen können", sagte der Mann verständnislos. Vincent brachte kein Laut über seine Lippen. Er stand wie angewurzelt da. Der Tod war nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. ,,Komm, gib mir das Geld. Die Polizei wird bald hier sein."
Zuerst zögerte Vincent, doch er hatte keine andere Wahl. Seine Spielzeugpistole würde ihn hier nicht helfen. Er warf es dem Räuber vor die Füße und hob die Hände hoch.

Doch der Mann lächelte nur höhnisch.

,,Für sowas ist jetzt schon zu spät, Idiot".

Ein Knall schallte durch die Lagerhalle. Vincent stolperte von der Wucht nach hinten, als ein stechender Schmerz durch seine linke Schulter fuhr. Geschockt  wendete er zögernd seinen Blick zum Einschussloch. Blut quoll in Massen heraus und färbte seinen Pulli dunkel rot.

Dann bellte der Revolver ein zweites mal auf.

Vincent verlor das Gleichgewicht und fiel regungslos zu Boden. Sein Pullover saugte sich rasch voll. Er wollte vor Schmerz schreien, brachte aber nichts aus seinem Mund.

Er hechelte und keuchte wie wild. Der zweite Schuss ging glatt durch seinen rechten Brustflügel, und er bekam kaum Luft. Der Mann senkte seine Waffe und ging, nachdem er seine Tat mit dem selben emotionslosen Gesicht begutachtet hatte, zu Vincent vor. Er hatte nämlich den silbernen Schlüssel bemerkt, den der junge Mann in seinem Sturz fallen gelassen hatte. Rasch hob er ihn auf und besichtigte ihn auf seiner Handfläche. Dann schaute er hinunter zu Vincent, dessen Schnappen nach Luft nun leiser und seltener vorkam. Er schaute den Räuber wortlos an. ,,Es tut mir Leid, dass es für dich schon so früh enden muss", bemitleidete der Mann ihn und steckte den Schlüssel in seine Hosentasche. Vincent bewegte seinen Kopf langsam auf und ab, wie, als würde er verständnisvoll nicken.

Als Vincent langsam seine Augen schloss und ausschaute, als wäre er tot, drehte sich der Mann um, nahm die Tüte und lief zum Ausgang des Lagerhauses.

The Warehouse Incident | FNaF FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt