KANKURO
Hüllst du dich in ein Gewand aus Lügen, bekämpfst du damit aktiv nackte Tatsachen.
Hatte die Kälte zugenommen, oder bildete Kankuro sich das nur ein? Windböen, die den Geruch abgestandenen Wassers zu ihnen herübertransportierten. Das Dorf, das am Ufer eines mittelgroßen Sees gebaut wurde, war von dichtem Nebel umhüllt. Mehrere Stege führten auf das Wasser hinaus. Einige Fischerboote legten hier längsseits an. Die Boote waren schon seit längerer Zeit nicht mehr hinausgefahren und bei den Stegen fehlten sogar teilweise ganze Bretterreihen. Dem verbliebenen Holz machte die Witterung und damit einhergehende Fäulnis zu schaffen.
Kankuro hatte Asakas Schal enger um sich geschlungen. Gegen eine weitere Schicht hätte er nichts einzuwenden gehabt. Er kniff die Augen zusammen. Vor ihnen erstreckte sich ein breiter Schotterweg, der ins Dorf hineinführte. Das Licht der angelaufenen Eisenlaternen am Wegesrand konnte kaum zu ihnen durchdringen. Schemenhafte Umrisse von heruntergekommenen Außenfassaden. Hier eine brauchbare Behausung zu finden, würde schwerer werden als gedacht. Vor allem mit der Kunoichi an seiner Seite.
Unterwegs war der Schlamm bis zu ihren Knien hochgespritzt. Er wirkte deplatziert auf ihrer blassen Haut. Der helle Innenstoff ihres Kleides war mit dunklen Flecken besudelt und ihre Schuhe und Füße waren kaum als solche zu erkennen. Ihre Stimmung hatte sich – mit jedem Schritt – zusehends verschlechtert und auch seine Aufmunterungsversuche prallten allesamt an ihr ab. Doch der Suna-Nin wurde das Gefühl nicht los, dass sie neben der verdreckten Kleidung noch etwas anderes bedrückte. Gerade wenn er an das letzte Stück Weg zurückdachte. Als er das Thema mit ihrer Familie angesprochen hatte. Sie nahm ihm die Frage nicht übel, aber ... da war dieser merkwürdige Blick in ihren Augen, wenn er sich nur einmal kurz wegdrehen wollte.
»Asaka?« Er sprach mit sanfter Stimme.
»Ja?« Sie schaute zu Boden. Etwas, wovon er wusste, dass sie das nicht gern tat.
»Ich bin da, wenn was ist.« Sechs einfache Worte, die der jungen Frau ein zaghaftes Lächeln entlockten.
»Danke.« Sie fuhr sich durchs dunkelbraune Haar. Hob für eine Sekunde den Blick. »Ich glaub, es ist dieser Ort, der mir nicht guttut ... Das Klima ...« Sie zitterte nicht, und trotzdem war ihr kalt. »In Kirigakure bin ich vielleicht halbwegs sicher, aber ich weiß nicht, was mit den umliegenden Dörfern ist und dieses hier ist sehr ...«, sie suchte nach dem passenden Wort, »s-sehr ... abgeschieden.« Er nickte. Das ist es also. Etwas in die Richtung hatte er sich insgeheim gedacht.
»Meinst du, irgendwer würde einen Angriff auf dich starten, wenn ich bei dir bin?« Sie wird das Problem die ganze Zeit über ausgeblendet haben, weil sie mir helfen will. Ich kann nicht zulassen, dass ihr etwas passiert, da sie meinetwegen dieses Risiko eingegangen ist.
»Ich weiß es nicht u-und ich glaub ... genau DAS macht mir so viel Angst.« Beschämt faltete sie ihre Hände. »Angst. Etwas, was ein guter Shinobi nicht fühlen sollte, wenn er eine Mission antritt.«
»Ich versteh deine Angst. Empathie zeichnet in der Theorie aber genauso wenig einen guten Shinobi aus.« Kankuro hatte ihr gesagt, dass es okay war, wenn sie Gefühle zeigte, und er war keine Person, die ständig ihre Meinung änderte. Asaka war eine starke Frau und er würde konstant zu ihr halten. Er trug die Verantwortung für ihre Sicherheit, weil er sie rekrutiert hatte. Ein Angriff auf sie, war ein Angriff auf ihn und er war der Bruder des Kazekage.
Er schlüsselte das Problem auf, sodass die Kunoichi es mitbekam: »Für die Dorfbewohner bin ich nicht irgendwer. Die meisten von ihnen werden wissen, wer ich bin. Die Konsequenz daraus: Wir werden Aufsehen erregen, weil ich einfach so in feindliches Territorium eindringe. Bestenfalls wird man uns aber machen lassen, da du als Kiri-Nin dabei bist. Ein Kiri-Nin, der sich in den benachbarten Dörfern aufhält, ist nicht so ungewöhnlich wie ein Suna-Nin, der von weither kommt. Gefährlich wird es erst, wenn du dein Kekkei Genkai benutzt und herauskommt, dass du Teil des Yuki-Clans bist. Andererseits können wir bei Feindkontakt schlecht drauf verzichten.«
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KUROARI [𝘒𝘢𝘯𝘬𝘶𝘳𝘰]
FanfictionKUROARI [黒蟻 Schwarze Ameise] Eine Leiche, eine Drohung und ein Zeitfenster von 90 Tagen. Ein Anonymus, der im Hintergrund die Fäden zieht. Um seine Identität aufzudecken, schließt sich Kankuro mit einer Kunoichi aus Kirigakure zusammen. Diese ist ni...