Passage 1

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Milana

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Milana

Es ist halb eins Nachts, als ich auf meinem Wecker schaue, und überlege aufzustehen. Auch wenn mein Unterricht erst in acht Stunden beginnt, bin ich hellwach. Mir geht das Gespräch mit Hunter nicht aus dem Kopf. Gestern, als ich gerade auf dem Weg zu meinem Motorrad bin, höre ich hinter mir meinen Namen. Hunter. Ein braungebrannter junger Mann mit schwarzen Haaren kommt auf mich zu. Da die Sonne so hell scheint, schirme ich meine Augen mit der Hand ab.
Seine Augen sind grün und schauen mich ein wenig traurig an.
„Ich muss mit dir sprechen“, sagt er und fingert an seinen Ring herum. Hunter trägt heute eine schwarze Jeans und ein blaues Shirt, das seine Muskeln zur Geltung bringen. Ein Flügel seines Krähen Tattoos lugt unter seinem Ärmel hervor. Ich will gerade nach seinem Arm greifen, als er seinen Kopf schüttelt und mich ein wenig von sich wegschiebt.
„Was ist los? Darf ich dich jetzt nicht mehr anfassen?“, frage ich.
„Also… ich gehe weg. Meine Eltern brauchen meine Hilfe, daher gehe ich zurück nach Mobile. Um ihnen zu Helfen“, sagt er und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
„Musst du wirklich gehen? Aber du weist ich werde dich nicht aufhalten. Ich komme auch alleine klar. Tue was du nicht lassen kannst“, sage ich und drehe mich um. Ich drehe noch ein paar Runden, bevor ich nach Hause fahre und mich auf mein Bett fallen lasse. Ich heule wie ein Schlosshund. Habe keine Lust zu nichts.
Ein paar Tage vergehen, bevor ich wieder zur Uni fahre. Nach dem Unterricht gehe ich auf den schnellsten Weg zum Parkplatz der Schule, um zu meinem Motorrad zu gelangen, als mein Handy klingelt. Der Parkplatz ist voll mit Studierenden, die wie ich schon Schluss haben.  Als ich die bekannte Telefonnummer des Medical Center sehe, gehe ich mit einem mulmigen Gefühl ran.
„Milana von Altenberg.“
„Milana? Ich bin’s Margarete. Ich wollte dir eigentlich nur sagen, das deine Mutter, wieder hier ist. Doch dieses mal sieht es nicht gut aus. Sie hatte eine Überdosis, mal wieder. Aber heute ist es anders“, sagt sie.
„Und was soll ich jetzt dagegen tun? Wie oft war meine Mutter bereits bei euch? Und wie oft habt ihr, sie wieder entlassen? Ihr kennt sie genau so gut wie ich, jedes Mal sagt sie, sie würde aufhören, und dann sind ihr und ich die doofen, die es danach ausbaden müssen. Ich reiße mir für diese Frau bereits seit meinem zehnten Lebensjahr den Arsch auf. Und immer wieder vergeigt sie es. Also sag mir nicht, dass es jetzt anders wäre“, sage ich und steige bereits auf meine Maschine, um zum Krankenhaus zu fahren.
„Jetzt sieht es aber anders aus. Sie liegt im Sterben, da sie es dieses mal übertrieben hat. Daher bitte ich dich, so schnell wie möglich herzukommen um dich von ihr zu verabschieden“, sagt sie und ich schlucke.
Ist es jetzt soweit? Muss ich mich wirklich von ihr verabschieden? Auch wenn sie jedes mal scheiße baut, trotzdem ist sie meine Mutter und ich habe sie lieb.
„Ich mache mich auf den Weg. Bis gleich“, sage ich und lege auf.
Ich setze meinen Helm auf und schmeiße meine Maschine an, um so schnell wie möglich zum Krankenhaus zu kommen. Trotz Verkehr, und roten Ampeln schaffe ich den Weg in gerade einmal 10 Minuten. Auf dem Krankenhausparkplatz angekommen, suche ich mir einen geeigneten Parkplatz und  schalte meine Maschine aus. Bevor ich jedoch in die Notaufnahme gehe, schließe ich die Maschine ab.
Erst dann stürme ich in die Notaufnahme und gehe sofort rüber zur Anmeldung, wo eine ältere Frau am Schalter sitzt und irgendetwas auf ihrer Tastatur eintippt.
Doch da sie nicht reagiert, schaue ich nach Links und rechts, bevor ich zu den Aufzügen hechte und auf den Knopf drücke. Neben mir steht ein junges Pärchen das mich eicht anlächelt. Auch ich lächle, bevor der Aufzug mit einem Bing ankündigt, dass er da ist. Schnell steige ich ein, und betätige die Taste mit der Ziffer 3.
  Oben angekommen, gehe ich nach rechts, als ich vor der Intensivstation zum Stehen kommen. Ich drücke den Knopf für die Klingel, um mich anzumelden. Es fühlt sich an, wie eine Ewigkeit, als eine junge Frau die Tür öffnet und mich anlächelt.
„Hallo Milana. Komm ich bring dich gleich zu deiner Mutter“, sagt sie und ich gehe ihr nach. Wir gehen an leeren Büros und Zimmern vorbei. Anscheinend ist hier nicht viel los, da die meisten Zimmer nicht belegt sind. Er riecht nach Desinfektionsmittel und Chlor. Der Gang ist lang bevor Margarete vor einem Raum stehenbleibt, und mir die Tür öffnet.
„Wie sieht es mit ihr aus?“, richte ich mich an Margarete, bevor ich den Raum betrete.
„Naja. Ich glaube, der Arzt kann dir mehr dazu erzählen, aber eins kann ich dir sagen. Sie wird es wohl nicht schaffen, daher empfehle ich dir, dich von ihr zu verabschieden“, sagt sie mit einem leicht traurigen Gesicht. Ich kann sehen, das ihr eine Träne die Wange entlang läuft.
Ich nicke und gehe ins Zimmer.
Bevor ich jedoch zum Bett gehe, schaue ich mich im Zimmer ein wenig um. Sie ist an Geräten und Schläuche angeschlossen, die in einen stetigen Rhythmus piepen und pumpen. Sie sieht nicht mehr aus wie meine Mutter. Ihre Haare, die vor einigen Tagen noch wunderschön schwarz ausgesehen haben, sehen jetzt strähnig und ungewaschen aus. Ihr Gesicht ist so weiß wie die Wand, an den ein farbenloses Bild hängt. Ihre Augen sind geschlossen und sie scheint zu schlafen, was ich innerlich bezweifle. Da sie richtig scheiße aussieht.

 Da sie richtig scheiße aussieht

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