Passage 6

2 1 0
                                    

Milana

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Milana

Auf der Terrasse stehen sechs  große Terrakottafarbende Blumenkübel, die mit weißen und roten Rosen bepflanzt worden. Auch lila und rostfarbene Rosen steht dort. 
Die vier Brunnen die unterhalb der Terrasse stehen, sind wunderschön. Jeder Einzelne von ihnen hat seine eigene Figur, die an der Seite des Brunnens sitzt. 
Ein Einhorn, ein Delfin, und ein Gargoyle.  Nur einer hat noch nichts, und Wasser kommt auch nicht.  
„Warum hat der eine dahinten keine Figur, und die anderen schon“, richte ich mich an Tobias.
„Das liegt daran, dass es dein Brunnen ist. Und ich nicht weiß, was dir gefällt“, sagt er und wir gehen die Terrasse nach unten.
Ich soll einen eigenen Brunnen bekommen. Aber Warum?
„Also ich liebe schwarze und blaue Rosen. Ich liebe es Motorrad zufahren. Und ich liebe Bücher“, sage ich und schaue mich weiter um.
Der Garten scheint endlos zu sein. An der Seite ist ein Swimmingpool der aus Stein gemauert wurde. Dafür muss ich mir unbedingt einen Bikini kaufen. Da ich in New York nie ins Schwimmbad gegangen bin, besitze ich so etwas  nicht mehr. Klar als Kind war ich im Schwimmbad um schwimmen zu lernen. Doch danach hatte ich keine Zeit mehr dazu. Der Zaun ist aus weißem Stein und zieht sich bis zum Wald Ende. Plötzlich  höre ich Motorengeräusche und schaue mich um. Im hinteren Teil des Gartens arbeitet ein Kerl auf einem Rasenmäher Traktor. Langsam kommt er näher und ich schlucke. Man ist der heiß. Er sitzt oberkörperfrei auf dem Traktor und schaut zu uns rüber.
Die Sonne ist heiß und er macht es auch nicht besser. Ich fange an zu schwitzen.
„Hey Tobi. Was liegt heute noch an?“, richtet der namenlose Kerl sich an ihn.
„Hey Travis. Darf ich dir Milana vorstellen. Sie ist meine Tochter und wird ab heute bei mir leben. Ich habe dir von ihr erzählt“, sagt er und stellt mich diesen Travis vor.
Doch ich nicke nur, und schaue wieder meinen Vater an. Wie kann er einfach so sagen, dass ich seine Tochter bin, schließlich war er nie für mich da. Kann ich es wirklich schaffen, hier zu leben? Ich krame in meiner Tasche und zünde mir noch eine Kippe an.
„Du bist also seine Tochter. Ich bin Travis. Es freut mich dich kennenzulernen“, sagt er und reicht mir seine Hand.
Doch ich nehme sie nicht, sondern starre ihn einfach nur abschätzig von oben bis unten an. Er ist ein paar Zentimeter größer als wie ich, hat dunkelblondes Haar und strahlende blaue Augen. Er hat Tattoos am gesamten Oberkörper. Ich kann einen Flügel auf seinem Oberarm erkennen. Daher stutze ich. Kennt er Hunter? Schließlich hat auch er so ein Ding. An genau der selben Stelle. Die Sonne scheint wirklich ziemlich stark, daher ziehe ich mein Pullover aus und genieße die Sonne.
„Tobi hat schon eine Menge über dich erzählt“, sagt er und steigt vom Rasenmäher ab und kommt zu uns.
„Ach wirklich. Was den zum Beispiel. Schließlich weiß er noch nichts von mir“, sage ich.
„Nur das du aus New York kommst und studierst. Das du 20 Jahre bist und deine Mom verloren hast“, richtet er sich an mich.
„Ahh, doch so viel“, sage ich und lächle in mich hinein.
„Kommst du heute noch in die Werkstatt. Wir haben eine Maschine reinbekommen, die du dir mal anschauen müsstest, da Dean nicht da ist“, richtet sich Travis an Tobias.
„Eigentlich wollte ich erst morgen wieder zur Werkstatt, aber vielleicht hat Milana ja Lust mitzukommen, und die Stadt ein wenig zu erkunden.“
„Werkstatt hört sich gut an. Wann geht’s los“, frage ich.
„Travis muss noch den Rasen fertig mähen und dann können wir los. Aber vorher zeige ich dir dein Zimmer, vielleicht willst du dich noch frisch machen, schließlich warst du fast 24 Stunden unterwegs“, sagt er und ich nicke.
„Gute Idee. Eine Dusche würde mir jetzt guttun.“
Doch bevor wir den Rücktritt antreten, zeigt Tobias mir noch den Rest des Gartens. Wir gehen wieder Richtung Haus, wo ich noch einen schnellen Blick zurück werfe. Doch keine Spur von Travis. Schade.
     Wir durchqueren das Wohnzimmer, wo ich mir meine Sachen schnappe und Tobias in den Flur folge. Wir gehen eine geschwungene Treppe nach oben, wo noch mehr vom diesen Bildern hängen.
„Warum hängen hier so viele Bilder mit Landschaften? Ich meine sie sind schön, aber so viel gibt es hier doch nicht oder“, frage ich.
„Deine Großeltern hatten auf der ganzen Welt Ländereien, die sie unbedingt auf Leinwand haben wollten. Ich mag sie auch nicht, und doch lasse ich sie dran, falls sie auftauchen und mich besuchen wollen“, sagt er und lacht.
„Magst du deine Eltern nicht?“
„Ja und nein. Mein Vater, dein Großvater Richard von Altenberg ist ein toller Mann. Er hat mir damals gesagt, dass ich Vivian Heiraten soll, damit sie eine von uns wird. Doch deine ach so tolle Großmutter Isabelle war strikt dagegen, dass ich sie heirate. Sie hat uns immer wieder Steine in den Weg gelegt, bis Vivian eines Tages nicht mehr nach Hause kam. Sie ist mit dir verschwunden, und ich wusste Wochenlang nicht, wo ihr seid. Bis ich herausbekommen habe, dass sie einen anderen Nachnamen angenommen hat.
Zwei Tage später habe ich sie aufgesucht und sie zur Rede gestellt. Sie wollte mich nie verlassen, doch hatte sie Angst vor meiner Mutter. Isabelle hat Vivian damit gedroht, dich ihr wegzunehmen, wenn sie mich nicht verlässt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sauer ich auf meine Mutter war. Und seit jenen Tag, rede ich nicht mehr mit ihr. Deine Mom und ich haben uns dann noch einmal gesehen, als wir das Testament für dich besprochen und unterzeichnet haben“, sagt er und ich höre, wie traurig er dabei klinkt. 
Oben angekommen, deutet er auf eine grau melierte Tür, mit der Aufschrift „Milana“.

HerbstfieberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt