Passage 2

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Milana

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Milana

Langsam gehe ich auf Sie zu und schaue sie an. Tränen treten mir in die Augen. Ich will stark sein, will nicht weinen. Und doch laufen meine Tränen in Strömen meine Wange entlang. Ich gehe rüber zum Fenster und schaue hinaus.
„Mom warum hast du wieder angefangen Kokain zu nehmen? Warum willst du nicht mehr bei mir sein? Wir waren doch glücklich, auch ohne dieses scheiß Zeug. Oder nicht! Warum musstest du wieder damit anfangen? Du weist das ich auch arbeite, und die Miete für unsere Stellplätze bezahlen kann. Wir kommen auch ohne dein Anschaffen zurecht. Was soll ich denn machen, wenn du nicht mehr da bist?“, sage ich, und schaue weiter aus dem Fenster.
„Du bist nicht alleine, Ana. Und es tut mir leid, dass ich dieses scheiß Zeug wieder genommen habe. Aber der Freier der bei mir war, war so aufdringlich, dass ich nicht anders konnte. Er hat mich angewidert, ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Seine Hände auf meinen Körper, es war einfach nur widerlich“, flüstert sie.
Ich drehe mich um, schaue in ihre matten grünen Augen, da sie ihren Glanz bereits verloren haben. „Ich bin die ganze Zeit alleine, Vivian! Warum glaubst du, nenne ich dich nicht Mom, sondern nur Vivian. Genau deswegen, weil du nie für mich da warst. Ich habe alles für dich getan. Habe dir die Haare aus dem Gesicht gehalten, wenn du mal wieder gekotzt hast. Habe dir unter die Arme gegriffen, seit ich denken kann. Das alles scheint dir am Arsch vorbei zu gehen“, sage ich.
„Es tut mir alles leid, was ich dir je angetan habe. Wenn ich sterbe, möchte ich, dass du zu Tobias ziehst und ihn kennenlernst. Ich möchte das du weißt, woher du kommst“, flüstert sie und sogleich schließen sich ihre Augen.
Es klopft und ich schaue auf. Ich nicke, als ich sehe, wie ein Arzt davorsteht. Er kommt rein und begrüßt mich, mit einem Lächeln.
„Hallo Miss von Altenberg. Mein Name ist, Dr. Wulff und ich bin der Arzt  ihrer Mutter. Könnte ich sie draußen einen Augenblick sprechen“, sagt er und ich nicke. Auf dem Flur angekommen, lehne ich mich an die Wand gegenüber Mom´s Tür.
„Wie sie bestimmt gesehen haben, geht es ihrer Mutter nicht sonderlich gut. Ihre Organe stellen langsam ihre Funktionen ein. Und leider können wir nichts dagegen unternehmen, da ihr Körper einfach nicht mehr will. Daher wollte ich mit ihnen sprechen. Ihre Mutter hat eine Patientenverfügung. Und in der steht, dass sie entscheiden sollen, wie es weitergeht“, sagt er und schaue ihn an.
„Ist das ihr Ernst, meine Mutter will das ich entscheide, wann sie die Maschinen abstellen sollen?“
Er nickt und ich rutsche an der Wand entlang, damit ich auf dem Boden sitze. Ich schlinge meine Arme um meine Beine und lasse meine Tränen freien Lauf.
„Wenn sie so entschieden hat, werde ich ihrer Bitte nachkommen. Wenn der Fall der Fälle eintritt, stellen sie bitte die Maschinen ab. Ich möchte nicht, das sie leidet. Ihr geht es nicht gut, das habe ich an ihren Augen gesehen, daher ist es die richtige Entscheidung“, sage ich und kämpfe gegen alles, was mein Körper herauslassen will.
„Wenn das ihre Entscheidung ist, trage ich das in ihre Akte ein“, sagt er und geht hinten den Tresen, wo er etwas in eine Akte einträgt. Langsam rapple ich mich wieder auf, bevor ich wieder in Mom‘s Zimmer gehe. Wenn der Arzt noch etwas von mir will, weiß er ja, wo er mich findet. Ich habe keine Lust mehr, auf dem Flur zu warten, in der Hoffnung das er noch irgendetwas sagt.

Eine Woche später:
Ich bin gerade dabei meinen Campingwagen auf Vordermann zu bringen, als mein Handy auf dem Küchentisch klingelt. Da ich eigentlich gerade im Unterricht sitzen sollte, gehe ich nicht ran und mache weiter. Mein Campingwagen ist nicht groß. Ich habe ein kleines Schlafzimmer, eine mini Küche und ein Bad ohne Dusche, nur eine Kloschüssel. Wenn ich Duschen will, gehe ich rüber in Mom‘s Trailer. Was sich wohl in den nächsten Wochen auch erliegt, da der Zustand von ihr immer weiter absackt. Ihre Leber, sowie ihre Lungen wollen einfach nicht mehr das tun, was sie sollen.
Es gibt keine Wunder, die in Erfüllung gehen, es gibt nur Träume, die man verwirklichen kann. Diesen Satz hat Mom immer dann gesagt, wenn es ihr Mal wieder, scheiße ging. Und das war in letzter Zeit jeder verdammte Tag. Ich versuche, meine Gedanken jede freie Minute damit zu verbringen, an sie zu denken, auch wenn unser Verhältnis nicht gerade toll war. Um mich von dem ganzen Scheiß ein wenig abzulenken, fange ich an meinen Trailer auf Hochglanz zu putzen. Auch wenn er danach genauso aussieht wie immer, habe ich zu mindestens das Gefühl, das er sauber ist. Anschließend gehe ich rüber in Moms Trailer und mache da weiter. Ich höre erst auf, als mein Handy ein weiteres Mal klingelt. Außer Atem gehe ich ran.
„Ja. Milana von Altenberg.“
„Milana, Margarete hier. Leider muss ich dir sagen, dass Vivian vor 30 Minuten für immer eingeschlafen ist. Es tut mir leid“, sagt sie und ich stürze in eine dunkle, dunkle Tiefe.
„Milana…Milana. Hörst du mich. Bitte sag doch etwas“, nehme ich, leise war.

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HerbstfieberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt