Milana
Als ich an den kleinen Tisch mit den Rosen vorbeigehe, schaue ich noch einmal zu ihnen. Ich liebe Rosen, jedoch bevorzuge ich Schwarze, oder blaue. Doch leider kann man sie nur selten finden, und wenn man welche gefunden hat, sind sie sau teuer. Weil die Rosen so einzigartig sind.
Ich folge Tobias in den nächsten Raum und schaue mich auch hier um. Alles hier drinnen ist mit hellem Holz vertäfelt. Der Raum wirkt dadurch so klein, dass ich mir vorkomme, wie in einem Knast. Oder als wäre ich wieder in meinem Trailer. Auch wenn die Fenster bis zum Boden reichen, und die Aussicht wunderschön ist, schaue ich mich weiter um. Zwei weißen Couchgarnituren stehen im Raum und vor ihnen steht ein ovaler schwarzer Tisch.
Auch auf diesem Tisch steht eine Vase mit Blumen. Doch hier sind es Lilien, in Weiß und Lila.
Tobias geht zu dem etwas kleineren Tisch und zieht mir einen Stuhl vor, auf dem ich mich sinken lasse. Doch bevor er sich setzt, stehe ich auf, und ziehe meine Bomberjacke aus und hänge sie über die Stuhllehne. Erst dann setze ich mich wieder und warte, bis auch er sich gesetzt hat.
Tobias ist groß, hat breite Schultern und sein schwarzes Haar steht an den Ohren ein wenig ab, was mich leicht zum Lächeln bringt.
Meine Hände lasse ich auf meinem Schoss fallen, damit ich mit meinen Löchern an den Knien spielen kann. So das ich meine Nervosität ein wenig Unterkontrolle bringen kann. Wie gern würde ich jetzt, eine Rauchen. Als ob er meine Gedanken gelesen hat, steht er auf und holt einen Aschenbecher aus dem Schrank der auf der anderen Seite des Raumes steht und stellt ihm auf dem Tisch ab.
„Ich weiß von deinem Mutter das du Raucherin bist. Also tue dir keinen Zwang an. Du kannst in diesem Haus rauchen. Schließlich mache ich das auch“, sagt er und holt bereits seine Schachtel aus der Innentasche seines Jacketts.
Er reicht mir seine Schachtel, um mir eine davon anzubieten. Gerne nehme ich eine, und zünde sie mir auch sofort an. Erst dann halte ich ihm das Feuerzeug entgegen. Ich ziehe an meinem Glimmstängel und genieße den warmen Rauch, der sich in meinen Lungen ausbreitet.
„Warum hast du dich nie bei uns gemeldet? Warum wusste ich bis vor kurzem nichts von dir?“, platze ich heraus.
Er lässt seine Zigarette sinken und schaut mich mit seinen blauen Augen an.
„Was meinst du damit, ich hätte mich nie bei euch gemeldet?“, fragt er und schaut mich dabei an.
Bevor ich auf seine Frage eingehen kann, nimmt er sich eine Glocke, die neben ihm auf dem Tisch steht und lautet sie.
Sofort taucht ein junger gutaussehender Kerl auf. Er stellt sich vor Tobias und wartet, bis er etwas sagt.
„Was kann ich für sie tun, Sir.“
„Paolo, bringst du uns bitte etwas zu Essen und Kaffee. Ach und die Flasche Jack Daniels aus meinem Vorratsschrank. So wie meine Tochter…. Ähm Milana aussieht, braucht sie alles was ich gerade aufgezählt habe“, sagt er und Paolo tritt den Rückzug an.
„Ja Sir.“
„Seit 20 Jahren, warte ich darauf, dass du dich bei uns meldest. Ich wollte dich nur einmal in meinem Leben sehen“, sage ich und ziehe an meiner Zigarette.
Noch einen Zug, bevor ich die Kippe im Aschenbecher ausdrücke. Schockiert schaut er mich an. In seinen Augen treten Tränen hervor, die er sofort versucht wegzuwischen. Es dauert nicht lange, bis Paolo mit einem Tablet in der Hand wiederauftaucht und alles auf dem Tisch abstellt.
„Danke, Paolo.“
Er nickt und haut wieder ab. Sofort steht Tobias auf, um im Wohnzimmer auf und ab zu laufen. Ich nehme mir die Jacky Flasche und die Cola vom Tablet, sowie zwei Gläser, in denen ich uns eine Mischung zubereite. Mich würde mal interessieren, woher er weiß, dass ich Jack Daniels liebe. Oder habe ich das von ihm übernommen.
„Tob…ähm Tobias...“, sage ich und halte ihm das Glas entgegen. Sofort bleibt er stehen, und schaut mich an.
Er kommt zu mir rüber, nimmt sich das Glas und setzt es an seine Lippen. Er trinkt es mit einem Zug leer. Ich tue es ihm gleich. Als wir beide unsere leeren Gläser abstellen, schaut er mich an.
„Also hat Vivian wirklich nie etwas von mir erzählt“, sagt er traurig.
„Warum machst du es nicht, und erzählst mir ein wenig über dich und wie ihr euch kennengelernt habt“, frage ich und stehe auch auf.
Ich gehe rüber zu den großen Holzfenster und schaue nach draußen, wo ein riesiger Garten am Haus angrenzt. Ein Wald, der am hinteren Grundstück sich entlang schlängelt, erweckt meine Aufmerksamkeit. Traurig schaue ich mich um. Wenn ich jetzt mein Bike hier hätte, würde ich die Gegend damit erkunden. Was mir jedoch geblieben ist, ist mein Helm, den ich mit hergebracht habe, in der Hoffnung hier wieder ein Motorrad zu besitzen.
„Warum hatte Vivian und du ein Testament, wenn ihr nicht mehr zusammen wart.“
„Komm, lass uns eine Runde spazieren gehen. Dann erzähle ich dir alles, was du wissen möchtest“, sagt er und nimmt sich seine Zigarettenschachtel vom Tisch.
Ich tue es ihm gleich und verstaue sie in meiner Hosentasche. Auch mein Handy packe ich ein. Schließlich muss ich Bianca noch schreiben. Bianca ist seit der ersten Klasse meine beste Freundin, der ich immer alles erzählt habe. Egal ob es um Jungs geht oder um meine Mutter. Wir haben uns gleichermaßen entschieden, Literaturwissenschaften und alte Sprachen zu studieren.
Doch bevor ich weiter an Bianca denken kann, fängt Tobias an zu sprechen. „Ich habe Vivian am Collage kennengelernt. Sie saß in der Bibliothek und hat sich ausgerechnet das Buch ausgeliehen, was auch ich gebraucht hätte“, erzählt er und wir treten nach draußen auf die Terrasse.
Schnell hole ich mein Handy aus der Tasche um ein paar Bilder zu schießen die ich anschließend Bianca schicke. Die wird Augen machen.
Tobias schaut mich an, und lächelt.
„Sorry. Meine beste Freundin möchte alles sehen, was ich sehe“, sage ich und stecke mein Handy wieder weg.
„Kein Problem. Ich kenn das“, sagt er und wir gehen weiter.
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Herbstfieber
RomanceSie hat sich zwei Jahre gegeben, um ihren Vater kennenzulernen! Zwei Jahre, um der Vergangenheit ihrer toten Mutter auf die Spur zukommen. Doch was sie nicht wusste, war, daß die Clique, wo sie dachte, dass es ihrer Freunde sind, sie so hintergehen...