Sturmgefühle - (Draco Malfoy)

138 4 0
                                    

Als ich den ersten kalten Windstoß an diesem Morgen spürte, wusste ich, dass der Sommer gegangen war. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Nun konnte ich wieder mit meiner bratapfelroten Tasse Kakao vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum der Slytherins schlürfen und eines meiner Lieblingsbücher lesen. Ich liebte den Herbst. Es wurde zwar kälter, aber dafür wurde es drinnen zwischen Decken, Kerzen und dicken Wollsocken immer gemütlicher.

Ich schloss in diesem kurzen Moment der Ruhe, wo selbst die Natur immer schläfriger wurde, die Augen und genoss das goldene Licht der Sonne auf meinem Gesicht. Dann schlang ich meinen karierten Schal und meinen Wollmantel enger um mich und machte mich auf den Weg nach Hogsmead, um mich dort später mit Helen auf eine heiße Schokolade mit Sahne zu treffen.

Helen und ich waren schon Freunde, so lange ich denken kann. Genau wie ich stammte sie aus einer reinblütigen Zaubererfamilie, die schon seit Generationen eng zusammenarbeitete. Kein Wunder also, dass wir beide nach Slytherin gekommen waren.
Manchmal dachte ich zwar, ich wäre bei der Wärme der Gryffindors besser aufgehoben, doch das würde ich gegenüber niemandem außer Helen zugeben. Sie war wie eine Schwester für mich. Der Gedanke an sie zauberte mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht. Ich freute mich schon, den neuesten Gossip mit ihr auszutauschen und über Malfoy zu lästern.

Malfoy war so eine Sache, dachte ich, während ich durch ein Meer von Laub raschelte und eine kleine Abkürzung nach Hogsmead nahm. Ich wusste, dass er ein arroganter Idiot war, seit ich auf meinem ersten Familientreffen der Malfoys und meiner Familie, der Yorkshires, anwesend sein musste. Damals war ich gerade frisch nach Hogwarts gekommen, Draco war da schon im zweiten Jahr gewesen.
Sofort als ich das Manor betreten hatte, hatte er mich mit einem abschätzigen Blick beäugt und ich hatte sofort gewusst, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen war. Zugegeben hatte ich das hässlichste Filzkleid aus meinem Schrank angehabt, aber seit diesem Start war unsere Beziehung sehr unterkühlt gewesen. Nur aufgrund der guten Freundschaft unserer Väter hatten wir uns zusammengerissen.

Ich seufzte und schüttelte den Kopf. An so einem schönen Herbsttag sollte ich mir nicht den Kopf über diesen Strohkopf zerbrechen. Leicht summend lief ich also den Hügel hinab und genoss den Ausblick auf den bunten Herbstwald, der vor mir lag.
Ich dachte gerade, dass es nicht schöner werden konnte, als ich zwei dunkle Gestalten am unteren Ende des Weges ausmachte. Misstrauisch kniff ich die Augen zusammen. Es gab nicht viele Schüler, die so einen unruhigen Gang hatten und wild mit ihrem Zauberstab in der Luft herumfuchtelten. Als sie nicht mehr als zwanzig Meter von mir entfernt waren, stöhnte ich genervt auf. Bitte nicht Goyle und dieser neue Martin. Diese dämlichen Slytherins waren mir schon seit Beginn des Schuljahres auf den Nerv gegangen. Als sie immer näher kamen, würdigte ich sie keines Blickes mehr und hoffte, dass sie einfach an mir vorbeigehen würden.

"Yorkshire, na bleib doch stehen!", rief Goyle laut, doch ich drehte mich immer noch nicht zu ihnen um. Plötzlich fasste mich einer der Beiden am Handgelenk. Erschrocken blieb ich stehen, drehte mich um und versuchte die Hand von Martin abzuschütteln, der mich in einem eisernen Griff hielt.
"Fass mich nicht an!", schrie ich ihn an, zückte meinen Zauberstab und jagte ihm im nächsten Moment einen Fluch auf den Hals. Martin ließ mich wie von der Tarantel gestochen los und trat ein paar Schritte zurück.
"Und jetzt haut ab!", brüllte ich sie an. Mein Herz schlug zum zerbrechen schnell. Ich konnte einfach nicht glauben, was hier gerade passierte.

"Das wirst du bereuen, du kleine Schla-", bevor Goyle noch weiter sprechen konnte, erstarrte er mitten im Satz. Mit großen Augen sah ich, wie er einfach vorne überkippte. Verblüfft stieß ich die Luft aus, die ich unwissend angehalten hatte.
Hinter Goyle und Martin stand Malfoy mit einem gefährlichen, kalten Lächeln, das nicht seine Augen erreichte. Er zwinkerte mir einmal zu und hielt mich mit seinem eisblauen Blick fest, während er mit viel zu ruhiger Stimme befahl: "An deiner Stelle würde ich abhauen, Martin."

ONESHOTS ☆ [marvel, sw, lotr, th, hp]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt