Melting IV - (Thranduil)

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Verdammter Orkmist!, fluchte Nelaniel in Gedanken und konnte nichts dagegen unternehmen, dass ihr Gesicht feuerrot anlief. Ging es noch unangenehmer? Die Antwort wurde ihr geliefert, als Thranduil trocken fragte: "Versteckt Ihr Euch vor mir, Nelaniel?"

Nelaniel wäre am liebsten in den Sümpfen Mordors versunken. Wie konnte sie sich nur immer in solche peinlichen Situationen bringen?

"N-nein, ich..." Nelaniel suchte energisch nach einer Ausrede, konnte sich aber auf die Schnelle keine plausible Erklärung ausdenken.
"Ihr steht also hinter der Säule, weil die Aussicht von dort so gut ist?", kommentierte Thranduil, sein Tonfall war fast scherzhaft und als er langsam auf sie zuschritt, konnte Nelaniel erkennen, dass seine strengen Gesichtszüge weicher geworden waren.
Die Elbin kam zögerlich hinter der Säule hervor und trat von einem Fuß auf den anderen, bevor sie zu einer Antwort ansetzte: "Ja...genau das war der Grund."
Hastig machte sie einen Knicks vor ihm, das hätte sie beinahe auch noch vergessen. Konnte man noch mehr flasch machen?

"Darf ich fragen, ob Ihr in diesem Teil des Palastes seid, weil Ihr zu den Heilkammern wolltet? Kann ich Euch behilflich sein?"
Thranduil blieb eine Armlänge vor ihr stehen. Seine langen Wimpern neigten sich nach unten, als er zu ihr herabsah.
"Ich muss in der Tat in die Heilkammern, um die Fäden ziehen zu lassen", antwortete er knapp, sein intensiver Blick veranlasste Nelaniel dazu, zu Boden zu sehen.
"Dann folgt mir, ich war auch gerade auf dem Weg zu den Heilkammern."

Die Elbin setzte sich in Bewegung. Sie war froh, Thranduil nicht mehr mit geröteten Wangen gegenüberstehen zu müssen. Stattdessen lief er nun dicht neben ihr her, sodass sein silbriges Gewand ihren Arm berührte und sie vor Aufregung fast vergass, in den nächsten Gang einzubiegen.
"Wie geht es Euch?", fragte Nelaniel schließlich, um sich von der reinen Anwesenheit ihres Königs ablenken zu können.
"Gut", erwiderte Thranduil, öffnete die Tür zu den Heilkammern und ließ Nelaniel zuerst passieren, "Und Ihr?"

Nelaniel sah für einen kurzen Moment überrascht zu ihm auf und ärgerte sich im nächsten Moment darüber, dass sie ihm nicht mal so wenig Freundlichkeit zugetraut hatte. Vielleicht war ihr Bild von Thranduil als kalten, unnahbaren aber starken König doch nicht so realistisch, wie sie immer geglaubt hatte.
"Insgesamt gut, doch die letzten Tage merke ich noch jetzt", entgegnete Nelaniel und führte Thranduil in ein abgekapseltes Behandlungszimmer, "Bitte setzte Euch."
Der Elb tat wie ihm geheißen.
"Es tut mir Leid um die vielen toten Soldaten und die Leiden, doch anders hätten wir die Schlacht nicht gewonnen", sagte Thranduil, während er sein Gewand aufknöpfte. Nelaniel nickte nachdenklich.
"Ihr habt getan, was Ihr musstet. Nur unser Feind ist für die Toten verantwortlich, niemand sonst", erwiderte Nelaniel in einem ruhigen Ton. Sie hatte das Gefühl, ihn bestärken zu müssen.

Thranduil blickte sie nun direkt an. In seinem durchdringenden Blick lag Dankbarkeit und noch etwas anders, was Nelaniel nicht zu definieren vermochte. Als er sein blütenweißes Hemd abstreifte, musste sich die Elbin jedoch tief durchatmen, damit sie sich auf die Nähte konzentrieren konnte. Nur auf die Nähte. Schnell die Hände desinfizierend, besah sie sich die frisch zugeheilte, hellrosafarbene Wunde und griff nach einer sterilen Pinzette.
"Das wird jetzt vielleicht etwas ziepen", warnte Nelaniel ihn vor und und legte behutsam ihre kühlen Finger neben die Wunde auf seine muskuslöse Brust. Von ihren Fingerspitzen aus breitete sich eine feine Gänsehaut über Thranduils Oberkörper aus, was die Elbin fast dazu veranlasst hätte, ihre Hände wieder von seiner Haut zu nehmen.
Thranduil bemerkte jedoch ihr Zucken und hielt sie blitzschnell mit seiner großen, kräftigen Hand am Handgelenk fest. Nelaniel atmete erschrocken ein, ihr Blick schnellte nach oben. Eisblaue Augen, die so schön waren wie das Licht der Sterne, trafen auf ihre.

"Schon gut", sagte Thranduil mit tiefer, leiser Stimme, die Nelaniel einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte, "Macht weiter."
Mit wild klopfendem Herzen senkte Nelaniel wieder ihren Blick und fing an, mit geschickter Pinzettenführung die überbliebenen Fäden aus seiner Wunde zu ziehen. Thranduil ließ jedoch nicht ihr Handgelenk los. Sein Daumen lag auf der Innenseite ihres Handgelenks und seine langen Finger umgriffen sie fest. Vielleicht mochte er sie doch mehr, als Nelaniel zu hoffen glaubte.
Nelaniel zog den letzten Faden aus der verheilten Wunde, ohne dass Thranduil auch nur reagierte.

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