kapitel fünf - die kunst der policeline

85 17 26
                                    


linie, die mit einer sprühdose an wänden über mehrere meter gemalt wird, während der writer vor der polizei flieht

-  - — -  -

DER MORGEN GRAUTE MIT PASTELLFARBEN

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

DER MORGEN GRAUTE MIT PASTELLFARBEN. Pink, rosa und blau hatte ein Tag über Busan Einzug gehalten, der warme Aprilbrisen und Spaziergänge am Strand versprach.

Die Möwen waren schon wach. Sie zogen ihre ewigen Kreise über der Bucht der Hafenstadt, ließen sich in den Strömungen treiben wie Origami-Figuren, mit denen ein salziger Seewind spielte.

Als Yoongis Hand die linke Seite seines Bettes berührte, fielen seine Finger in eine ausgekühlte Kuhle. Linkisch tastete er die Laken nach etwas Warmen, Vertrauten, Bunten ab, doch der Stoff blieb kalt und weiß. Schlaftrunken blinzelte er die Augen offen.

Jimin lag nicht mehr neben ihm. Ein Zipfel der zerknitterten Bettdecke war zurückgeschlagen worden, die Tür stand gerade so noch einen Spaltbreit offen, um einen leisen Straßenjungen entwischen zu lassen. Er musste noch vor Sonnenaufgang gegangen sein, dämmerte es Yoongis wachendem Verstand allmählich, während er die Erinnerung an den süffisanten Jungen in den letzten, zurückgebliebenen Falten des Bettlakens merkwürdig apathisch betrachtete. Sein Herz wollte schwer werden, aber es schlug ungeirrt weiter.

Entweder war er noch zu müde oder es überraschte ihn wahrlich nicht, dass jemand Flüchtiges wie Jimin sich nicht einfangen ließ. In der Hinsicht musste die Essenz von den Graffiti-Bildern, die er so manisch verehrte, und ihm die gleiche sein: ihr Eindruck blieb auch dann noch bestehen, wenn der Künstler längst das Weite gesucht hatte.

Schlaftrunken wandte er sich um, strich sein wirres, zerzaustes Haar zurück, in dem er immer noch Jimins fordernde Finger nachfühlen konnte.

Dann erkannte Yoongi auf seinem Nachtschränkchen, dass seine Schmuckschale geplündert worden war.

Und erst danach kämpfte sich ein Grollen den Weg an die Oberfläche.

Dieser Pisser hatte ihn doch nicht ernsthaft beklaut.

Hellwach schlug er die Bettdecke von sich, doch sein säuerlicher Verdacht bestätigte sich, während er linkisch die Schatulle auf den Kopf stellte. Keiner seiner wenigen, kostenreichen Ringe oder Armreife hatte den Abstecher eines Kleinkriminellen in seine Wohnung überlebt.

Wenigstens seine Uhren waren verschont geblieben, doch als Yoongi wütend die Schublade wieder zustieß, fiel ihm ein, dass Jimin auch kein Uhrenmensch war. Auf Zifferblättern ließen Gütesiegel wie Gucci, Chanel und Versace nicht so subtil mit sich brüsten wie in dem veredelten Metall von Juwelierarbeit.

Er hätte sich dafür verfluchen können, nicht selbst darauf gekommen zu sein, dass ein Junge aus Jimins Verhältnissen sich niemals echten, geradezu sündhaft teuren Schmuck leisten konnte. Selbstverständlich schmückte sich eine diebische Elster mit fremden Federn—sie standen ihm bedeutend besser als ihren einstigen Besitzern und waren einfacher aufzutreiben als die nötigen Scheine für sie.

A.C.A.B. ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt