kapitel zwei - geisterbild

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bild, das nach dem reinigen immer noch zu erkennen ist

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„ER REDET NICHT MIT UNS

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„ER REDET NICHT MIT UNS. Der Junge sitzt seit drei Uhr morgens in der Zentrale und weigert sich, mit den Beamten zu kooperieren."

Sein Kopfschmerz hämmerte zum Glück penetranter gegen seine Stirn als die Stimme seiner Arbeitskollegin in seinen Ohren piepte, sonst hätte Yoongi seine Genervtheit nicht so leicht im schwarzen Kaffee ertränkt.

Er brummte irgendeine Form von Resonanz in seine Tasse und tat unheimlich beschäftigt dabei, wie er die Karte wieder und wieder las, die auf seinem Stuhl gelegen hatte. Eigentlich konnte Yoongi behaupten, dass seine emotionsbefreiten Mienen immer ihren Zweck erfüllten und zumeist wortlos ausdrückten, allein gelassen werden zu wollen. Heute schien der Alkohol an ihrer Garantie genagt zu haben.

„Du solltest es versuchen", bohrte sie weiter. „Vielleicht redet er nur nicht mit uns, weil wir bisher nur weibliche Kolleginnen auf seine Abhörung angesetzt haben. Womöglich hast du einen besseren Draht zu ihm."

„Warum noch gleich lassen wir ihn nicht gehen?"

„Du weißt, warum. A. C. A. B." Augenrollend schüttelte Aran den Kopf und sortierte die Dokumente in ihrem Arm. „Wenn wir jeden freiließen, der mit Propaganda gegen die Polizeiinstitution um sich wirft, verlieren wir unseren Biss. Führ einfach nur die Befragung durch, alles was du brauchst, steht hier drin."

Die Akte und ihre ach so vernichtenden Beweislagen sahen kläglich dünn aus. Wenigstens nur ein Möchtegern-Graffiti-Künstler und kein versierter Taschendieb oder Schlägertyp, der zum wiederholten Male in der Polizeiwache auflief. Yoongi hätte herzlich wenig Lust darauf gehabt, einen etablierten Kriminellen zu verhören, wenn seine Zunge sich nur träge und reibend um die Konsonanten wand, die es benötigte, um echte Wörter zu formen.

Tief durchatmend schob er den Kuchen beiseite, der auf seinem Platz im Dienstraum gestanden hatte. Irgendjemand hatte scheinbar ein durchzechteres Wochenende hinter sich als er, denn der Geburtstagskuchen war auch dann schon angeschnitten gewesen, als er heute Morgen ins Präsidium von Dongnae eingecheckt hatte. Wahrlich unzeremoniell war vom Schriftzug übrig geblieben: Happy Birthday, Yo

Entweder das oder seine Kollegen hielten sich für besonders witzig, ihn im amateurhaften Jugend-Slang zu seinem achtundzwanzigsten Geburtstag beglückwünschen.

„Ich schau nach ihm", versprach Yoongi Aran mit rauer Stimme, die wohl Zeugnis dafür ablegen musste, dass er mindestens genauso lange heute Nacht wachgeblieben war wie der Unglückselige, der beim Sprayen in Oncheon-dong erwischt worden war. Aran nickte, stand noch immer im Türrahmen zum Pausenraum und setzte den Überbleibseln des Buttercremekuchens auf dem Tisch ihren schmachtenden Blicken aus.

Yoongi wappnete sich gegen die Tatsache, heute Mittag wahrscheinlich kein Stück mehr abzubekommen, während er die Räumlichkeit verließ. Ihm machte es nichts aus. Sein Magen hätte es ihm sowieso nicht gedankt.

A.C.A.B. ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt