kapitel vier - hall of fame

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halls of fame dienen als battleort und treffpunkt für writer. oft liegen sie im verborgenen.

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VIER TAGE WAREN INS LAND gezogen und Yoongi hatte den Jungen mit den verwaschenen, pastellbunten Haaren noch immer nicht vergessen

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VIER TAGE WAREN INS LAND gezogen und Yoongi hatte den Jungen mit den verwaschenen, pastellbunten Haaren noch immer nicht vergessen.

Er sah ihn in allem, was ihm begegnete: in den neongrellen Reklametafeln an den Wolkenkratzern, in den amateurhaft schlechten Graffiti-Bildern in den U-Bahn-Unterführungen, sogar in der bunten Aufschrift auf seiner Kaffeetasse—namentlich Ich bin nicht schlecht gelaunt, das ist mein Montagsgesicht—die ihm seine Kollegen vom Revier zum Geburtstag geschenkt hatten.  

Er konnte keinen Schwarztee aus ihr auf seinem Balkon bei Meerblick genießen, wenn er bei jedem Schluck an Jimin und sein unverschämtes Grinsen erinnert wurde.

Es war lächerlich, er war lächerlich, das wusste Yoongi. Selbstreflexion musste immerhin der erste Schritt zur Besserung sein, redete er sich verbissen ein, während er am Freitagabend den weichen Bühlsand am Strand verließ und über die Promenade joggte. Widerspenstige Haarsträhnen hatten sich aus seinem Zopf gelöst, fielen ihm verschwitzt und wirr ins Gesicht. Yoongi drosselte sein Tempo nicht, viel eher zog er es an. Wenn nur Seitenstechen und Wadenkrämpfe ihm die Flausen aus den Kopf treiben konnten, wollte er ganz Haeundae ablaufen, um sich endlich wieder richtig auf seine Arbeit konzentrieren zu können.

Langsam wurde seine Unfähigkeit, sich für länger als dreißig Minuten auf seine Aufgaben zu fokussieren, nämlich zu einem ernst zu nehmenden Problem, das nicht nur ihm ins Auge gestochen war. Aran hatte ihn am Mittwoch in ihrer Mittagspause verdutzt gefragt, weshalb er so interessiert an den kleinkriminellen Fällen des Tages sei, von denen das Streifenkommando oftmals nach ihren Kontrollfahrten durch Dongnae berichtete. Yoongi konnte nicht guten Gewissens—oder gar mit einer geladenen Pistole an der Schläfe—zugeben, dass er insgeheim darauf hoffte, dass ein gewisser Graffiti-Künstler wieder auf frischer Tat bei einer politischen Revoltbewegung ertappt und in ihr Revier gebracht worden war. Es kratzte schon hart genug an seinem Stolz, sich eingestehen zu müssen, dass er nur noch den schlichten Silberring an seinem Ringfinger trug, weil er Jimin gefallen hatte. Wenn er jetzt einknickte und sich mit dem wirklichen Ausmaß seiner Anziehung für den rotzfrechen Jungen konfrontierte, könnte er einpacken.

Das Gedrängel auf der Promenade von Touristen zwischen Verkaufsständen drehte seinem Dauerlauf den Hals um. Yoongi sah sich dazu gezwungen, hinter den Menschenaufläufen hinterherzutrotten und die Zeit auf seiner Uhr zu stoppen. Seine persönliche Bestzeit bisher. Vielleicht ließ sich eine Verknüpfung zwischen seinem heutigen Läuferhoch und seiner Angewohnheit, vor den Gefühlen in seinem Leben immerzu davonlaufen zu müssen, ziehen. Er wischte sich die Schweißperlen mit dem Saum seines langärmligen Sportshirts von der Stirn, atmete tief durch und joggte dann genauso gnadenlos mit seinen tauben Füßen wie zuvor weiter.

A.C.A.B. ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt