Der kühle Wind zerzauste meine Haare, aber es fühlt sich gut an, mal wieder frische Luft atmen zu können. Die Luft in der Höhle war zwar auch angenehm, aber es tat gut, dem erdigen Geruch ein paar Stunden entfliehen zu können. Genüsslich nahm ich einen tiefen Atemzug nach dem anderen und merkte, wie Liv neben mir genau das Gleiche tat und dabei fast sehnsüchtig in den Himmel blickte.
Wir beide befanden uns alleine auf der kleinen Lichtung. Vor einigen Minuten hatten wir den Stein wieder vor den Eingang zur Höhle geschoben und saßen nun auf ihm. Meine Beine hatte ich mit meinen Armen umschlungen, während ich die Augen geschlossen hatte und mich der Sonne entgegen richtete. Es war schön hier draußen, ich mochte die Natur. Wir waren umgeben von hohen Bäumen und unsere Füße lagen auf dem angenehm kühlen Stein.
Daphne und 67 hatten sich schon auf den Weg gemacht, vor einigen Augenblicken waren die beiden im Wald verschwunden und bewegten sich nun nach Norden, wo der große Markt Kenzies lag, der sich in wenigen Minuten öffnen würde. Wir hatten uns dazu entschieden, in zwei Teams loszugehen, um nachher nicht in Verbindung gebracht zu werden, falls wir erwischt werden sollten, was hoffentlich nicht der Fall war.
Eigentlich war ich im Vorteil, da ich, wenn ich nicht im Wasser war, aussah, wie ein ganz normales Mädchen. Einzig und allein meine unnatürlich blauen Augen würden auffallen. Doch das würde mir heute nichts bringen. Jeder in Kenzie kann mein Gesicht. Genau aus diesem Grund trug ich einen sehr dünnen, schwarzen Kaputzenpulli mit großer Kaputze, die ich mir aufsetzen würde, um mein Gesicht verdecken zu können.
Nach Liv wurde meines Wissens nach nicht gesucht, weshalb sie auch keinen Pulli trug, wie ich. Liv trug ein dunkelblaues, langärmliges Oberteil, das die Aufschrift „Good Vibes“ in hellblauen Buchstaben auf dem Rücken hatte. So sah man ihre Streifen nicht, die ihr bis zu den Handgelenken gingen und ansonsten ihren ganzen Körper bedeckten. Das einzige Problem, waren ihre Streifen im Gesicht, doch die hatte Daphne so gut wie möglich mit geklauter Schminke überschminkt, sodass man sie kaum noch sah.
„Wir sollten auch langsam los“ sprach Liv ihre Gedanken aus und sprang vom Stein hinunter. Ich tat es ihr gleich und landete fast geräuschlos neben ihr im Laub. Zusammen machten wir uns nun ebenfalls auf nach Norden, um zum Markt zu gelangen, 67 und Daphne vermutlich schon längst da.
Liv zog den Riemen ihrer Tasche zurecht, die beim Sprung über einen umgefallenen Stamm beinahe in einen kleinen Bach gefallen wäre, der nebenan verlief und leise vor sich hinplätscherte.
Auch ich trug so eine Tasche bei mir. Sie waren nicht besonders groß, aber groß genug, um einiges darin verstauen zu können. Wir hatten schließlich nicht vor, den ganzen Markt auszurauben, sondern wollten nur so viel mitnehmen, wie wir es für die nächsten Tage benötigen würden.
In den letzten Tagen hatte ich mich gefragt, wie es nun weitergehen würde. Werde ich den Rest meines Lebens in dieser Höhle verbringen oder gibt es noch andere Möglichkeiten? Ich würde die anderen später mal auf ihre zukünftigen Pläne ansprechen. Vorausgesetzt, wir überlebten diesen Tag…
Liv bleib Plötzlich stehen und starrte in die Ferne. Ich folgte ihrem Blick und sah nun dasselbe, was sie auch sah: Wir waren angekommen. Ungefähr hundert Meter weiter tat sich der Markt auf, auf dem schon reges Treiben herrschte. Zusammen liefen wir den kleinen Abhang hinunter und betraten die Menschenmenge.
Überall tummelten sich Menschen umher, jeder trug bunte Kleidung. Eine Frau, die mich gerade angerempelt hatte, trug einen langen, fließenden, knallroten Rock und dazu eine weiße Bluse. Ob es Absicht war, dass sie mich angerempelt hatte, konnte ich nicht sagen. Aber ich ging davon aus, dass es ein Versehen war, da sie mich kurz entschuldigend anlächelte und dann weiterlief.
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~𝕏𝕖𝕟𝕚𝕒 | 𝔼𝕚𝕟 𝕃𝕖𝕓𝕖𝕟 𝕒𝕝𝕤 𝕄𝕦𝕥𝕒𝕟𝕥~
FantasyWir schreiben das Jahr 2056. 11 Jahre ist es nun her, seitdem die Mutanten aus den Laboren ausgebrochen sind. Xenia ist eine von ihnen... Jeder einzelne der Mutanten waren alles mal Kinder und Jugendliche, die ihren Familien entrissen und schrecklic...