eskalation

584 90 3
                                    

Kapitel 41

Emily

"Verschwinde und komm mir und meiner Familie, nie wieder zu nahe!" spuckte Emily Dave-Harald Fitzgrad entgegen und meinte jedes Wort so bitterernst, dass sie ihm sogar etwas zurückschubste, um ihren Worten Ausdruck zu verleihen.

Für einen Moment starrte Dave sie nur an und hielt seine freundliche Fassade aufrecht. Aber die Maske bekam Risse. Kleine, hauchzarte Risse, die kaum einer bemerkt hätte, aber Emily sah sie dennoch. Die Art wie er für eine Sekunde lang seinen Lippen zusammenpresste, bevor seine Mundwinkel sich etwas zu steif hoben. Sie hatte es gesehen und alles in ihr schlug noch deutlicher Alarm, als zuvor. Wie hatte sie das alles übersehen können? Wie hatte sie zulassen können, dass er sich ihr so weit näherte?

"Ich habe dich überrumpelt. Das tut mir leid. Ich hätte warten sollen, bis du mich offizielle vorstellst. Aber ich wollte dich einfach sehen. Die Schmerzmittel müssen mir meinen Verstand vernebelt haben", sagte er und hob seine Hand zu dem kleinen Verband an seiner Nase, als wollte er noch einmal auf seine Verletzung aufmerksam machen.

Eine überaus manipulative Geste, die Emily wie eine Neonleucht ins Gesicht schien.

Er versuchte Mitleid zu erregen, damit man nicht sauer auf ihm war. Wie...ja, wie auf dem verdammten Friedhof.

Emily fühlte sich plötzlich wie eine Idiotin. Dave hatte es geschafft sie zu verfolgen und es auch noch niedlich aussehen zu lassen. Was für eine kranke scheiße!

"Das funktioniert bei mir nicht mehr, Fitzgrad, also versuch es am besten gar nicht erst. Das Spielchen ist vorbei. Du wusstest genau, dass ich noch in der Uni bin, schließlich hast du den exakt gleichen Stundenplan wie ich. Mir ist egal, wobei du noch alles gelogen hast. Ich will, dass du verschwindest. Sofort!" forderte sie, aber Daves Lächeln blieb verständnisvoll. Als wäre sie ein kleines Kind, dem man den Kopf tätscheln musste, um ihm dann langsam zu erklären, dass es nicht alles haben konnte, was es wollte. Genauso sah er sie in diesem Moment an, trat wieder einen Schritt auf sie zu und lehnte sich leicht zu ihr herunter.

"Ich verstehe, dass du wütend bist, Em. Aber denkst du nicht, es ist Zeit endlich, mit offenen Karten zu spielen? Ich denke, wir sollten endlich zueinander stehen und es offiziell machen. Jeder sieht doch, was zwischen uns ist und ich..."

"Oh mein Gott, du bist ja vollkommen verrückt!", entfuhr es Emily entsetzt und wich vor ihm zurück, weil alleine der Gedanke, dass er sie anfassen könnte, sie einfach nur krank machte. Wie hatte sie das alles an ihm übersehen können?

"Wir führen keine Beziehung, Dave! Und gerade bin ich mir sehr sicher, dass ich dich nicht einmal leiden kann. Ich war nie in dich verliebt oder so etwas. Egal was du dir da in deinem Gehirn zusammen gesponnen hast, es ist nicht real! Du solltest dir Hilfe suchen!" entfuhr es ihr und das war der Moment wo Dave dieses falsche Lächeln endlich fallen ließ und eindeutig wütend wurde.

"Du hast mich geküsst!" entfuhr es ihm aggressiv, aber Emily entfuhr lediglich ein Schnaufen.

"Du hast mich geküsst, absolut ohne mein Zutun! Und nur damit das klar ist: Ich hatte vor dich von mir wegzustoßen, aber Ian kam mir zuvor. Sag mir: ist deine Großmutter wirklich da begraben oder war auch das eine Lüge? Nein, lass es, sag es mir nicht! Es ist mir egal! Du bist mir egal! Verschwinde von hier und komm nie wieder zurück!", blaffte sie ihn an.

Und für eine Sekunde hörte man nichts weiter als das Rauschen des Windes, dass im Baum vor ihrem Elternhaus durch die blätter rauschte, während sich die Stimmung aufheizte. Drohte zu eskalieren. Sie wusste es und im Gegensatz zu sonst, hörte sie auf ihr Bauchgefühl.

Gerade hatte Emily vor ihn so einfach stehenzulassen und zu ihrer Mutter zurückzukehren, da umfasste Dave ihren Oberarm mit fast schmerzhaft festen Griff und hielt sie davon ab.

Two clashing heartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt