Der Ursprung des Werfluchs

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Das einzige was sie wollten war zusammen zu sein. Doch gemeinsam waren sie zu mächtig und man versuchte sie zu trennen.
Sie wurde gefangen genommen. Mit hinter dem Rücken gefesselten Händen und auf die Knie zusammengebrochen schrie sie sich die Seele aus dem Leib, als sie zusehen musste, wie er starb.
Er war tot, doch sein Geist ließ sich nicht von ihr trennen.

„Halte durch, ich werde dich befreien!"
Während sie in ihrem goldenen Käfig saß, flüsterte ihr seine Stimme immer wieder das gleiche zu, bis sie dachte verrückt zu werden.

„Beeile dich und hole mich bevor es zu spät ist!!!"

Die Zeit verrann zäh.

Sie schien sich in ihr Schicksal zu fügen und wurde ruhig. Hörig. Das dachte der, der sich für ihren Herren hielt. Doch als er glaubte sie zu der Seinen machen zu können, stieß sie ihm ein Messer in den Rücken und durchbohrte mit einem wahnsinnigen, dunklen Glanz in den Augen sein Herz.

„Ich beanspruche deinen Körper als Gefäß. Also verschwinde!", säuselte sie ihm mit einem Lächeln auf den Lippen ins Ohr. Zu seiner linken vernahm er eine männliche Stimme: „Ich nehme ihn als Wiedergutmachung für unsere Trennung, die du bewirkt hast."
Als sie das Messer aus dem Körper zog sank er auf ein Knie...

Und fing an schallend zu lachen.

Nach seinem Tod war er durch die Hölle gegangen.
Er würde sein Versprechen halten und seine Liebste retten. Egal was er dafür tun musste. So wurde er mehr und mehr zum Dämon.
Bis er schließlich zurückgeholt wurde.
Durch die Verbindung zu ihm, war auch sie etwas Anderes geworden.

Das einzige, was sie wollten war zusammen frei sein. Doch der Mensch in seiner unendlichen Gier und mit Neid aus tiefstem Herzen gönnte es ihnen nicht.
Damit wurden sie unmenschlich.
Dämonisch.
Böse.

Es folgte eine Zeit der Tyrannei des schwarzen Paares.
Eine kurze Zeit in der sie vereint waren. Doch in ihrem Innersten fühlten sie, dass diese Vereinigung nicht mehr rein war.
Nicht mehr echt.

Es sollte nicht lang dauern bis ein weißer Held kam, um die Völker von ihrer Pein zu befreien. Er und seine Mitstreiter besiegten das schwarze Paar. Doch diesmal konnten sie Seite an Seite kämpfen.
Füreinander.
In dem Moment als sie starben hatte ihre Liebe wieder einen Sinn. Sie wurdenin inniger Umarmung zu Stein, unter den ungläubigen Blicken ihrer Henker.
Ihrer Befreier.
Für die Ewigkeit vereint sollten sie nun so Ruhen.

Ihre Körper verwitterten mit der Zeit. Wurzeln rankten um sie, es entstand eine Mauer aus Holz und Blättern, geziert von blutroten Blüten. Was von den beiden übrig blieb waren zwei Edelsteine an der Stelle, wo einst ihr Herz füreinander schlug.
Ihrer war ein großer Tropfen, jadegrün mit einem roten Kern. Seiner ein schwarzes sechseckiges Prisma mit drei burgundenen Funken.
Für viele Jahre ruhten sie so in trauter Zweisamkeit.

Bis ein Räuber ihren Herzstein fand und ihn stahl, weil er so kostbar schien.
Doch dieser tat nur ein paar wenige Schritte bis sein Stein erwachte und voller Wut brüllte, ob des erneuten Versuches sie zu trennen. Sogleich bekam es der Dieb mit der Angst zu tun und vor Schreck warf er ihren Herzstein von sich.
Und er flog weit.
Traf auf und überschlug sich.
Hüpfte, zerschellte aber nicht.
Zur Ruhekam er auch nicht und fiel letztendlich in einen Fluss, dessen Wasser ihn mit sich riss und davon spülte.

Sein Wille erwachte mit diesem Unglück zu neuem Leben. So suchte er sich selbst ein neues Gefäß.
Als sich ein vorbei trabender, einsamer Wolf angelockt fühlte und den Stein mit einem Biss verschlang, wurde er zu einer reißenden Bestie, die erst Ruhe finden würde, wenn er das Liebste wieder bei sich wusste.

Sie wurde weit entfernt von einem kleinen Mädchen aus dem Wasser gefischt. Das war auch ihre Gelegenheit, zu ihm zurück zu finden. Und so wurde auch das Kind von einer dämonischen Seele in Besitz genommen.

Der Wille der beiden blieb nicht nur in einem Körper. Sie zersplitterten und teilten sich auf. Durch das Blut der Besessenen verbreiteten sie sich wie eine Krankheit.
Die Splitter begannen mit der Zeit ein Eigenleben zu entwickeln. Sie hatten nicht mehr den Willen sich mit ihren anderen Teilen zu vereinigen. Und so sollten die beiden Liebenden nie mehr ganz zueinander finden.

Der Fluch indes verbreitete sich in alle Richtungen des Himmels.
Die durch sein Blut verunreinigt sind, verwandeln sich von Zeit zu Zeit, oder durch starke emotionale Aufruhr in wilde Monster. Die Gestalt, die sie dabei annehmen hängt von ihrem Charakter ab. Sie gleichen aber immer Tieren, weshalb sie oft mit Gestaltwandlern verwechselt werden. Im Gegensatz zu diesen geraten sie dabei aber in Raserei. Es ist kein natürlicher Vorgang, sondern der Inbegriff eines bösen Fluchs. Oft können sie sich an nichts erinnern, sind nicht mehr Herr ihrer Sinne. Damit bringen sie die in Verruf, denen sie so ähnlich sind.

Legenden NetorasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt