Ein Mensch mit Katzenkopf

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Mit auf die Pfoten gebettetem Kopf lag Löwe auf dem warmen Fensterbrett. Die Wärme der darunterliegenden Heizung und das wohlige Gefühl seines vollen Magens  verursachte eine bleierne Müdigkeit. Mit halb geschlossenen Augen betrachtete er zufrieden das große Gemälde an der Wand und sinnierte darüber nach, was es wohl zeigte.

Einen Mensch mit Katzenkopf, der...Äh...Seltsame Sachen anhatte und jemanden aufschlitzte? Löwe wusste es nicht, und er glaubte, es auch nicht wirklich wissen zu wollen.

Seine Ohren zuckten, als er Stimmen wahrnahm, im Nebenzimmer, die immer lauter wurden.

"Was soll das, Mandy?" schnauzte Rick seine Freundin an. "Er hat in unseren Zimmern nichts zu suchen!"

"Löwe ist jetzt schon vier Monate alt!" entgegnete Mandy heftig.

(Du bist gemeint, Kleiner)

Löwe sah hoch. Hellwach lauschte er dem Streit, neugierig, aber auch verängstigt. Was hatte Rick vor?

(Er will dich rausschmeißen, du wirst schon sehen)

"Es wird Zeit, ihm auch den Rest des Hauses zu zeigen!" fügte sie hinzu. "Er ist schon stubenrein, mach dir keine Sorgen!"

"Es geht nicht darum, und das weißt du auch! Du kannst ihn nicht wie ein Kind behandeln!" brüllte Rick. Löwes Fell sträubte sich. Was war mit Rick bloß los? Warum reagierte er so aufgebracht?

(Kannst du es dir nicht denken?)

"Nein, kann ich nicht!" schnaubte der flauschige Kater und stand ruckartig auf.

"Ich behandele ihn nicht wie mein Kind!" fauchte Mandy.

(Ganz die Löwenmutter, deine Menschin, yeah)

Löwe knurrte und setzte sich mit dem Rücken zu dem Gemälde. Die Augen des Katzemenschens schienen zu glühen, Löwe glaubte, ihren bohrenden Blick in seinem Nacken zu spüren.

"Und was war mit dem Stück Gans? Du hast ihm etwas von usnerem Essen gegeben!" entgegnete Rick im Nebenraum.

"Das war nur wenig! Glaubst du, er gewöhnt sich das jetzt an, oder was?" ertöhnte Mandys bemüht lässige Stimme.

"Jedes Kind weiß, dass Katzen kein Geflügel essen sollen!" knurrte Rick so laut, dass Löwe noch immer jedes Wort verstand,

(Seine Ohren waren aber auch ausgezeichnet)

obwohl sie leiser geworden waren.

Schritte ertöhnten. Wie ertappt rollte Löwe sich wieder zusammen und lauschte, wie die Tür geöffnet wurde, während er seinen Atem beruhigte und die Augen schloss, um so schläfrig wie möglich zu wirken.

(Du siehst lächerlich aus, lächerlich, weißt du das denn nicht, 𝙺𝚛𝚒𝚎𝚐𝚎𝚛?)

Löwe brummte leise. Dann hörte er Mandys Stimme und öffnete die Augen. Sie stand vor ihm, ihr langes, blondes Haar (Am Absatz bereits wieder braun) fiel ihr ins Gesicht, als sie müde lächelte.

"Was ist, Löwe? Willst du in den Garten?"

Löwe starrte sie an. Garten?

(Die Wildnis, du Mäusehirn. Wo du gestern warst!)

Er sprang auf und maunzte zustimmend. Mandy lachte und folgte ihm zur Tür.

Von Schatten gezeichnetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt