Von Schatten gezeichnet

Bis zum letzten Atemzug und weiter

Während Löwe blindlings vor den Wespen flüchtete, stellte er etwas erschreckendes fest: Er hatte absolut keine Kondition.

Nach einer Bäumlänge keuchte er wie ein Walross,

(Nicht, dass ein solches verwöhntes Hauskätzchen wissen konnte, was ein Walross war)

nach dreien schmerzte sein Brustkorb wie kurz vor dem zerbersten

(Dabei nahm er die Stiche, die ihm die bösartigen Insekten zugefügt hatten, nicht einmal wahr)

und als er die Kastanie erreichte, begannen schwarze Punkte vor seinen Augen zu tanzen. Wie von fern ertönte Mandys Stimme.

Löwes Atem ging viel zu flach und, vor allem, zu schnell. Als er taumelnd stehenblieb, jagte sein Herz wie ein verwundetes Reh. Die Wespen folgten ihm nicht mehr - dafür nahm er ein anderes Geräusch wahr.

Das Zischen einer Schlange.

Nicht, dass er jemals eine Schlange gehört hätte, aber instinktiv spürte er, von wo das Geräusch ausging. Langsam drehte er sich um.

Da war keine Schlange.

(Glaube deinem Verstand nicht, du weißt es besser)

Drrrrriiiixxxxx, zischte sie. Drrrrixxxx...

Löwe hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber er ahnte unbewusst, dass eine normale Schlange nicht so zischte.

Drrreizzzzehn Lüüügeeen...wisperte der Wind.

Löwe hörte es zum ersten Mal - aber es sollten viele weitere Male folgen.

Irgendein Urinstinkt schien bei dem Zischen erwacht zu sein; er rannte weiter, obwohl sein Körper vor Anstrengung zitterte. Ihm ging die Luft aus, hastig schnappte er nach Atem und japste wie ein hechelnder Hund, der ein tiefes Bad genommen hatte

(und dabei die Luft anhielt)

Mandy schien weit weg zu sein, alles war weit, weit weg, die Welt begann sich zu drehen.

Eine heftige Windböe riss ihn beinahe um und dankbar gaben erschöpften Pfoten des Hauskaters ihren Dienst auf.

Der Himmel schien auf ihn zuzustürzen, dann schlug Löwe auf dem Boden auf und alles wurde dunkel.