Das hier ist das Ergebnis einer kleinen Aufgabe aus dem Buch "Schreibtipps & -tricks" von Jugendbuch. Es ging darum, seinen Schreibstil zu finden und eine bestimmte Stimmung rüberzubringen, indem man eine kleine Einleitung weiterführt. Ich habe mich für diese hier entschieden:
Feynah ist eine Fee, die vor hundert Jahren jedoch ihre magischen Kräfte verloren hat. Eine Hexe versprach ihr, ihr ihre Kräfte zurückzugeben, wenn sie sich für hundert Jahre in ihren Dienst stellt. Das hat Feynah gemacht und der große Tag ist gekommen. Endlich bekommt sie ihre Magie wieder und ist überglücklich, weint sogar vor Freude. Aber auch vor Trauer, weil sie im Auftrag der Hexe schreckliche Dinge getan hat.
Viel Spaß!
Einhundert Jahre. Ganze einhundert Jahre sind vergangen, seit ich den größten Fehler meines Lebens begangen habe. Aber wie hätte ich es denn besser wissen sollen? Ich war noch so jung und verblendet. Aus heutiger Sicht hätte ich das Angebot der Hexe niemals annehmen dürfen. Für nichts auf der Welt, nicht einmal meine Kräfte. Seufzend stecke ich mir meine Locken zu einer hübschen Frisur zusammen. Heute ist der Tag gekommen, an dem ich meinen Dienst abgeleistet habe. Kurz überrollt mich eine Welle von Schuldgefühlen und schließe schmerzvoll die Augen. Zu viel Leid habe ich im Dienst der Hexe über die Welt gebracht. Doch einen bindenden Pakt kann man nicht brechen, und leider beinhaltet dieser Pakt auch, dass ich der Hexe nichts antun kann.
Aber trotz allem mischt sich Aufregung und Vorfreude in mein Gefühlschaos. Schließlich habe ich seit einhundert Jahren meine Kräfte nicht mehr benutzt. Und jetzt endlich bekomme ich sie zurück. Diese Erkenntnis verdrängt auch den letzten Rest negative Gefühle in mir.
Einhundert Jahre...
"Bist du bereit?", fragt mich die Hexe unwirsch und mit verkniffenen Mund, als ich aus der kleinen, moosbewachsenen Hütte trete, in der ich die letzten Jahre gelebt habe. Ich weiß, dass sie schlechte Laune hat, schließlich verliert sie heute ihre treue Gehilfin. Doch nicht nur ich muss mich an den bindenden Pakt halten und so kann die Hexe mich nicht weiterhin hier behalten.
"Ja", antworte ich deshalb, der Einfachheit halber. Die Hexe nickt und ich laufe ihr hinterher durch den Wald. Der Geruch von Moos und Regen liegt in der Luft und ein paar Grillen zirpen im Morgengrauen. So friedlich die Kulisse auch ist, ich konnte ihr noch nie etwas abgewinnen. Zu sehr erinnert sie mich an den Pakt mit der Hexe. Schweigend laufen wir weiter, bis wir an einem Hügel angekommen sind. "Geh hinauf", sagt die Hexe mürrisch, "und stell dich in die Mitte." Ich befolgte ihre Anweisungen.
Langsam werde ich wirklich nervös, denn auch wenn ich furchtbare Dinge getan habe, wenn mich die Erinnerungen daran quälen, ich freue mich wie noch nie in meinem langen Leben. Die düstere Zeit bei der Hexe ist endlich vorbei, ich kann endlich wieder frei sein. Ich bekomme endlich meine Magie zurück. Ich stelle mich genau in die Mitte des Hügels, auf die höchste Stelle. Alles wird wieder gut. Ich werde endlich alles wieder geradebiegen können. Vorfreude pulsiert durch meine Adern und wird immer stärker.
Unten beginnt die Hexe ihre Formeln zu murmeln. Sie holt ein paar Dinge aus ihrer Tasche, zerquetscht sie in ihrer Hand und ein giftgrüner Rauch beginnt sich wie eine Schlange um sie herum zu winden. Ihre Augen füllen sich mit schwarz, aber ich habe keine Angst. So sieht sie immer aus, wenn sie hext. Langsam windet sich der Rauch zu mir. Als er mich berührt, erstrahlt er plötzlich in einem hellen, weißen Licht. Langsam werde ich in die Lüfte gehoben und der weiße Nebel schließt sich um mich, sodass ich nichts mehr erkennen kann. Dann schießt plötzlich ein stechender Schmerz durch meinen Rücken. Ich schreie auf, doch der Schmerz hört nicht auf.
Hat die Hexe mich betrogen? Wurde ich hereingelegt, schon wieder?
Tränen schießen mir in die Augen, doch genauso plötzlich wie er kam, hört der Schmerz auch wieder auf. Als ich den Kopf wende, traue ich meinen Augen nicht. Mein Kleid hängt in Fetzen an meinem Rücken hinab, doch das ist es nicht, was mir ein freudiges Kreischen entlockt. Meine Flügel! Ich habe endlich meine Flügel wieder. Ich beginne haltlos zu schluchzen. Aus meinem Rücken ragen zarte Feenflügel, die im Sonnenlicht, das den Nebel durchdringt, wunderschön funkeln und schimmern. Voller Glück flattere ich probeweise mit ihnen und fliege schließlich wild hin und her. Ich kann es nicht fassen. Meine Flügel! Ich lache und weine gleichzeitig, weiß gar nicht wo hin mit meinen überkochenden Gefühlen. Ich fühle mich, als würde ich gleich platzen vor Freude, Erleichterung, Reue und Aufregung.
Da spüre ich ein seltsames Kribbeln in meinen Adern. Eine Energie überrollt mich, so stark, dass ich kurz in der Luft innehalten muss. Das Gefühl ist überwältigend, ich spüre wie mein ganzer Körper vibriert und summt, voller Magie. Ich lache glücklich. Endlich, nach einhundert Jahren.
Ich spüre wie meine Magie aus mir hinausströmen will. Also fliege ich hinunter und streiche kurz mit meinen Fingern über den Boden. Sofort bricht eine kleine Rankte durch den Erdboden und wächst in rasender Geschwindigkeit immer höher. Immer wieder streiche an ihr entlang, und während ich in immer schnelleren in Kreisen um sie herumfliege, hilft meine Magie ihr zu wachsen. Nach einer Weile wächst sie nicht mehr weiter, dafür brechen überall riesige, rosarote Blüten auf. Es sieht wunderschön aus. Zufrieden mein Werk betrachtend, fliege ich langsam gen Erdboden. Meine Füße berühren sanft den Boden. Immer noch strömen mir Tränen über die Wangen. Meine Kräfte beruhen auf Naturmagie, deshalb kann ich Tiere und Pflanzen heilen und ihr Wachstum verändern.
Während ich die wunderschöne Pflanze ansehe, blitzt plötzlich ein Gesicht in meinem Kopf auf und all mein Glück verflüchtigt sich von einem Moment auf den nächsten. Ein kleines Mädchen, die auf der Straße mit ihrer Mutter spielt. Die Mutter lebt heute nicht mehr, und das Mädchen ist sicher schon eine junge Frau geworden, so lange ist diese Erinnerung her. Aber damals habe ich der jungen Mutter das Gift in den Tee gemischt. Ich habe sie im Auftrag der Hexe getötet. Immer mehr Gesichter fliegen durch meine Gedanken und ich falle kraftlos auf meine Knie und betrachte meine Hände.
Was musste ich nur für einen grausamen Preis zahlen, um meine Kräfte zurückzuerhalten?
Mit einem Mal sind meine Tränen keine Freudentränen mehr. Sie sind voller Reue, Schuldgefühlen, Selbsthass und Trauer. Das war es nicht wert, der Preis war zu hoch. Eine ganze Weile sitze ich so auf dem Hügel, während der weiße Nebel sich langsam verzieht. Aus den Augenwinkeln sehe ich die Hexe, wie sie mir den Rücken kehrt und geht.
Nach Stunden der Trauer und Verzweiflung wische ich mir die Tränen entschlossen weg. Ich werde mir niemals verzeihen und für immer bereuen was ich getan habe. Aber ich kann alles in meiner Macht stehende tun, um dieser Welt zu helfen. Solange bis ich sterbe kann ich Gutes tun. Und dass ist es, was ich vorhabe. Mit einem Mal bin ich voller Hoffnung. Ich habe meine Flügel zurück, ich habe meine Kräfte zurück, was kann da schon schiefgehen?
Langsam stehe ich auf und verziehe die Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln. Wunden können heilen. Und ich bin schließlich eine Naturheilerin. Entschlossen springe ich in den Luft und fliege so hoch, dass ich die ganze Lichtung überblicken kann.
Die Hexe werde ich nicht mehr finden. Sie weiß, dass ich mich als erstes um sie gekümmert hätte, also ist sie längst über alle Berge geflohen. Aber das macht nichts, denn einen Tages werde ich sie kriegen. Und an diesem Tag wird sie dafür bezahlen, was sie mir und all den anderen angetan hat.
Ich wende mich zum Horizont und atme tief durch. Zeit, alles wieder in Ordnung zu bringen.
Und das war es auch schon. Feynah hat ihre Kräfte zurück... Schreibt gern mal in die Kommentare ob...
...ihr Feynah ihre Taten verzeihen würdet, weil sie diese ehrlich bereut.
...ihr eine "Lieblingszauberkraft" habt.
Vielleicht wollt ihr ja noch länger in meiner wundersamen Welt der Wörter verweilen?
Viel Spaß! ^^
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Meine wundersame Welt der Wörter
Short StoryTauche ein, in eine wundersame Welt der Wörter, die nach Papier duftet und mit Tinte bekleckst ist. Lass dich entführen in eine Welt, in der Kreativität und Fantasie in sprudelnden Bächen allen zur Verfügung steht, Ideen wie kleine Setzlinge aus dem...