Der Hasenmann

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1970 fuhren Robert Bennett, ein Kadett der US Air Force, und seine Verlobte in der US-Kleinstadt Burke von einem Football-Spiel nach Hause. Sie parkten ihr Auto am Rand eines Feldes, weil sie noch schnell einen Onkel besuchen wollten, der auf der anderen Seite der Straße wohnte. Noch bei laufendem Motor bemerkten die beiden im Rückspiegel einen vorbeihuschenden Schatten. Wenige Sekunden später wurde die Scheibe der Beifahrertür eingeschlagen. Bennett drückte sofort aufs Gaspedal und raste davon, konnte dabei aber noch einen Blick auf den in Weiß gekleideten Mann werfen, der ihm und seiner Verlobten hinterherschrie, weil sie sich auf seinem Privatgrundstück aufgehalten hätten. Schließlich erblickte das Pärchen ein Beil auf dem Fahrzeugboden. Damit hatte der Angreifer die Scheibe eingeschlagen.

Später gingen die beiden zur Polizei, um den Zwischenfall zur Anzeige zu bringen. Dabei schwor Bennett, der Mann habe zwei spitze, weiße Hasenohren getragen. Seine Frau widersprach ihm und gab zu Protokoll, sie habe eher etwas gesehen, das an die Kopfbedeckungen des Ku-Klux-Klans erinnerte. Eigentlich keine große Sache, wahrscheinlich füllte die Fantasie hier die Erinnerungslücken mit den schlimmstmöglichen Dingen.

Eine Woche später passierte aber etwas sehr Ähnliches noch mal. Ein Sicherheitsmitarbeiter namens Paul Phillips sprach einen Mann in einem "grau-schwarz-weißen Hasenkostüm" an, der auf einer Baustelle stand. Laut Phillips fing dieser Mann dann an, einen Holzpfosten mit einer Axt zu bearbeiten. Und er warnte den Sicherheitsmitarbeiter: "Wenn du nicht abhaust, schlag ich dir den Schädel ein!"

Zwar hat es seitdem keine dokumentierte Sichtung des Hasenmanns mehr gegeben, aber die Zwischenfälle waren auf jeden Fall mysteriös genug, um sogar das Interesse der Washington Post zu wecken. Weil der erste Fall aber schon für so viel Aufsehen sorgte, ist es gut möglich, dass es sich bei der zweiten Begegnung nur um einen Jugendlichen handelte, der im Hasenkostüm einem ahnungslosen Security-Mitarbeiter ordentlich Angst einjagen wollte. Oder vielleicht wollte Phillips selbst irgendwie in die Nachrichten kommen. Wie dem auch sei, der Hasenmann entwickelte sich schnell zu einer Gruselgeschichte und zu einem festen Bestandteil der Folklore des US-Bundesstaats Virginia.

Die urbane Legenden des Hasenmanns besagt, dass es sich dabei um den Insassen einer Psychiatrie handelte, der 1904 ausbrach und anfing, Hasen das Fell abzuziehen und seine Opfer um eine "Colchester Overpass" genannte Brücke herum aufzuhängen. Diese Brücke ist inzwischen auch als "Bunny Man Bridge" bekannt. Schließlich wurde er von einem heranfahrenden Zug erfasst, als die Polizei ihn gerade festnehmen wollte. Natürlich ist das alles Quatsch. Aber schon verrückt, dass die Grundelemente der Hasenmann-Legende auf wahren Tatsachen beruhen. Was lernen wir daraus? Betrete am besten niemals fremde Grundstücke, denn du weißt nie, wie die Besitzer drauf sind.

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