Mir traten Tränen in die Augen, die drohten, jederzeit diese zu verlassen. Seine Art machte mich sauer. Wütend. Vor Allem verletzte und verwirrte sie mich. Wie konnte er so aufmerksam und abweisend zugleich sein?
Seine Frage harrte ich mit Schweigen aus. Als er sich räusperte, zuckte ich zusammen. Beobachtete ihn, wie er das Stockbett hinunterkletterte und sich neben mich auf die Matratze setzte.
Ich schluckte. Diesmal allerdings aus einem anderen Grund. Seine Haare hingen verwuschelt in die Stirn, was ihn unheimlich attraktiv wirken ließ.
>> Hwa? <<
Ich starrte zu seinen Lippen. Musterte sein gesamtes Gesicht. Ohne Make-Up war er genauso schön. Erneut raste mein Herz, Aufregung krampfte sich in meinem Magen zusammen. In mir machte sich das Gefühl breit, ihn küssen zu wollen. Kaum registrierte ich, was er sagte.
>> Hwa? <<, wiederholte Joongie, >> Hörst du mir zu? <<
Ich blinzelte. Nein. Definitiv nicht. Seine Augen zogen mich zu sehr in einen Bann.
>> Warst du noch weg? <<, fragte er, >> Und wenn, mit wem? <<
In mir brodelte Wut, doch ich war zu gelähmt, um laut zu werden. Etwas nuschelte ich vor mich hin. Ratterte die Wörter so schnell hinunter, dass ich mit Sicherheit ausschloss, Joongie verstand mich. Ob er sich damit zufrieden gab, war eine andere Sache.
Doch, zu meiner eigenen Überraschung, tat er es damit ab. Richtete sich auf, wobei er strauchelte und sich gerade rechtzeitig an die Leiter klammerte.
Prompt eilte ich zu ihm, stützte ihn an der Taille. Dass Joongie nicht zurückwich, wunderte mich. Ich schob es auf seine Erschöpfung.
>> Du musst schlafen <<, sagte ich.
>> Tu ich <<
>> Ausreichend <<
Aus verengten Augen musterte ich ihn. Bemerkte, wie fertig er aussah. Am liebsten hätte ich ihn in eine Umarmung genommen, doch er streifte bereits meine Hände von seiner Taille. Trotzdem bewegte er sich keinen Millimeter, guckte mich an. Joongie wirkte nervös, so dass diese auf mich überschwappte. Dann fiel mir meine Überlegung ein.
>> Du- << Allerdings versagte meine Stimme sofort. >> Hattest du- Hatte dich jemand- Wurdest du- <<
Ob er meinem Gestammel irgendeinen Kontext abgewinnen konnte, zweifelte ich stark an, dennoch schien er mich zu verstehen. Joongie schüttelte den Kopf.
>> Ich mag es nur nicht, wenn mich Personen anfassen, denen ich nicht mein Einverständnis gegeben hab. <<
Von rechts nach links tigerten meine Augen. Einverständnis. Da hatte ich es; er mochte mich nicht. Bis in den Hals schlug mein Herz, dass mir beinahe die Luft wegblieb. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Blinzelte heftig, um mich vorm Weinen abzubringen.
>> Hwa, sorry <<, sagte Joongie. Seine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. Vermutlich, weil er müde war. >> So- Das habe ich so nicht gemeint. << An meiner Taille zerrte er mich in eine Umarmung. >> Ich hab dich gern, du bist einer meiner engsten Freunde, aber- Ich mag das nicht immer. <<
Ich fasste ihn nicht an. Guckte nach oben, um meine Tränen am Wegrollen zu hindern. Enge Freunde. Damit war ich offiziell in der Friendzone. Mehr war da nicht und würde auch nicht werden. Tiefe Traurigkeit übermannte mich, dass ich mir wünschte, ich wäre allein.
Irgendwann riss ich mich aus seiner Umarmung, schritt hinüber zum Bad. Verbarrikadierte mich in diesem. Sobald ich auf dem zugeklappten Klodeckel saß, weinte ich. Bitterlich. Nun hatte ich es offiziell. Joongie mochte mich nicht. Zumindest nicht auf die Weise, welche ich mir wünschte.
Gegen weitere Tränen kämpfte ich an, aber ich verlor klaglos.
Als ich zurückkehrte, lehnte Joongie nach wie vor am Geländer. Unbeholfen. Starrte mich an. Auf seine Frage, ob alles in Ordnung wäre, ging ich nicht ein. Stattdessen legte ich mich ins Bett und wandte ihm den Rücken zu. Erst, als das Stockbett über mir knarzte, nahm ich mein Handy zu mir. Suchte nach Jong Seoks Account und schickte ihm eine Direktnachricht mit der Frage, wann ich ihm seinen Mantel zurückgeben konnte. Ich ging nicht davon aus, dass er mir in den nächsten Minuten antwortete, weshalb ich mein Handy auf den Nachttisch verbannte.
Fast war ich mir sicher, dass Joongie nicht gut schlief, denn sein Bett knarzte, bis ich selbst wegdämmerte.Beim Frühstück herrschte Stille. Lediglich Geschirrklappern. Und das nur, weil Yeo Sang sein Messer nicht richtig hielt. Auf sein Gesicht trat ein Ausdruck des Schams, als ihn jeden ansah, was ihn dazu brachte, sich zu entschuldigen.
San guckte mich an, danach Joongie, der mich wiederrum anstarrte. Gott. Frühstücken war noch nie so unangenehm gewesen. Insbesondere, da ich mich unter Joongies Blick kaum konzentrieren konnte.
>> Ist irgendwas? <<, fragte San.
>> Nein <<, erwiderte ich. Lauter und schnippischer, als ich tatsächlich gestimmt war. >> Alles in Ordnung. Was sollte denn sein? <<
Obwohl ich keinen dramatischen Abgang hinlegen wollte, richtete ich mich auf und stellte den Teller in die Spüle. Guckte in die Runde, ehe ich ins Zimmer stapfte.
Partout kuschelte ich mich unter die Decke und mir fielen die Augen zu. An solchen Tagen wünschte ich, ich hätte einen normalen Job und könnte mich schlichtweg krankmelden.
Beinahe wäre ich eingeschlafen, hätte mein Handy keine Vibration von sich gegeben. Mithilfe der Fingerspitzen zerrte ich dieses zu mir und aktivierte das Display. Instagram. Jong Seok.
Soll ich dich von der Arbeit abholen? Dann können wir noch gemeinsam etwas essen gehen.
Von der Arbeit abholen? In meinem Magen kribbelte es, was ich als Anflug von Angst ausmachte. Wenn ich ihm weiterhin meine Identität verschweigen wollte, durfte dies nicht geschehen. Ich überlegte. Irgendwie wollte ich ihn wiedersehen.Ich: Können wir uns gleich beim Restaurant treffen?Jong Seok: Auch oke, gegen acht?
Ich: Geht neun?
Jong Seok: Passt, wo?
Ich: Entscheid du
Jong Seok: Oke, dann schick ich dir den Standort.Zum Schluss schickte ich ihm einen Daumen. Zumindest dachte ich dies, bis ich als Rückmeldung von ihm ein schwarzes Herz erhielt. Fuck. Ich hatte mich verdrückt. Statt einem Daumen hatte ich ein pinkes Doppelherz versendet.
Ich schrie, innerlich. Sofort verließ ich Instagram und verkroch mich unter die Decke. Allerdings nur so lange, bis sich die Tür öffnete. San lehnte im Rahmen, musterte mich besorgt.
>> Hyung? <<, begann dieser, >> Ist alles in Ordnung? <<
Hinter sich schloss er die Tür und setzte sich zu mir aufs Bett. Tätschelte meinen Hintern.
>> Hong Joong Hyung und du? << Auf seine Wangen schlich sich ein Rosa. >> Hattet ihr- Habt ihr euch gestritten? <<
Ob das seine tatsächlich erste Frage war, zweifelte ich stark an, doch ich schüttelte den Kopf. Es war kein Streit gewesen. Er hatte mich in die Friendzone gesteckt. Wie viel Joongie aus meiner Reaktion las, wusste ich nicht. Ob er nun wusste, dass ich einen Crush auf ihn hatte, konnte ich nicht einschätzen.
Nervös sah mich San an. Streichelte mein Bein.
>> Du magst ihn? << Seine Wangen verfärbten sich nun dunkelrosa. >> So mögen mögen? <<
Ich seufzte und richtete mich schließlich auf. Mir blieb nichts anderes als ein Nicken übrig. Außerdem besaß ich nicht die Kraft, meine Gefühle abzustreiten.
>> Er hat- << Mir blieb die Luft weg. Allein der Gedanke, dass ich Joongie nicht näherkommen würde als nur gute Freunde, schnürte mir den Brustkorb zu. >> Er meinte, er sieht mich als einen seiner engsten Freunde an. Heißt, ich werde nie darüber hinauskommen. <<
Tränen quollen aus meinen Augen. Ich würde ihn nie küssen. Nie neben ihm im Bett liegen und kuscheln. Hinter den Händen verbarg ich mein Gesicht und ließ es zu, dass mich San in den Arm nahm. Heulte unermüdlich.
Die Erkenntnis, dass nicht mehr als das zwischen uns sein würde, tat mehr weh, als von ihm ignoriert zu werden.
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Please Like Me, Joongie
FanfictionSeit wann er Hong Joong mochte, weiß Seong Hwa nicht mehr. Doch viel schlimmer ist das Gefühl, ihn nicht lieben zu können. Denn als Hong Joong beide als gute Freunde bezeichnet, wird Seong Hwa klar, dass er soeben in die Friendzone gesteckt und gewi...