Kapitel 6.

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POV Angelique

Ich wurde von einem regelmäßigen Piepen geweckt. Eine Hand hielt meine sanft umklammert. "Angie bist du wach?" "Engelchen?" " Kannst du mich hören?" Mehrere Stimmen redeten gleichzeitig auf mich ein und das Piepen beschleunigte sich. 

Langsam kroch der Geruch nach Desinfektionsmittel in meine Nase. Angewidert verzog ich das Gesicht. "Angie!". Ich wurde leicht geschüttelt. Schwerfällig öffnete ich die Augen, um sie dann wieder sofort zu schließen, da gleißend helles Licht auf meine Netzhaut traf. Auch mein Tastsinn schaltete sich endgültig ein und ich spürte wie sich die manikürten Fingernägel meiner besten Freundin panisch um meinen Oberarm bohrten. Missmutig riss ich die Augen auf. "Hey, was soll das?" " Oh Engelchen, wir sind ja so glücklich, dass du noch lebst!", sagte meine Mutter unter Tränen und schnäuzte sich. Mir fiel auf, dass der Mülleimer neben meinem Bett schon vor Taschentüchern beinahe platzte.

Warte....

Ich hatte in meinem Zimmer gar keinen Papierkorb neben dem Bett und normalerweise trug ich auch nicht so weiße, unförmige Kittel, wie den den ich jetzt anhatte. Marc, der sich bisher einher ruhig verhalten hatte, bemerkte meinen verwirrten Blick. " Du bist im Krankenhaus. Liv hat dich gestern Abend ohnmächtig aufgefunden. Es besteht der Verdacht, dass du aufgrund eines kurzzeitigen Zusammenbruchs durch Schock oder ähnliches dich in diesem Zustand befindest. Außerdem hast du eine ziemlich große Platzwunde am Hinterkopf, die genäht werden musste."

Verwirrt runzelte ich die Stirn. Was war gestern Abend passiert? Ich hatte auch einmal ein mulmiges Gefühl. Gestern.....

hatte ich ein Date mit Aiden gehabt.

In rascher Abfolge spielte mein Gehirn den gestrigen Abend ab bis zu dem Augenblick wo uns der gruselige Typ angriff. Dann nahm ich meine Erinnerungen wie in Zeitlupe wahr: Wie Aiden und der Angreifer kämpften, ich mach hinten stolperte und ausrutschte und wie Aidens Blick meine gefangen nahm, als er sich zu mir umdrehte, während der bullige Kerl sich mit einem Messer auf ihn stürzte.

Schlagartig war ich wieder in meinem Krankenhausbett. "Was ist mit Aiden? Geht es ihm gut?", fragte ich gehetzt und bekam eine leichte Panikattacke bei dem Gedanken daran, was ihm alles hätte zugestoßen sein können. Meine Mutter und Liv schauten betreten zu Boden, nur Marc sah mich mit Tränen in den Augen an, nahm vorsichtig eine meiner Hände und sagte:" Es tut mir wirklich leid, Schätzchen. Der Leichnam wurde nicht gefunden , aber am Tatort war so viel Blut mit Aidens DNA, dass die Polizei die Suche sofort eingestellt hat und jetzt nur noch nach dem Mörder gefahndet wird

Das bisschen Blut vom Angreifer am Unfallort wurde auch schon untersucht. Das heißt wir haben seine DNA , weshalb es nicht allzu schwer sein sollte, ihn ausfindig zu machen."

Trauer und Schock überrollt mich wir einen Tsunami, genauso wie die Panikattacke. Meine Atmung und Herzschlag, wie man an dem sich schneller werdenden Piepen erkennen konnte, beschleunigten sich ins unermessliche, sodass ich kaum noch Luft bekam. Ich begann am ganzen Körper zu zittern und mir rannen ungehindert die Tränen übers Gesicht. Erst war mein Vater, als ich noch sehr jung war, gestorben und jetzt auch noch Aiden. Liv fasste mich sanft an den Schultern und sah mir tief in die Augen. "Tief durchatmen, Angie!", befahl sie mir und holte so tief Luft, dass ich deutlich sah, wie sich ihre Brust in langsamen, regelmäßigen Abständen hob und senkte. Ich versuchte es ihr nach zu machen , doch die Trauer nahm meinen Verstand vollständig ein. Erst nach zehn Minuten hatte ich es einigermaßen geschafft, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Bewusst atmete ich langsam tief ein und aus

" Aber wieso musste er sterben? Seine Leiche ist doch nicht mal gefunden worden. Was, wenn er noch lebt und schwer verletzt irgendwo rumliegt? Wir müssen sofort nach ihm suchen." "Schatz", meldete sich meine Mutter zu Wort," am Unfallort war so viel Blut und selbst wenn er es überlebt hätte, würde er bis jetzt schon längst verblutet. Auch die Menschen in der näheren Umgebung haben keinen jungen Mann aufgenommen, geschweige denn gesehen. Es ist eigentlich zu hundert Prozent sicher, dass er es nicht überlebt hat." Ma fing während des Sprechens an zu weinen, weshalb sie die letzten Wörter nur schwer verständlich schluchzte. "Und da Aiden anscheinend auch keine Familienangehörigen hat und es auch keinen Körper zum begraben gibt, wird es auch keine Beerdigung geben. " Rotz und Wasser heulend schmiegte sie sich eng an Marc, als diese sie tröstend in den Arm nahm.

 Auch Liv war den Tränen nahe, versuchte es jedoch so gut es eben ging zu unterdrücken. AIs ich realisierte, was die Worte meiner Mutter bedeuteten, fing ich ebenfalls an zu weinen und auch Liv konnte sich nicht mehr zurück halten. Marc schloss uns alle in eine Umarmung, was sich als etwas schwierig gestaltete, da ich ja in der Mitte des Bettes saß.

 Also dass vermutete ich zumindest, denn ich konnte durch den Tränenschleier nur verschwommen sehen. Innerlich war ich gerade ein totales emotionales Wrack. Ich bekam halbwegs mit, wie eine Ärztin mit meinen Eltern redete und meine Mutter mich anschließend aus dem Bett zerrte, um mich ins Auto zu verfrachten. Zusammen mit Liv fuhren wir zu mir nach Hause und aßen schweigend Mittag. Danach war ich so kaputt, dass ich quasi ins Bett fiel und gleich die Augen schloss. 

Im Halbschlaf merkte ich, wie Liv sich von hinten an mich kuschelte und die Arme um meine Taille legte, was in mir ein Gefühl nach Geborgenheit auslöste. Dann verabschiedete ich mich ins Land der (Alb-)Träume.

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Vielen Dank an alle die unser Lesewochenende mitgemacht haben.

LG Sahara und Mila

Demons woke upWo Geschichten leben. Entdecke jetzt