Kapitel 11 ~Lily~
Ich harkte mich bei meiner besten Freundin ein als wir den kleinen Buchladen in Hogsmeade betraten. Ich brauchte dringend ein neues Buch und die Bibliothek von Hogwarts hatte nicht viele zu bieten, die mich interessierte.
„Aber wir bleiben nicht lange. Das Wetter ist viel zu schön um den Tag in einem Buchladen zu verbringen.", sagte Emily mit einer strenge Stimme als würde ich ihr wiedersprechen. Ich verdrehte genervt mit meinen Augen. Es gab nichts Schöneres als durch ungelesene Bücher zu stöbern, die darauf warteten ihre Welt zu entdecken. Sobald ich eines der Bücher aufschlug und die ersten Zeilen gelesen hatte, verschwand ich in eine ganz andere Welt. In einer Welt, wo ich leben würde, wo ich mich wohl fühlte und für immer dortbleiben würde. Ich vergaß die Welt um mich. Ich musste mir keine Gedanken machen, die mich runterzogen, die mich zum grübeln brachte und ich am liebsten nicht haben sollte. Aber sie tauchten immer und immer wieder auf. So hatte ich es geschafft die letzten Jahre zu überleben. Einfach in eine andere Welt zu verschwinden, die weit entfernt von meinen Problemen waren, die immer mehr wurden sobald ich älter wurde. Ich holte ein kleines Buch aus dem Regal. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meinen Lippen. Eine Geschichte, die jeder kannte. Eine Liebe, die grenzenlos war und zwei Menschen verbanden. Sie durften sich nicht lieben, sie durften nicht zusammen sein und taten es trotzdem. Gegen den Willen ihrer Freunde und Familien. Ihnen war die anderen Meinungen egal und sie taten das was ihr Gefühl sagte. Es war keine andere Gesichte als von Romeo und Julia.
„Bitte nicht Shakespeare.", flehte meine beste Freundin und löste meine Gedanken auf.
„Wieso nicht? Es ist eine schöne Liebesgeschichte."
„Eine furchtbare Tragödie. So eine Liebe, die in diesem Buch geschrieben wird gibt es nicht." Emily schüttelte ihren Kopf. Sie hatte die Bedeutung hinter dieser Geschichte nicht verschwanden. Jeder Mensch konnte mit der Person zusammen sein, die man liebte ohne auf die Wörter anderer zu hören.
„Und? Ich werde es trotzdem kaufen.", sagte ich beschlossen und ging geradewegs zur Kasse bevor Emily mir das Buch aus der Hand reisen konnte und zurück ins Regal stellte.
„Wenn du dich so sehr nach Liebe sehnst, dann such sie im richtigen Leben und nicht in irgendwelchen Büchern."
Ich steckte mein Wechselgeld in meine Hosentasche und verließ mit Emily den Laden.
„Es gibt keine interessanten Jungen an unserer Schule."
„Dann hast du noch nicht richtig gesucht.", mischte sich eine tiefe Jungenstimme in unserem Gespräch ein. Ich drehte mich zu der Stimme um. Die Rumtreiber standen vor uns als hätten sie auf uns gewartet. Remus begrüßte zuerst Emily und dann mich mit einer warmen Umarmung bevor er mir das Buch aus der Hand nahm und die erste Seite aufschlug.
„Ich hoffe du meinst nicht dich." Ich schaute Potter abwartend an. Sein schwarzes Haar lag wieder unordentlich auf seinem Kopf und hatte ein verschmitztes Lächeln aufgesetzt. Er trug ein schwarzes Hemd und dazu eine passende Hose. Die ersten zwei Knöpfe waren offen und zeigten ein bisschen Haut. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Sie machten einen neugierig was dahinter steckte aber mich ließ es kalt. Ich hob wieder meinen Blick. Das Grinsen von Potter ist breiter geworden als hätte er jeden meiner Blicke genausten beobachtet. Ich verdrehte genervt meine Augen.
„Shakespeare.", sagte plötzlich Remus und löste somit den Augenkontakt mit James: „Wenn du das Buch gelesen hast, darf ich es mir von dir ausleihen?"
„Klar. Sag mir nicht du kennst Romeo und Julia."
„Eine so schöne Liebesgeschichte muss einfach jeder kennen." Er zuckte gelassen mit seiner Schulter als wäre es selbstverständlich so eine Lektüre zu lesen.
„Hast du ein Sommernachtstraum von ihm gelesen?", erkundigte sich Remus und gab mir mein Buch zurück.
„Ja und ich würde es noch einmal lesen."
„Ein zweiter Remus. Wie sollen wir das Schuljahr noch überleben?!", rief plötzlich Potter, hob dramatisch seine Hände zum Himmel und schaute zu den Wolken auf als würde er dort die Lösungen finden. Wir starrten ihn sprachlos an. Als er merkte das keiner auf seinen Witz reagierte stellte er sich wieder in einer normalen Position hin und fuhr sich mit seiner linken Hand durch sein schwarzes Haar.
„Du bist so ein Idiot, Potter.", sagte ich. Ich konnte mir leider ein Lächeln nicht verkneifen. Ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Ich wusste, dass es keine Beleidigung war sondern er die Stimmung auflockern wollte. Werde James Potter etwa gerade rot? Dass musste ich mir einbilden. Als ob ihm irgendwas peinlich oder unangenehm wäre. Ein stupsen in meine Seite ließ mich zusammen zucken. Emily neigte mit ihrem Kopf, um mir zu signalisieren weiterzugehen. Ich nickte verstehend.
„Wir sehen uns.", verabschiedete Emily sich von den vier Rumtreiber und hatte unseren Weg fortgesetzt. Ich schaute noch einmal zu Potter, welcher meine Augen einfing und folgte schließlich meine beste Freundin. Die Begegnung war mehr als ungewöhnlich gewesen, vor allem weil Sirius kein Wort gesagt hatte. Ich kannte ihn nicht als schweigend. Meistens war er genauso laut wie sein Freund oder noch lauter. Emily harkte sich wieder unter meinem Arm ein und zog mich dicht an ihre Seite, als könnte ich sie vor irgendwas beschützen.
Wir bogen links um die nächste Ecke ab und waren somit aus der Höhr-und Sichtweise von den vier Rumtreibern als Emily sich plötzlich zu mir umdrehte und sagt: „Sirius will mit mir befreundet sein."
„Was will er?", fragte ich zur Sicherheit noch einmal nach um mir sicher zu sein, dass ich mich nicht verhört hatte.
„Du hast es richtig gehört. Sirius Black will mit mir befreundet sein und mich besser kennenlernen. Auf mein Vorschlag, dass jeder seinen eigenen Weg gehen sollte und er so tun soll, dass ich nicht existiere fand er nicht so gut."
„Black will nicht nur mit einem Mädchen befreundet sein. Sobald er dich um den Finger gewickelt hat und ihr miteinander geschlafen hat, bist du für ihn nur noch ein Mädchen auf seiner Liste.", warnte ich Emily. Sie hatte mir oft genug erzählt, dass sie sich wünschte mit ihm Zeit zu verbringen und mehr in seiner Nähe zu sein. Doch er hatte einen Ruf, der ihm voraus war.
„Ich weiß und davor habe ich so eine Angst. Ich mag ihn wirklich sehr aber ich habe Angst eines seiner Spielchen zu sein.", sagte sie mit einer traurigen Stimme. Ich drückte kurz meine beste Freundin und lächelte sie aufmunternd an: „Dann musst du ihm bei jeder Anmache verdeutlichen, dass ihr nur Freunde seit und wenn er sich ganz sicher mit dir ist, lässt du es langsam zu."
„Du unterstützt mich?"
„Ich bin deine beste Freundin, Em. Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst aber du bist schon lange nicht mehr in ihm verliebt, habe ich Recht?"
„Woher weißt du das?"
„Weil ich dich kenne und wenn du wirklich am Ende unseres Abschluss mit Black zusammen sein willst musst du den Ton angeben."
„Also soll ich mich mit ihm anfreunden aber ihn auf Abstand lassen?"
„Genau.", ich nickte bestätigend. Ich hörte Emily neben mir aufseufzen als wir unseren Weg fortsetzten. Der nächste Halt war der drei Besen. Die restliche Zeit würden wir dort verbringen und das schöne Wetter genießen bevor der kalte Herbst anbrach.
„Wieso habe ich das Gefühl, dass das Drama vorprogrammiert ist?"
„Weil es Sirius Black ist."
Wir schauten uns mit einem breiten Lächeln an bevor wir in der nächsten Sekunde anfingen laut zu lachen. Einige schauten uns fragend an aber ignorierten uns wieder. Sirius Black konnte nicht einfach mit einem Mädchen befreundet sein ohne mit ihr Sex zu haben. Ich hatte ihn noch nie gesehen, wie er mit einem Mädchen nur befreundet war. Wenn Emily alles richtet machte würde Sirius ihr verfallen, aber bis dahin war noch ein langer Weg. Und für meine beste Freundin muss ich die Anwesenheit von Potter und Black tollerieren, auch wenn es gegen meine Prinzipien ging. Konnte ich es verhindern? Nein. Hatte ich einen Plan? Natürlich nicht und der musste schleunigsten her. Ich würde es nicht lange mit Potter und Black aushalten bevor wir uns wieder Beleidigungen an den Kopf warfen. Sie taten so als wären sie vernünftig und verantwortungsvoll, aber innerlich waren sie noch kleine Kinder, die gerne streiche spielten. Sie würden es auch weiterhin machen. Hinter unserem Rücken, dass war mir klar. Was hatte Emily uns da nur eingebrockt?
„Lily?", riss mich eine sanfte Stimme aus meinen Gedanken: „Wieso willst du nicht, dass die Rumtreiber und auch ich deine Schwester kennenlernen?" In mir verkrampfte sich alles. Mein Lächeln erstarb und ein dunkler Schatten erschien auf meinem Gesicht.
„Bitte rede mit mir.", flehte mich meine beste Freundin mich an.
„Gut, aber nur bei einem Butterbier." Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals runter. Alles bloß das nicht. Ich wollte nicht an meine Schwester Petunia denken. Ich wollte nicht an zuhause denken, ich wollte nicht all die Schimpfwörter denken, die sie mir gegen den Kopf geworfen hatte, weil ich anders als sie bin. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Als ich mit elf Jahren den Brief von Hogwarts erhalten hatte, dass ich eine Hexe bin, hatte sich mein Leben nicht nur verändert sondern auch das Verhältnis mit meiner Schwester. Seit dem Tag ist nichts mehr wie es vorher war und das starke Bündnis was wir hatten ist mit dem Tag verschwunden.
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Heartless
FanfictionEin Schuljahr verändert alles. Das ruhige und normale Leben von Lily Evans und Emily Brown werden aus den Angeln gerissen als sie plötzlich zur falschen Zeit am falschen Ort sind und auf einmal ist nichts mer wie es vorher war. ~ Jeder glaubt, dass...