-Arschloch-

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"Was machst du denn hier?" fragte Luke, die Augen weit aufgerissen. Ich ballte die Hände zu Fäusten und biss mir auf die Unterlippe. Tränen traten in meine Augen. "Also hatte die Tussi doch recht! Mann ich hab dir vertraut du Arschloch! War ich dir nicht genug? Brauchtest du mehr erfahrung?" schrie ich ihm ins Gesicht, Tränen rannten meine Wangen hinunter. Luke schüttelte den Kopf, verzweifelt biss er sich auf seine Unterlippe. Er streckte den arm nach mir aus und krächzte: "Leah ich...das ist nicht so wie es aussieht ich verspreche es dir. Lass mich erklären.." "Fass mich nicht an!" fauchte ich und wich zurück. Schmerz erschien auf Lukes Gesicht als er die Hand wieder sinken ließ. "Ich will nichts mehr von dir hören. Verschwinde Luke." flüsterte ich, nun als meine kraft verbraucht war wieder leise. Dann drehte ich mich um und stolperte zu meinem Board zurück. "Ley!" flüsterte eine Stimme hinter mir und ich wirbelte herum. Mimi schloss mich in ihre Arme, doch ich schluchzte: "Nicht....Luke...Zu Hause.." und Mimi verstand. Sie stieg auf ihr board und wir fuhren zu mir nach Hause...

Blinzelnd öffnete ich die Augen als mich Sonnenstrahlen an der Nase kitzelten. Au! Meine Augen waren verklebt und verschwollen und mir tat der Kopf weh. Ich muss nachher in die Apotheke von Lukes Eltern und mir etwas gegen Kopfschmerzen holen. Vielleicht kann er mich abholen und wir können nachher noch... Dann fiel mir alles wieder ein und mir schossen Tränen in die Augen. Ich warf mich schluchzend zurück in mein Kissen. "Huh was zum...ah!" fuhr Mimi aus dem Schlaf hoch, hatte sich im schlaf jedoch so weit an den Rand des Bettes gedreht dass sie durch die plötzliche Bewegung auf den Boden plumpste. Sie stöhnte und hob verwirrt den Kopf mit den zerzausten Haaren. "Oh Mann..." seufzte sie mitfühlend als sie mich ansah und kroch zu mir aufs Bett. Sie zog mich in ihre Arme und ich schluchzte in ihre Schulter. Lautlos bebte mein Körper, von Schluchzern erschüttert. Mimi wiegte mich einfach nur in ihren Armen, sie sagte nichts, war einfach für mich da. Als meine Tränen versiegten hob ich den Kopf und sah sie an. "Er ist ein Arsch." sagte Mimi wütend und ich nickte. Das hatte sie mir gestern auch immer wieder gesagt. "Ich...du solltest mal zu Hause vorbeischauen." sagte ich und strich mir die Haare aus dem gesicht. Schnell wischte ich mir die Tränen ab und ein entschlossener Ausdruck trat auf mein Gesicht. Ich würde mir diesen Tag nicht vermiesen lassen. Mimi lächelte. "Das ist mein Mädchen." sagte sie und umarmte mich. "Wir sehen uns nachher ja? Ich geh mich nur schnell umziehen." Ich nickte und wir gingen nach unten. Die Luke-Schublade hatte ich fest in meinem Hinterkopf verschlossen. "Alles gute zum Geburtstag Prinzessin!" rief mein Dad auf einmal und hob mich hoch. Ich lachte laut auf. Wie gesagt; fest verschlossen in meinem Hinterkopf. "Na, bereit für die riesentorte die Tante Maggy gebacken hat?" fragte er verschwörerisch und ich grinste schwach. "Und ob!" antwortete ich und wir gingen in die Küche. "Happy Birthday to you, happy birthday to you, happy birthday kleine Leah, happy birthday to you!" sang Tante Maddy und lachte mich an. Ich grinste zurück, warf mich in ihre Arme und starrte auf die Schokoladentorte mit der großen '16' darauf und die Geschenke auf dem Tisch hinter ihr. "Na los, mach schon auf, ich hab Hunger und diese Torte sieht einfach köstlich aus." lächelte mein Vater und ich schnappte nach einem der Geschenke. Es waren wie meistens viele Karten von Papas und Tante Maggys Verwandten mit Geld darin, eine Karte mit Fotos, einem Brief und ein paar der Kleinigkeiten aus dem Aussieland, die ich so gerne mochte von meiner Freundin Sina, die vor einem Jahr mit ihrer Familie nach Australien gezogen war, und die Geschenke von Papa und Tante Maggy. Tante Maggys Geschenk war eine kleine Schachtel, umwickelt mit schlichtem blauen Papier und mir entfuhr ein Freudenschrei als ich den silbernen Schlüsselbund entdeckte und meiner Tante um den Hals fiel. "Oh Gott danke Tante Maggy!" schrie ich ihr ins Ohr und sie lachte. "Dein Moped steht draußen in der...Garage." beendete sie den Satz trocken, denn ich war bereits zur Tür hinauseschlüpft. Da war es! Ein himmelblaues Moped mit beigem Sitz und einem passenden Helm. Strahlend fuhr ich über den blitzblanken Lack und mir entfuhr ein Kichern.

"Was gibt es zu lachen?" fragte plötzlich eine leise Stimme hinter mir und ich wirbelte herum, als ich sie erkannte. Mein Herz pochte laut und schmerzvoll in meiner Brust und ich biss mir auf die Lippe. "Alles Gute zum Geburtstag Leah." sagte er, leise, zögernd, ängstlich. "Was willst du hier?" presste ich hervor und machte einen Schritt nach hinten. Ein gequälter Ausdruck trat auf sein Gesicht, als ich einen Schritt von ihm weg machte. "Luke ich habe dich gefragt was du hier willst!" sagte ich laut und funkelte ihn an. Ein Stich in meinem Herzen erinnerte mein Gehirn daran, dass das der Junge war, den es immer noch liebte. Den ich immer noch liebte. Doch ich ignorierte den Schmerz. "Leah ich...habe Mist gebaut. Ich hatte gedacht Sophy ist das was ich will. Ich streite es nicht ab, ich dachte wirklich ich bräuchte jemand...anderen. Jemanden mit mehr...Erfahrung und...ach was weiß ich. Aber nach dem zweiten Treffen, wusste ich, dass ich mich geirrt hatte. Immer wenn ich mit ihr zusammen war, dachte ich daran, dass ich am Abend mit dir zum Essen verabredet war. Was ich dir mitbringen könnte um dich lachen zu sehen. Was ich dir noch erzählen wollte. Wie deine Tante deinen Vater davon abhalten würde, andauernd ins Zimmer zukommen, um zufällig genau wenn ich da war 1000 verschiedene Fragen zu stellen. Wie du neben mir einschlafen würdest, weil du sogar zu müde wärst, um dich vor dem Horrorfilm im fernsehen zu fürchten. Dass du am nächsten Morgen wenn ich aufwachen würde schon am Balkon ein Buch lesen würdest. Das alles habe ich gedacht, während Sophy versucht hat mich zu verführen. Also habe ich sie heute nochmal getroffen. Aber nicht um die Treffen fortzusetzen. Als wir vom Strand zurückgekommen sind, hatte ich ihr gerade gesagt, dass ich sie nicht wieder treffen möchte. Hast du ihre verweinten Augen nicht gesehen? Ich...Leah ich liebe dich. Nur dich. Bitte... verzeih mir ich..." Zum Schluss brach seine Stimme und er sah mich an. Ich schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Ich stämmte meine Beine in den Boden. Ich wollte ihm verzeihen. Mein Verstand wollte glauben, dass er die Wahrheit sagte. Meinen ganzen Körper zog es zu ihm hin, in seine Arme. Es war als hätte er meine ganz persönliche Sonne in seiner Brust. Meine ganze Welt drehte sich um ihn. Und als hätte er gespürt dass nur noch mein Stolz im Weg war, trat er zu mir und nahm mich in den Arm. Ganz vorsichtig. Ich stand stocksteif da. Eine Sekunde. Zwei. Drei. Dann seufzte ich auf und Schlange meine Arme um seine Mitte. "Mach das nicht nochmal." presste ich hervor und er nahm mein Kinn in seine Hand und zwang mich ihn anzusehen. "Nie wieder." versprach er und legte seine Stirn an meine.

"Dachte ichs mir doch, dass ich zwei Stimmen gehört habe. Hey Lukey" lächelte mein Vater und wuschelte meinem Freund durch die Haare. "Prinzessin ich habe dir dein Geschenk noch gar nicht gegeben.. ich...ich weiß ehrlich gesagt selbst nicht was darin ist denn eigentlich ist es gar nicht von mir." sagte mein Dad nun zu mir und ich sah ihn erstaunt an als er mir ein rechteckiges Packet überreichte. Mein Blick fiel auf den geschwungenen Schriftzug auf dem hellen Papier. "Für meine geliebte Tochter" Das war nicht Papas Schrift. Das war das Erste das mir auffiel. Ich öffnete es vorsichtig und ein in Leder gebundenes Buch kam zum Vorschein Paps holte tief luft und sah mir in die Augen. "Das hier Leah...es ist von deiner Mutter."

Ich schlug die erste Seite auf und ein Keuchen entfuhr mir. Fotos. Ein Fotoalbum. Auf dem ersten Bild mein Dad. Und eine Frau. Meine Mutter. Sie waren am Strand, die Hand meines Vaters lag auf dem dicken Bauch meiner Mutter. Sie war schwanger. Hochschwanger. Auf dem zweiten Foto war ein Baby. Nein halt. Nicht ein Baby. Zwei Babys. Zwillingsbabys! Ich sah auf.

"Leah das ist Alice...deine....deine Schwester.", sagte mein Vater.

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