Kapitel 2. - Der Magier

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Die Welt der Menschen... wie sehr sie doch stank... schlimmer noch als das tiefste Loch der 7. bekannten Höllen... schlimmer noch als das Arschloch eines Pest-Dämons und diese stanken wirklich erbärmlich. Nach Verwesung, Tod und all jenen Dingen, die man sich nur vorstellen konnte. Doch dieser Ort – dieses kleine, heruntergekommene Dorf hier - stank nach all den tiefsten Gefühlen, die ein menschliches Herz nur empfinden konnte. Er stank nach Liebe, Unschuld, Zuversicht und vor allem stank er nach Hoffnung! Hoffnung... wie überaus lächerlich, dass die Menschen wirklich glaubten, dass es so etwas gab – ein Licht, dass sie aus der Finsternis führten... war es doch überaus amüsant dabei zuzusehen, wie aus Hoffnung langsam tiefste Verzweiflung wurde, bis die Menschen nach jedem Strohhalm griff – jeder Hand, die ihnen gereicht wurde, selbst wenn es die Hand eines Dämons war. Denn Gebete wurden nur selten erhört. Der schlimmste Gestank jedoch, war der, der menschlichen Brut! Überall stank es nach... Kindern! Oh, wie sehr er Kinder doch hasste... diese kleinen, widerlichen Kreaturen schienen an jeder Ecke zu lauern. Rannten umher, lachten, kicherten und spielten... verbreiteten diesen widerlich-beißenden Geruch, den zu beschreiben Abyssu schwer fiel...

Dieser Anblick war nur schwer zu ertragen. Und dennoch, trotz dieses widerlichen Gestanks und obgleich er den Anblick so sehr hasste so hatten sie doch eine Eigenart – einen Vorteil, der sie wertvoll machte – zumindest in seinen Augen...er liebte es, diese unschuldigen Seelen zu verderben, sie zu zerschmettern wie ein dünnes Glas. Sie tief und immer tiefer in den Abgrund zu reißen und dabei zu zusehen, wie all jene daran verzweifelten, weil sie diese Seele nicht retten konnten? Ein Festmahl für einen Seelenschlinger wie ihn... Doch welches Kindlein würde man sich heute wohl aussuchen? Formen und heranzüchten damit die Seele jenes Aroma erreichte, was man so sehr schätzte? Welche unschuldige Seele würde man sich heute schmecken lassen? Wen die Tafel so reichlich gedeckt vor einem aufgebahrt war, huh? Dann fiel die Auswahl besonders schwer und doch würde er sich alsbald entscheiden – immerhin dürstete es ihn nach einer frischen und vor allem jungen, von Unschuld durchtränkten Seele. Oh, man würde weise wählen, immerhin sah Mutter einem zu. Und man würde sie nicht enttäuschen wollen. Mutters Liebe hatte ihre Grenzen und das wusste der Düsterling nur zu gut. Ein einziges Mal hatte man sie schon enttäuscht. Ein einziges Mal hatte sie ihn bisher bestrafen müssen und dieser Schmerz war... köstlich gewesen und auch wenn man immer wieder in Versuchung stand, ihn ein weiteres Mal kosten zu dürfen, so wollte man Mutters Gunst, ihre Liebe und Zuneigung doch nicht verlieren. Wen außer sie hatte man den? Niemand... gab sie ihm doch so viel und ebenso viel konnte sie ihm auch nehmen...

So wanderte der Blick der tiefroten, gar Blut 'gen Augen durch die dunklen, von Schatten durchzogenen Gassen des kleinen Dorfes, beobachtete all jene, die an ihm vorüberzogen. Doch sie alle schenkten dem jungen Mann, welcher sich als einer von ihnen tarnte, gekleidet in schlichte, schmucklose Gewänder, nur einen flüchtigen Blick... Oh, wie sehr man es doch hasste, sich in eine menschliche Hülle zu zwängen... diese Gestalt war so hässlich... so falsch... und so widerlich sterblich... mit jeder Minute, die verging, spürte man, wie das Fleisch, in dem man gefangen war, alterte und zerfiel.

Es stank! Er stank! Und doch schien es so, als habe auch dieser Körper eine gewisse Anziehungskraft auf die Menschen... hier und da blieben einige dieser jämmerlichen Kreaturen stehen, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Worte – doch hauptsächlich Blicke, die mehr als eindeutig waren. Doch nein... keiner von ihnen war auch nur ansatzweise würdig, auch nur einen Finger an ihn zu legen.

Nun, alle bis auf einen.
Ein Mann von hochgewachsener Gestalt, einem edlen, feingeschnittenen Gesicht und hohen Wangenknochen und auch seine Kleidung wirkte anders – edler - als jener, die bisher an ihm vorbeigezogen waren. Eine Robe, gefertigt aus mitternachtsblauem Samt – um die Hüfte eine Scherbe tragen, welche mit goldenen Ornamenten bestickt worden. Das Innenfutter der Robe bestand aus rotem Stoff und auch einige der Verzierungen, welche an der Robe angebracht worden waren, hatten dasselbe, dunkle Rot, bestanden jedoch aus einem deutlich teureren Stoff wie der, der für das Innenleben der Kleidung bestand. Der Kragen war hochgeschnitten und vergoldete Knöpfe schlossen diesen. Doch waren es vor allem die Augen, welche den Düsterling faszinierten. Nicht etwa die Farbe. Auch wenn diese an eine uralte Eiche erinnert, so war es doch mehr der Ausdruck darin. Es schien so, als würde dieser Mann ihn erkennen – als würde er sehen, was er vor sich hat. Doch zeigte sich in seinem Blick keinerlei Furcht. Stattdessen schien es, als würde er den Dämon herausfordern wollen.

Kind des WahnsinnsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt