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~ Der Zaubertrank ~
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Plötzliche Erschöpfung übermannte den Zurückgelassenen und er lehnte sich an die kalte Mauer. Zum Glück achtete niemand mehr auf ihn. Er konnte fremde Blicke jetzt nicht gut gebrauchen, denn er spürte schon die ersten Tränen auf seiner Wange. Ihm war warm und kalt gleichzeitig. Es brauchte hohe Anstrengung, eine gleichmäßige Atmung beizubehalten, während die Panik versuchte, die Oberhand zu bekommen. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und versuchte, den Schmerz in seinem Inneren irgendwie wegzubekommen, indem er seine Fingernägel in seine Haut krallte. Doch das machte das Atmen nur noch schwerer und dann saß er einfach da und starrte schwach in die Leere, während seine Gedanken um den älteren Schüler kreisten, der ihn einfach hatte stehen lassen.

„Hey, Jimin. Jimin!"
Taemin setzte sich zu ihm und schirmte ihn von möglichen Blicken der anderen und dem ganzen Trubel in der großen Halle ab. Besorgt drückte er die Schulter des erstarrten und versuchte, eine Reaktion von ihm zu erhalten. Langsam wandte der Jüngere den Kopf zu ihm. Für Taemin wurde es jetzt schwer, aber er schuldete es seinem besten Freund, ihm die Sache zu erklären. Er hoffte bloß, dass dies Jimin nicht nur noch mehr kränken würde.
„Lass uns hier raus gehen, okay?", schlug er vor und half Jimin auf. Die Stille auf den Gängen bot einen angenehmen Kontrast zum Festsaal. Hier konnte Jimin wieder durchatmen, doch ihm wurde auch sofort kalt. Schnell liefen sie zu einem der Gemeinschaftsräume und machten es sich vor dem Kamin gemütlich, der durch Zauberei betrieben wurde und bei ihrem Eintritt sofort ein warmes Feuer entfachte.

„Er ist einfach weggegangen...", hauchte Jimin. Seine Stimme war dünn. Taemin legte ihm eine weiche Decke um und sobald er sich neben ihn setzte, legte der Jüngere seinen blonden Schopf auf Taemins Schulter.
„Ich glaube, ich kann das erklären.", erwiderte der ältere Schüler und griff nach Jimins Hand. Dieser brummte nur und so fuhr er mit gesenkter Stimme fort: „Vor zwei Wochen habe ich mitbekommen, wie von drei Jungs aus eurer Klassenstufe ein Liebestrank geplant wurde. Min Yoongi sollte ihn Trinken. Allerdings sollte er sich in Liesbeth verlieben. Kannst du dir das vorstellen? Eine schreckliche Sache wäre das! Ich wollte es verhindern, weil daraus sowieso nichts geworden wäre und weil ich weiß, dass du Yoongi verehrst. Ich dachte, es würde euch beiden einen Schubs in die richtige Richtung geben, wenn er sich durch den Trank in dich verlieben würde."
Bei jedem Satz spannte sich der Jüngere mehr an, bis er sich schließlich aufsetzte und Taemin entgeistert ansah. „Ein Liebestrank hat Yoongi dazu gebracht, sich in mich zu verlieben? Also war das alles nicht echt?"

„Es tut mir so leid, Jimin! Ich hätte gedacht, dass der Trank länger wirkt...", versuchte Taemin sich zu entschuldigen, doch Jimin unterbrach ihn: „Und wozu hätte das geführt? Ich hätte mich mit der Zeit nur noch mehr in ihn verliebt und wer weiß wie viele Momente dann dazu gekommen wären, die dann alle auch nicht Echt sein würden! Wirklich, ist doch klar, dass das seine Wirkung irgendwann verliert!"
Aufgeregt lief er im Zimmer umher und zitterte, nicht mehr vor Kälte, sondern vor Entrüstung. Seine Kehle war trocken. Sein Herz tat noch immer Weh, vielleicht sogar umso mehr, jetzt wo er wusste, dass Yoongis Verhalten keine Wiedergutmachungen mehr erforderlich machte. Und dazu kam, dass sein bester Freund seine Finger im Spiel hatte.

„Warum hast du es mir nicht gleich gesagt? Oder warum hättest du es nicht einfach verhindern können, dass Yoongi den Trank überhaupt trinkt und dann wäre alles beim alten geblieben!", fuhr er seinen besten Freund an. Seine Stimme überschlug sich. Tränen stiegen ihm wieder in die Augen und er kniete sich vor das warme Feuer. Er konnte es jetzt nicht ertragen, auf der Couch neben Taemin zu sitzen. Sein Kopf schrie noch immer die Worte „Du bist an allem Schuld!", doch Jimin war zu schwach, um sie auszusprechen. Er wollte einfach, dass Taemin verschwinden und ihn alleine lassen würde.

„Ich weiß, das war nicht richtig. Ich wollte es dir schon sagen, aber... es lief ja eigentlich alles ganz gut. Ich werde dich jetzt alleine lassen. Aber wenn du mich brauchst, kannst du immer zu mir kommen, Jimin. Du bist schließlich mein bester Freund und ich will nur das Beste für dich."
Jimin blieb angespannt sitzen und fuhr mit dem Finger das Muster des Teppichs nach, bis er die Tür zufallen hörte. Es stimmte, Taemin wollte ihm ja nichts Böses und Jimin war sich sicher, dass er ihm dieses Missgeschick schon bald vergeben würde. Doch es war trotzdem gut, alleine zu sein und nachdenken zu können. 





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Love Potion || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt