IN MY LIFE

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 „Wieso klappt das nicht?", fragte ich mich genervt. Langsam wurde ich immer nervöser. Riven und Stella konnte ich schließlich auch von D'Arcy's Zauber befreien, wieso wollte es bei Terra nicht klappen? Ich drang einfach nicht zu ihr durch. „Verdammt!", fluchte ich. Flora und Stella diskutierten derweil, wie sie Bloom helfen konnten. Flora war der Meinung, dass wir Hilfe holen sollten, was Stella vehement ablehnte. Sie schlug stattdessen vor, dass Flora „einen Zaubertrank aus irgendwelchen Pflanzen" für Bloom zusammenbrauen könnte. Natürlich reagierte Flora auf diesen dilettantischen Vorschlag empört. Stella stellte sich das Ganze viel zu einfach vor. Ich hoffte zwar inständig, dass die beiden sich nicht an die Gurgel gingen, beschloss aber, mir darüber möglichst keinen Kopf zu machen und mich auf Terra und Sam zu konzentrieren. „Okey, Musa, dann versuchst du eben Sam zuerst zurückzuholen", entschied ich zunehmend unruhig. Nun kniete ich also vor Sam, der fast schon furchteinflößend wirkte. Auch sein Gesicht war mit Kratzern und Schürfwunden übersät. Der Anblick passte überhaupt nicht zu dem doch so friedliebenden Sam, der eigentlich immer sein Sam-Lächeln auf den Lippen hatte. Eine schreckliche Erinnerung ließ mich kurz zusammenzucken. Ich erinnerte mich daran, dass Sam vor einiger Zeit in seiner Verzweiflung Rosalind vergiften wollte. Dieser Gedanke war so absurd, dass ich ihn sofort wieder verdrängte. Sam war kein Mörder. Er war einfach nur Sam. Der smarte, witzige, fürsorgliche und stets gut gelaunte Sam. Terra's Bruder und Flora's Cousin Sam. Mein Ex-Freund Sam. Unerwartet spürte ich, dass mich jemand an der Hüfte berührte. Schockiert fuhr ich herum und entdeckte Riven, der nun neben mir kniete und seinen Arm um mich legte. Mein Herz schlug wie wild und zwar nicht nur, weil ich mich so erschrocken hatte. Ich konnte regelrecht spüren, wie mein Körper zu glühen begann, weil er mir plötzlich so nah war. Wir sahen uns tief in die Augen und für den Bruchteil einer Sekunde war die Welt in Ordnung. Auch wenn es vielleicht unangebracht war, fiel mir in diesem Moment auf, wie unglaublich heiß er mit den ganzen Verletzungen aussah. Schon als ich Riven das erste Mal sah, fand ich ihn irgendwie attraktiv. Niemals aber hätte ich das vor irgendjemanden zugegeben. Dieses Möchtegern-Bad-Boy-Gehabe fand ich anfangs ziemlich unausstehlich. In der Zwischenzeit konnte ich allerdings hinter seine Fassade blicken und war in seinen Bann gezogen worden. „Was ist los?", wollte er mit ruhiger Stimme wissen, während wir uns noch immer tief in die Augen sahen. Einen kurzen Moment brauchte ich, um mich zu sammeln. „Ich schaffe es irgendwie nicht, Terra zu helfen", stammelte ich. Er sah Terra an und überlegte. „Hast du es schon bei Sam probiert?" Ich schüttelte den Kopf. Dann sah er wieder zu mir und nickte ein Mal kurz, um mir zu symbolisieren, dass ich es versuchen solle. Obwohl mir Riven's Präsenz unglaublich viel Kraft gab, konnte ich auch Sam nicht retten. Ich hatte absolut keine Ahnung, warum es mir nicht gelingen wollte, den beiden zu helfen. Unglaublich viele Gedanken rasten durch meinen Kopf. War meine Magie am Ende? Hatte ich sie etwa aufgebraucht? War das überhaupt möglich? Oder war ich einfach zu spät dran? Waren sie vielleicht nur noch körperlich am Leben, aber ihre Seelen bereits tot? Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Ein fetter Kloß bildete sich in meinem Hals und ich merkte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Leider war Aufgeben mal wieder keine Option. Ich war die Einzige, die den beiden helfen konnte, somit musste ich es weiter versuchen. Noch immer berührte Riven mich sanft, was wohl der einzige Grund war, weshalb ich noch nicht komplett durchdrehte. „Versuch' es doch mal bei beiden gleichzeitig", schlug Riven vor. Ich sah ihn fragend an. Zwar konnte ich mir nicht vorstellen, dass das funktionieren würde, aber da ich sowieso mit meinem Latein am Ende war, probierte ich es. Also schloss ich meine Augen, konzentrierte mich auf Flora und Sam und brachte extrem viel Energie auf, um zu den beiden durchzudringen. Ich spürte, wie mich meine Magie umgab. Sie legte sich wie ein zarter Schleier um mich und ich konnte fühlen, wie sich die Anspannung in mir zu lösen begann. Endlich konnte ich tief durchatmen, denn ich hatte es geschafft: Ich war bei Terra und Sam und konnte sie endlich retten. D'Arcy muss die beiden in einen gemeinsamen Albtraum verbannt haben, Riven hatte also tatsächlich den richtigen Riecher. Mir schoss der Gedanke in den Kopf, ob er seiner Mutter wohl doch ähnlicher war als ich es vermutet hätte. Vielleicht hatte er von ihr ein Gespür für Mentalmagie geerbt, möglich wäre es schließlich. Darüber durfte ich mir zu diesem Zeitpunkt allerdings keinen Kopf machen, denn ich hatte eine Mission: Terra und Sam befreien. Ihr Albtraum spielte wohl im Gewächshaus der Schule, was mich nicht wunderte. D'arcy war sicherlich gezwungen, Szenarien zu wählen, die für ihre Opfer möglichst realistisch wirkten. Die beiden Erdfeen verbrachten immer sehr viel Zeit dort. Da ich einige Meter vor dem Gewächshaus stand, ging ich ein paar Schritte in Richtung des Eingangs mit der Absicht, einzutreten. Nachdem ich hineingegangen war, sah ich sofort Terra, die bitterlich weinte. Sie kniete auf dem Boden, während Sam völlig aufgelöst hin- und herlief. Bevor ich auf sie zuging, bemerkte ich, dass im Hintergrund noch jemand außer den beiden war. Die Person sah zweifelsfrei aus wie Ben Harvey. Ich hatte allerdings sofort das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte, denn ich konnte keinerlei Aura von ihm fühlen. Es dauerte nicht lange, bis ich D'Arcy's Masche durchschaut hatte: Der geliebte Vater wird benutzt, um seinen Kindern irgendwelche Hiobsbotschaften zu überbringen. „Wow, welch ein Ideenreichtum", murmelte ich vor mich hin. Kurz dachte ich darüber nach, wie ich den beiden das Ganze am besten erklären konnte, beschloss dann aber kurzerhand mit der Tür in's Haus zu fallen: „So, Leute, hi, schön euch zu sehen", sagte ich also. Beide bemerkten erst jetzt meine Anwesenheit und blickten mich an, als ob sie einen Geist gesehen hätten. „Ich kann euch beruhigen: Was auch immer euer Dad euch erzählt hat, ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wahr. Ach ja und das ist auch gar nicht euer Dad, sondern ein mieser Zauber von Beatrix' Schwester D'Arcy". Terra überlegte kurz und sah mich dann hoffnungsvoll an. „Dann ist Flora noch am Leben?", wollte sie wissen. Ich runzelte die Stirn. „Jap. Quicklebendig. Aber das könnte sich ändern, wenn wir hier noch mehr Zeit verplempern", antwortete ich. Sam warf einen prüfenden Blick auf seinen Vater, der gar nicht sein Vater war, beschloss dann aber recht schnell, dass ich recht haben musste. Er ging direkt zu seiner Schwester, um ihr aufzuhelfen, dabei wirkte er sichtlich erleichtert. Bis dato lief alles super, aber leider hatte ich die Rechnung ohne das Ben-Harvey-Double gemacht. Binnen Sekunden verwandelte sich die Gestalt nämlich zu einer ziemlich abscheulichen Kreatur, die komplett mit irgendwelchen Ungeziefern übersät war. Mit diesen Krabbel-Viechern überall, den aufgequollenen roten Augen und den riesigen Pranken machte dieses Ding sogar den Verbrannten Konkurrenz. Da mir für einen Kampf definitiv die Zeit fehlte, schrie ich einfach wie von einer Tarantel gestochen „Weg hier!" und rannte so schnell ich konnte zu Terra und Sam. Die beiden hatten das Monster inzwischen auch entdeckt. Immerhin bestand nun nicht einmal mehr der Hauch eines Zweifels daran, dass dieses Ding hundertprozentig nicht ihr Vater war. Nachdem ich mir jeweils eine Hand der Beiden geschnappt hatte, begann ich bereits, uns zurück zu den anderen zu bringen. Ich wusste, dass ich nur diese eine Chance hatte. Da ich absolut keinen Bock darauf hatte, als Insektenfutter zu enden, konzentrierte ich mich wie noch nie zuvor und es hat geklappt. Zwar hätte ich nie gedacht, mich einmal so sehr über die Ankunft in einer alten, verdreckten Garage zu freuen, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Noch bevor Sam und Terra realisieren konnten, wo sie waren, fiel ich Riven um den Hals. Mit einem Wumms knallte ich gegen seine harte Brust und klammerte mich an allem fest, was ich erwischen konnte: an seinem Shirt, seinen Armen, seinen Haare, – völlig egal. Ich hatte es geschafft: Alle meine Freunde, die von D'Arcy verzaubert wurden, konnten gerettet werden. Es fühlte sich einfach unglaublich an. „Vielleicht wird jetzt doch alles gut", dachte ich, während mich Riven's durchtrainierten Arme umschlangen. „Toll gemacht, Musa", flüsterte er mir zu. Wärme breitete sich in mir aus. Für eine Sekunde wünschte ich mir, dass dieser Moment nie enden würde.

Fate: The Winx Saga Fanfiction Rivusa/Samusa EditionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt