IN MY HEAD

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Siebzehn Tage waren nun schon vergangen, seitdem Bloom verschwunden war. Ganz Alfea war wie in Trance. Niemand wusste so recht, wie es weitergehen soll; ob es überhaupt weitergehen kann. Wir hatten nicht einmal eine Direktorin. Rosalind hatte Ms. Dowling auf dem Gewissen und naja, Bloom hatte Rosalind auf dem Gewissen. Königin Luna tat so, als hätte sie alles unter Kontrolle, aber jeder wusste, wie schwierig es werden dürfte, auf die Schnelle eine neue Direktorin zu finden. Ms. Dowling und Rosalind zählten immerhin zu den mächtigsten Feen der Anderswelt. Das Ausmaß der Verzweiflung von Königin Luna brachte Stella allerdings erst noch zum Vorschein.

'Erde an Musa', hörte ich Riven plötzlich rufen. 'Oh, hi. Sorry, ich war in Gedanken'. 'Hab ich gemerkt. Jetzt runter mit den Kopfhörern und aufwärmen!'

Riven und ich trainierten mittlerweile fast täglich miteinander. Es war zur Routine geworden. Fast wie Zähneputzen. Meistens trug ich beim Training die Armfesseln, um meine Magie abzuschalten. Leider hat das Spuren hinterlassen. Die Haut an meinen Armen war komplett aufgerissen und blutig. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten, aber meine Magie nicht abschalten zu können, war immer noch schlimmer. Terra und Flora gaben ihr Bestes, um meine Wunden zu verarzten, allerdings waren sie der Meinung, dass die Fesseln keine Dauerlösung darstellten. Das war mir natürlich auch klar. Leider.

Riven half mir etwas bei meinen Dehnübungen. Dabei kam er mir natürlich ziemlich nahe. Ich saß auf dem Boden, die Beine weit ausgestreckt. Riven kniete mir gegenüber und fixierte meine Füße, indem er sie mit beiden Händen sanft zu Boden drückte. Ich streckte meine Arme so weit ich konnte nach vorn, um mit den Fingerspitzen meine Schuhsohlen festhalten zu können. Ich hatte zwar keine Ahnung, was an dieser Position auch nur annähernd sexy sein sollte, aber Riven's Gedanken verrieten mir, dass er absolut nicht mehr nur an's Training dachte. 'Riv! Ich trage die Fesseln doch nicht mehr, schon vergessen?', erinnerte ich ihn vorwurfsvoll. 'Ich weiß, aber ich bin eben auch nur ein Kerl', erklärte er ohne einen Hauch Schuldbewusstsein. Ich rollte mit den Augen. Riv wäre nicht Riv, wenn er nicht immer auch noch einen drauf setzen würde; 'Findest du mich denn überhaupt nicht anziehend?', wollte er wissen. Ich verzog angewidert das Gesicht. Riven lachte laut auf und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Über so etwas machte ich mir momentan noch keine ernsthaften Gedanken. Auf irgendeine komische Art und Weise war Riven zwar schon attraktiv, aber das mit Sam war einfach noch zu frisch. Außerdem waren wir einfach nur Freunde. Nicht mehr, nicht weniger. 'Wie ist es mit den Schmerzen?' fragte er und deutete mit dem Kopf in Richtung meiner verbundenen Arme. Themawechsel, auch gut. 'Geht schon', log ich.
Nach dem Aufwärmen nahm er mich an diesem Tag gefühlt besonders hart ran. Ob er mir doch übel nahm, dass ich seine schmutzigen Gedanken gelesen hatte? Jedenfalls war ich schon ziemlich am Ende, als er nochmal richtig loslegte. Er versuchte mehrmals hintereinander mit der Faust in mein Gesicht zu schlagen. Ich hoffte innerlich immer, dass er einen Zentimeter vor meinem Gesicht stoppen würde, um mich nicht wirklich zu treffen, sollte das Ausweichen mal nicht klappen. Sicher war ich mir da allerdings nicht. Somit nahm ich meine letzten Kräfte zusammen und wich jedem seiner Schläge aus, allerdings ohne zurückzuschlagen. Dafür war ich einfach zu erschöpft. Kurze Zeit später ließ ich mich dann völlig K. O. auf den Boden fallen. Ich lag da wie ein Käfer auf dem Rücken, der nicht mehr auf kam und sich seinem Schicksal als Futter zu enden, ergeben hatte. Riven beugte sich hämisch über mich und meinte ganz lässig: 'Wie? Schon genug für heute?'. Ich antwortete nicht, zu sehr war ich mit Luft holen beschäftigt. 'Vielleicht wäre Tanzen doch besser für dich', schlug er lachend vor. Schlagartig verlangsamte sich mein Atmen und Bilder meiner Mutter erschienen in meinem Kopf. Ich würde nie wieder tanzen. Nicht ohne meine Mom. Ich drehte mich zur Seite, um mein Gesicht zu verstecken. Er hatte nur einen Scherz gemacht. Er wollte mir nicht wehtun. Trotzdem spürte ich den Kloß in meinem Hals und wie mir die Tränen in die Augen schossen. Was war nur los mit mir? Sonst war ich auch nicht so nah am Wasser gebaut, aber die Situation in Alfea machte allen zu schaffen. Auch mir. 'Musa, hab' ich was Falsches gesagt?'. Er machte sich plötzlich Sorgen. Das konnte ich fühlen. Komisch, wenn er drauf und dran war, mir die Kehle mit dem Schwert aufzuschlitzen oder mein Gesicht mit der Faust zu zertrümmern, machte er sich keine Sorgen, jetzt aber schon. Der Gedanke daran war irgendwie absurd und ich musste anfangen, zu grinsen. Dann sah ich ihn an und musste lachen. Diesen besorgten Gesichtsausdruck war ich einfach nicht gewohnt von ihm. Seine Gesichtszüge entspannten sich. 'Ich hab' früher oft mit meiner Mom in der Küche getanzt. Die Musik wurde richtig laut aufgedreht und wir sangen völlig schief mit. Voll peinlich', gestand ich. Er sah mich weiterhin einfach nur an. 'Später hab' ich dann angefangen, in einer Gruppe zu tanzen, ziemlich professionell sogar', ergänzte ich stolz. Ich lächelte bittersüß. Ob ich ihn wohl überrumpelt hatte? Außer mit Terra hatte ich noch nie mit jemandem über meine Mom gesprochen. Nicht einmal Sam hatte ich wirklich etwas über sie erzählt. Ich wusste, wie sehr er mit mir leiden würde und das wollte ich ihm ersparen. Mit Riven war das alles irgendwie anders. Ich spürte, dass er mindestens genauso kaputt war wie ich. Außerdem hatte er, soweit ich weiß, auch niemandem verraten, dass ich mich den Scrapern absichtlich geopfert hatte, um meine Magie loszuwerden. 'Sie ist tot', fügte ich also noch hinzu. Wir schwiegen uns eine Weile an. Ich konnte es selbst nicht richtig glauben, was ich da gerade gesagt hatte. Riven seufzte. 'Oh Mann, tut mir echt leid'. Ich nickte. 'Danke'. Ich hoffte, dass unser Gespräch diesbezüglich beendet war, aber Riven sinnierte noch: 'Wenn ich könnte, würde ich sofort mit dir tauschen'. Ganz genau wusste ich nicht, was er damit sagen wollte. Wohl kaum, dass es ihm lieber wäre, wenn seine eigene Mutter nicht mehr am Leben wäre anstatt meine. Oder doch? Ich konnte lediglich fühlen, dass er es ernst meinte. Mein Handy klingelte. Perfektes Timing. Stella's Name leuchtete auf meinem Display auf. Ich hätte schwören können, dass STELLA immer etwas heller strahlte als die Namen von anderen Anrufern. Vielleicht bildete ich mir das aber auch einfach nur ein. 'Hi, was gibt's?' begrüßte ich sie überschwänglicher als gewollt. 'Komm sofort in die WG. Es gibt Neuigkeiten'. Sie klang kühl, also ging ich von nichts Erfreulichem aus. Ich verabschiedete mich kurz und legte auf. 'Muss los. Irgendwelche Neuigkeiten', klärte ich Riven kurz auf. 'Geht's um Bloom?'. Ich zuckte kurz mit den Schultern. Wieder Schweigen. Ich dachte einen Moment darüber nach, ihn zu fragen, ob er mitkommen möchte. 'Sehen wir uns morgen beim Training?'. Leicht verwundert nickte ich. Ob er wohl sicherstellen wollte, dass alles okey war zwischen uns? Das war es jedenfalls.

Fate: The Winx Saga Fanfiction Rivusa/Samusa EditionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt