7 | Fluchtreflex

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Nachdem wir gemeinsam gefrühstückt hatten, ging ich noch einmal kurz in mein Zimmer, um meine Tasche zu holen. René wartete bereits vor der Eingangstür meines Hotels.

Mit einem geheimnisvollen Lächeln bot er mir seinen Arm an und führte mich die Straße hinunter. Es war ein herrlicher Frühlingstag. Die Sonne schien vom Himmel und wärmte unsere Haut. Der Zauber dieser Jahreszeit, die ich eigentlich besonders mochte, konnte meine Nerven nicht wirklich beruhigen. Ich hatte immer noch keine Ahnung, was mich erwarten würde, und mit jeder Minute wuchs meine Anspannung.

Nach einigen Straßen erreichten wir ein weiteres Gebäude, das man ohne die großen Werbefahnen am Eingang allein an seiner Architektur als Hotel erkennen könnte. René steuerte auf die Eingangstür zu, hielt sie mir mit einer galanten Geste auf und folgte mir. Im Foyer steuerte er zielsicher auf die Aufzüge zu, ohne sich orientieren zu müssen. Es schien, als wäre er bereits hier gewesen.

Was zum Teufel erwartete mich hier? Was könnte in einem Hotel Teil meines Geschenks sein?

Als wir den Aufzug betraten, betrachtete ich mich in dem bodentiefen Spiegel, der an einer Seite angebracht war. Wie gewünscht, hatte ich mich bequem angezogen: eine Jeans, darüber ein Oversize-T-Shirt und eine lange Strickjacke. An den Füßen trug ich einfache Turnschuhe, die ich auch auf der Straße anhatte. Das waren die Kleidungsstücke, die Kristin mir empfohlen hatte. Was es mit der Kleidungswahl auf sich hatte, war mir immer noch ein Rätsel.

René drückte auf Nummer drei, ein Stockwerk, in dem es laut Schild mehrere Konferenzräume geben sollte. Auf dem Bildschirm lief eine Diashow mit Fotos, Angeboten und anderen Informationen, unter anderem dazu, wer welchen Konferenzraum gebucht hatte.

Und dann sah ich es.

Die Anzeige, die in diesem Moment erschien, war mit einem hübschen Bild geschmückt. Ein Paar tanzte eng umschlungen.

Salsa cubana – Anfängerkurs, mit Nael Riojas Sanches.

Entgeistert sah ich René an. »Bitte sag mir nicht, dass das unser Ziel ist.«

»Doch!«, nickte er mit einem breiten Grinsen, sichtlich begeistert von seiner Idee und davon, dass ihm die Überraschung so gut gelungen war.

Mir hingegen rutschte das Herz bis in die Kniekehlen. Meine Hände wurden augenblicklich feucht und begannen leicht zu zittern.

Die Erinnerungen überfluteten mich: Leon und ich, wie wir über die Tanzfläche wirbelten, seine Hand auf meiner Taille, das Funkeln in seinen Augen, sein strahlendes Lachen ...

Wie automatisch schüttelte ich den Kopf, doch bevor ich etwas erwidern konnte, versperrte René mir den Blick auf den Bildschirm. Jeglicher Humor war aus seinem Gesicht verschwunden und hatte einer tiefen Ernsthaftigkeit Platz gemacht. Inzwischen hatte der Aufzug sein Ziel erreicht und die Türen öffneten sich. Aber keiner von uns beiden rührte sich.

»Bevor du ablehnst«, begann er, während ich aus den Augenwinkeln sah, wie sich die Türen wieder schlossen, »möchte ich, dass du erst einmal zuhörst und dann nachdenkst. Ich weiß, welche Erinnerungen damit verbunden sind. Und deshalb habe ich dir genau das als Geschenk vorgeschlagen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie glücklich du jedes Mal nach dem Tanzen warst. Du hast gestrahlt. Jedes Mal. Und ich möchte meine Schwester wieder so strahlen sehen. Ich werde diesen Kurs mit dir machen. Du weißt, was das für ein Opfer ist, aber ich mache es gerne. Denn ich möchte die schlechten Erfahrungen mit positiven überlagern. Ich möchte meiner Schwester das wieder näher bringen, was sie früher so abgöttisch geliebt hat. Bitte gib nicht gleich auf, versuche es wenigstens.«

Ich war tief berührt von Renés Worten. Seine Entschlossenheit und vor allem seine Bereitschaft, sich für mich auf die Tanzfläche zu wagen, ließen mein Herz schwer in meiner Brust schlagen. Eigentlich hasste René das Tanzen. Er hatte zwar ein gutes Rhythmusgefühl, schließlich war er Musiker. Aber mit den Füßen verließ es ihn völlig. Dass er das jetzt mit mir machen wollte, zeigte mir, wie ernst es ihm war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 03 ⏰

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