Tag 13

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Freund*innen der Sonne (oder des Mondes, und alle dazwischen), sagt mal, was ist denn das, dass wenn Kinder Geburtstag haben, man mindestens 4 Kuchen backen muss und zwei Partys schmeißen muss und urgs, ich bin kaputt, ich sags euch. Die Woche war viel zu viel los. Privat wie beruflich. Irgendwie hab ich aber dann doch ein überlanges Kapitel innerhalb von 12 Stunden zusammengeworfen? 

Und für dieses Kapitel stell ich euch im Voraus schon mal ne heiße Zitrone hin. Viel Spaß und danke für eure Geduld!

***

Wenn Rezo in ein paar Wochen, Monaten oder Jahren zurückblicken würde auf dieses Projekt, diese Erfahrung, dann würde er vor allem eins damit verbinden: das leise Flattern des Windes in den Bäumen, das beruhigende, immergleiche Rauschen des Meeres, der feuchte Geruch von Salzwasser in der Luft, Mexis Lockenkopf auf seiner Brust, und sein Arm um Mexis breite Schultern.

Das war ihre Routine, das war ihr Leben hier. So wachten sie auf, so begann ihr Tag, seit fast zwei Wochen.

Selten hatte Rezo sich so gut gefühlt, selten so angekommen und gleichzeitig so losgelöst vom Stress und den großen und kleinen Problemen des Alltags.

Was hier zählte, waren nur sie beide. Seine Wahrnehmung war so geschrumpft, hatte sich verengt auf diesen kleinsten Zirkel, und Rezo hatte selten auch seinen eigenen Körper so gespürt wie in diesen Tagen. Er schlief, wenn er müde war, wachte auf, wenn er ausgeschlafen hatte. Genoss das Essen, das sie hatten, so limitiert es auch war, in vollen Zügen. Genoss die Zweisamkeit, die Berührungen, den Komfort, ohne Reue.

In seinen Armen regte sich Mexi langsam und streckte sich dann. Drückte ihm einen Kuss unter den Kiefer, der ein wohliges Kribbeln auf Rezos Haut hinterließ.

Rezo drehte sich auf die Seite, um ihn anzusehen. Lächelte, weil er eh nicht anders konnte, bevor er sich wortlos zu Mexi hinüber lehnte. Ein erster Kuss. Eine Hand in seinen Haaren, und sein Herz setzte kurz aus, nur um dann doppelt so schnell weiter zu schlagen. Diese offene Zuneigung, die Mexi an den Tag legte, machte ihm immer noch zu schaffen. Manchmal fragte sich Rezo immer noch, ob er träumte, ob er dem Braten trauen konnte, aber jeder Kuss, jede Umarmung, jeder Abend, an dem sie Seite an Seite oder Arm in Arm einschliefen, bekräftigte, was er ohnehin wusste: das hier war real, und es war richtig, wie es war. Es fühlte sich nach allem an, was Rezo wollte und wie er es wollte.

Mexis Hand wanderte von seinen Haaren zu seiner Wange, und das Pflaster an Mexis Finger blieb für einen Moment an Rezos Bartstoppeln hängen. Rezo zögerte kurz, wartete ab, aber Mexi zuckte nicht einmal. Es schien ihn nicht zu stören oder ihm Schmerzen zu bereiten, was eine Erleichterung war.

Mit einem langen Atemzug ließ Rezo die Anspannung los. Auch Mexis Lippen öffneten sich, und er wurde weicher, sanfter in seinen ganzen Bewegungen. Sein Körper sank gegen Rezo, er ließ sich fallen, und das? Das war es.

Dieses Fallenlassen. Dieses einfach sein, einfach machen, ohne sich ständig zu hinterfragen oder nachdenken zu müssen. Dass sie einander einfach berühren konnten, wie sie wollten, sagen konnten, was sie wollten, und dass kein Zeitplan über ihnen hing, keine metaphorische Eieruhr lief, die ihnen 45 Minuten für den Dreh eines Videos gab und unerbittlich herunter tickte.

Klar, die Zeit bis zur Abholung lief, aber bis dahin hatten sie keine Verpflichtungen, brauchten keine Vorwände, um Zeit miteinander zu verbringen.

Mexi atmete tief durch die Nase aus, ein warmer Hauch, ein kurzes Zittern in seiner Oberlippe, als er Rezo ansah. Die langen Wimpern umrahmten Augen, die so blau und so ehrlich waren, dass Rezo der Atem stockte. Dieser Blick hätte Rezo in die Knie gezwungen, würde er nicht im Bett liegen. So merkte er nur, wie sein Puls in seinen Ohren rauschte, wie seine Finger zitterten, als er Mexi über den Rücken streichelte. Die Wirbelsäule hoch mit Zeige- und Mittelfinger, über den Hubbel jeder einzelnen Bandscheibe. Dann wieder nach unten, zum Saum seines T-Shirts und darunter.

IrgendwoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt