Kapitel 2

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Meine dumpfen Schritte hallten fast kaum hörbar durch den Flur und verstummten, als ich die erste Etage betrat. Auch hier war alles an Ort und Stelle. Kein Wunder, denn im Flur stand nichts. Nur wieder der Steinboden und wieder eine langweilige Vase am anderen Ende. Die Gardinen an den Fenstern waren auch nicht anders. Und die sechs Türen ruhten an der Wand, bis auf meine Zimmertür. Ich wunderte mich nicht, denn wahrscheinlich machte grade unsere Putzfrau Nina sauber. Ich hatte sie vermisst, diese kleine, mollige Person mit niedlichem, russischem Akzent und Spitzenschürze. Sie war immer für mich da gewesen und hatte immer ein Ohr für meine Sorgen. Sie half mir bei Entscheidungen und überwindete die 'Vaterkriese' mit mir. Ich hatte sie lieb und freute mich schon, ihr Gesicht wieder zu sehen. Also lief ich etwas optimistischer in Richtung Tür. Angekommen stupste ich sie leicht an, doch was ich sah, war alles andere als erwartet. Ich schrie fast das ganze Haus zusammen, so geschockt war ich. Meine Hände krampten sich am Türrahmen fest. Die Wände waren schwarz gestrichen, mein Himmelbett wurde durch ein einfaches Holzbett ersetzt und von der Decke hingen keine schönen Kronleuchter, sondern moderne Papierlampen. "Oh mein Gott!", kreischte ich hysterisch und lies entsetzt meine Tasche fallen. Mom hatte mir versprochen, mein Zimmer nicht zu ändern! Stattdessen lebte wahrscheinlich jetzt jemand ganz anderes in meinem Reich! Ich war sauer und zwar gewaltig. Ich hatte das Gefühl nicht willkommen zu sein. Wie konnte sie nur?! Reichte es denn nicht, dass sie sich wie ein Teenager benahm und kaum noch nüchtern zu sehen war? Mit schnellen Schritten steuerte ich den Kleiderschrank an und riss ihn auf. Meine Knie wurden weich vor Wut, Trauer und Verlust; Dort hing Jungskleidung. Für Jungs aus meinem Alter.

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