Kapitel 9

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Jason's Sicht
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Emma hatte sich an die Bücher gelehnt, das Rot auf ihren Wangen war verschwunden und ihr gesamtes Gesicht hatte sich in grünlich eingefärbt. Sie schüttelte entsetzt den Kopf und rutschte dann die Wand hinunter, immer noch geradeaus starrend, den Mund leicht geöffnet, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Als ich sie ansteuerte, zuckte sie zusammen. Meine Anwesenheit hatte sie erst jetzt bemerkt. "Was tust du hier?", fragte sie röchelnd, schaute mich aber erleichtert an. "Ich hab dich weinen hören und wollte nach dem Rechten schauen", sagte ich und kratzte mir verlegen den Hinterkopf. Sie hatte wohl nicht verstanden, dass es eine Anspielung auf Sorge war und ging nicht darauf ein. Kopfschüttelnd wandte sich ihr Blick wieder Richtung Ring. "Was war das? Was passiert mit mir?", flüsterte sie verzweifelt und heiße Tränen rannten ihre Wangen herunter. Sie zog die Beine an und setzte das Kinn auf die Knie ab, immer noch starrend. Sollte ich es ihr erklären? Sollte ich ihr die Wahrheit sagen? "Keine Ahnung.", sagte ich stattdessen und klopfte mir innerlich selber auf die Schulter. Sie hätte es nicht verkraftet. Nicht jetzt. Besorgt schaute ich auf Emma herab und betrachtete sie genauer. "Ich weis es n-" Schlagartig stoppte ich, denn das, was mir an ihrem Aussehen auffiel, beantwortete ihre Frage. Sie hatte meine Reaktion bemerkt und schaute mich erschrocken an. "Was ist? Hab ich irgentwas im Gesicht?", fragte sie verunsichert und wischte über ihre Wangen. Ich wollte irgendwas machen, irgendwas sagen, doch mir gelang es nicht den Mund zu bewegen oder zu gehen. Mir sitze der Schock so tief, dass ich mich fragte, warum. Ihr gesamtes Abbild veränderte sich langsam, als würde sie sich umstylen lassen; hier vor meinen Augen. Noch nie war ich so verängstigt gewesen.
Dies konnte unmöglich ein Ring verursacht haben.

Sie trug ein weißes Kleid, weit ausgeschnitten. Der Stoff lag eng an ihrer Taille, doch der Rock war so weit, dass man ihn als Bett hätte benutzen können. Sie sah beängstigend friedlich aus; Wie eine explodierte Sonne, die sich grade in ein schwarzes Loch verwandelte. Die dunkelbraunen Haare ruhten unnormal strahlend auf ihren Schultern und ich musste bei dem Anblick blinzeln. ihre Augen glänzten wie geschmolzenes Gold.
Jeder Blauton war verschwunden. Stattdessen hatte sich ein Silber eingeschlichen und ließen ihre Linsen wie die Farbe des Rings wirken. Ein Schauer lief mir über den Rücken und ich trat mühsam einen Schritt rückwärts.

Das ist doch nicht möglich,

dachte sich mein Unterbewusstsein und das Herz hämmerte wie wild. "Was ist nicht möglich? Hab ich nen großen Pickel auf der Nase?", fragte sie und schielte mit ihren neuen Augen auf die Mitte ihres Gesichts, während sie die Hand hob und ich nochmal erschrocken aufstöhnte. Sie schimmerte wie Feenstaub. Beine, Arme und Gesicht; ihre gesamte Haut.
Emma selbst schien wie von Edelmetallen übergossen. Doch sie selbst schien es nicht zu sehen.

Emma's Sicht
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"Wir sollten...", stotterte Jason vor sich hin,"...wir sollten mal rausgehen... Findest du nicht? Frische Luft tut doch gut." Er sah immer noch so aus, als hätte er einen Geist verschluckt. Schwer atmend stand er da, faselte wirres Zeug und versuchte sich ein Lächeln abzuquälen. Eben hatte er mir noch bei den Hausaufgaben geholfen und jetzt war er auch schon Klapsenreif! Naja, er blieb nicht alleine. Mit einer enormen Ladung Euphorie nahm ich seine entgegen gestreckten Hände an und wurde hochgezogen. Meine Beine waren eingeschlafen und beide Augen taten weh, so dass ich auf meine Lider drücken musste. Hektisch klopfte ich die graußige Schuluniform ab, gähnte einmal krätig, trat nach wenigen Schritten aus dem Raum...

Und schrie schmerzvoll auf.

Abrubt blieb ich im Flur stehen. Peitschen aus Kälte schossen mir entgegen. Es fühlte sich an, als sei ich gegen eine Wand aus Eis Messern und Leere gelaufen. Jedes eben vorhandene Glücksgefühl war verschwunden und mein Körper ersteifte zu einer Salzsäule. Krampfhaft griff ich nach Jasons Hand und hörte jemanden schmerzverzerrend aufschreien. Und dann erschlaffte mein Körper, ohne jeden Vorwahn. Die Knie ließen nach und ich sackte zu Boden.

Dieser Ring,

war das letzte, was ich dachte, bevor mir schwarz vor Augen wurde.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 10, 2015 ⏰

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