What ever

Kapitel 3

Überpünktlich klingelte ihr Wecker laut. Sofort stand sie auf. Sie hatte enorm viel Zeit für alles eingeplant, damit sie bloß nicht zu spät für irgendwas war. Ihre Haare hatte sie gestern Abend gewaschen, weshalb sie zügig unter die Dusche hüpfen konnte. Danach in ihre bereits rausgelegten Klamotten und stylen, bevor sie ihre Tasche für nach dem Frühstück schon packte und sich im Spiegel betrachtete.
Okay sie war wirklich sehr früh dran. Ihr Handy zeigte ihr 6:42. Um 8 Uhr würde sie anfangen zu arbeiten und der Shuttle Bus würde sie um 7:40 abholen. Also fast eine Stunde fürs Frühstück. Sie lächelte ihr Spiegelbild an. Heute würde es ernst werden, aber sie schaffte das. Sie hatte einen genauen Plan. Sie wusste welche Outfits sie für wen wo hin bringen musste. Vor allem in Harriets und Damians Trailer mussten mehrere Kostüme. Sie würde ihren erste Tag rocken.
Anstatt die Zeit hier tot zu schlagen, ging sie runter zum Frühstück. Erstaunt stellte sie fest, dass sie die erste in dem großen Saal war. Kein anderer aus der Produktion war hier. Die Dame hinter dem Buffett wünschte ihr einen guten Morgen und sie erwiderte während sie sich Joghurt, Früchte und Müsli auftat. Auf Kaffee verzichtete sie lieber. Romy hatte angst, sonst total zu überdrehen mit der Aufregung und dem Adrenalin. Diese Kombi konnte am ersten Tag gefährlich werden, weshalb sie weg blieb.
Um kurz vor sieben trudelten dann einige der Crew Mitglieder ein, welche in Gruppen verteilt an den Tischen saßen. Etwas einsam schaute sie umher. Das Team schien sich gut zu kennen oder einfach Gesprächsthemen zu finden. Doch sie redete sich ein, dass alleine Frühstücken auch nett sei.
„Siehst ganz schön Einsam aus Romy" hörte sie dann eine Männerstimme und im nächsten Moment ließ sich Damian auf den Stuhl neben ihr nieder.
In seiner Hand lag ein Apfel, den er immer wieder hoch warf und fang, während er Romy anschaute.
„Freust du dich?" fragte er sie und ein Kopfnicken war ihre Antwort, da ihr Mund voll war.
„Oh wie unhöflich von mir. Sorry" sagte Damian, als er dies bemerkte.
„Ich bin etwas aufgeregt" gestand sie, sobald sie sprechen konnten.
„Das glaub ich dir. Ich auch. Aber ich kann meinen Text und Rolle und ich bin mir sicher, alle Kostüme und Assessors werden toll aussehen" sagte er zuversichtlich.
„Danke, aber wart's mal ab. Für dich gibt es heute ein kleines Hütchen mit Feder dran. Dann bist dh vielleicht nicht mehr so zuversichtlich" sagte sie und versuchte ernst zu bleiben.
Er schaute verwirrt und suchte in ihrem Blick nach der Antwort.
„Wirklich? Du verarscht mich. Passt in gar keine Scene heute" begann er nachzudenken und grübelte wirklich, was Romy amüsierte.
„Wirst du ja später in deinem Trailer sehen" sagte sie und zwinkerte ihm zu.
„Ganz schön frech für den ersten Tag" sagte er und biss in den Apfel.
„Aber schon okay. Wir sind alle etwas frech. Also nimm dich in Acht" sagte er und lächelte.
„Ich hab die Macht. Wenn du zu frech wirst, näh ich deine Hosen um und sie sehen Hochwasser aus, also passt lieber auf" sagte Romy scheinheilig und grinste.
„Oh oh. Da muss ich mich wohl eher in acht nehmen" nahm Damian es sportlich und zog fordernd die brauen hoch. Dann lachten beide herzlich zusammen.
In dem Moment stieß auch Harri zu ihnen.
„Guten morgen ihr hübschen" grüßte sie und ließ sich auf die Bank neben Romy plumpsen.
„Ich bin voll gespannt wie es wird" sagte sie sofort und schaute zu Damian.
„Bereit für Tag eins James Beaufort?" fragte sie entschlossen.
„Natürlich Ruby Bell" antwortete dieser und die beiden hatten intensiven Augenkontakt, der nur durch Justus unterbrochen wurde, der Damian auf die Schulter klopfte.
„Ich weiß jetzt wieder, was ich an Sets so doof finde. Dieses frühe aufstehen" sagte er und gähnte demonstrativ.
Romy war wirklich froh, dass dies für sie nie ein Problem war.
„Im Kostüm fühlst du dich sofort fitter" munterte Harriet ihn auf und er schnappte sich ihre Kaffee Tasse, um einen Schluck daraus zu trinken.
„Wollen wir es mal hoffen. Aber wie gut, dass Alistair eh kein Energiebündel ist. Vielleicht treffe ich den Vibe so viel besser" überlegte er laut und schaute grinsend zu Romy.

Es war Mittagspause. Romy saß in der Sonne und schaute durch die Gegend. Dieses Schloss war so beeindruckend. Gerade hatte sie schon bei zwei drei Szenen leise zugeschaut. Das verwirrende für sie war jedoch, dass nicht chronologisch gedreht wurde. Gerade hatten Harriet und Damian die Scene gedehnt, wo sie wollte, dass sie wieder zum Vorher zurück kehrten. Und auch die Szene mit Lydia im Büro von Mr. Sutton war bereits abgedreht. Wie viele Einstellungen und Perspektiven es jeweils brauchte, war ihr gar nicht bewusst gewesen. Schwer beeindruckt war sie jedoch davon, wie sich Schauspieler küssten. Für sie war ein Kuss etwas besonders, etwas intimes. Doch auf einem Dreh war es der Job, wenn es so im Drehbuch stand. Wie professionell das Sonja und der Schauspieler von Mr. Sutton gemacht hatten, war irgendwie bewundernswert für sie. Und irgendwie fragte sie sich sofort, wie es bitte war eine sex Szene zu drehen. Das war ja noch mal so viel intensiver. Sie wusste, dass Harriet und Damian irgendwann eine haben würden. Wie musste sich das wohl anfühlen für die beiden? Und wie würde sich das für die Partner*innen der beiden anfühlen, vorausgesetzt sie waren in Beziehungen? Romy war froh, dass es sie nicht betraf. So eine intime Szene mit jemand anderen zu spielen... das würde ihr vermutlich zu nah gehen.
„Na was träumst du?" hörte sie dann Damians Stimme, der sich gegenüber von ihr auf der Mauer nieder ließ.
„Ach nichts wichtiges" schüttelte sie die Gedanken weg und drehte ihr Gesicht zu dem blonden.
„Lust eine Runde Basketball mit uns zu spielen?" fragte er und nickte in Richtung des Feldes des Hofs.
Dort standen bereits Fiete, Ben, Frederic und Justus.
„Wir brauchen noch einen sechsten Mann oder Frau" sagte Damian und grinste sie verschmitzt an.
„Solltet ihr euch dafür nicht umziehen?" fragte Romy etwas skeptisch und mit angst um die Kostüme.
„Ach da passiert schon nichts" sagte Damian sicher.
„Solang ihr den ärger bekommt und nicht ich" stimmte sie dem zu und folgte ihm zu den anderen.
„Nur ganz locker. Schließlich haben wir unsere tolle Kostümbildnerin dabei und wollen ihre Werke nicht zerstören" sagte Justus laut und grinste sie an.
„Du bist mit Fiete und mir im Team der Gewinner" fügte er dann hinzu.
Romy nickte und stellte sich zu den beiden. Das andere Team hatte den Ball und so ging es zuerst ans Verteidigen. Basketball hatte sie in der Schule gerne gespielt und war recht okay darin. Zumindest besser als in Fußball. Ihre Fußkoordination war oft grottig, nur beim boxen war sie flink unterwegs.