Die Morgendämmerung brach an, und die ersten Lichtstrahlen der Sonne malten die Welt in sanften Goldtönen. Yui saß still auf einer alten Holzbank im Garten des Gasthauses. Die kühle Morgenluft trug den Duft von Kiefernnadeln und frischen Blüten zu ihr. Vögel zwitscherten ihre melodischen Lieder, als wollten sie die Stille mit Leben füllen.
Masumi, Yuis kleine Schwester, tanzte barfuß über den taunassen Rasen. Ihre roten Haare fielen ihr wie flüssiges Kupfer über die Schultern, und ihre Augen funkelten vor kindlicher Unschuld. Sie war die Verkörperung von Unbekümmertheit und Wahrheit, eine lebendige Erinnerung daran, was Yui zu opfern bereit war.
Yui nahm einen tiefen Atemzug und schloss kurz die Augen. Sie wusste, dass die bevorstehende Reise mehr als nur ein körperliches Unterfangen war, es war ein Weg zu der Essenz des Seins, ein Streben nach dem, was jenseits der einfachen Existenz lag. Eien, die Ewigkeit, die sich den Sterblichen entzogen hatte, war mehr als nur ein Ziel, sie war eine Hoffnung, ein Versprechen auf etwas, das über das Vergehen hinausging.
„Yui“, rief Masumi, ihre Stimme ein heller Klang in der ruhigen Morgenluft. „Kommst du, wir wollen essen“
Yui öffnete die Augen und blickte auf ihre Schwester hinab. „Ist gut, ich komme gleich“.
„Nein“, entgegnete Masumi und nahm Yuis Hand. „du sollst aber jetzt kommen.“
Aiko, die Wirtin des Gasthauses, trat aus der Tür und stellte zwei Schalen mit dampfender Suppe auf den hölzernen Tisch. „Ihr müsst gut essen, bevor ihr aufbrecht“, sagte sie in einem ruhigen, aber bestimmten Ton. „Der Weg ist lang und voller Gefahren.“
„Wir werden vorsichtig sein“, antwortete Yui und nahm eine der Schalen. „Und wir werden gut aufeinander aufpassen“ fügte Masumi hinzu.
Yui sah lächeld auf sie herab.„Das ist gut“, antwortete Aiko schmunzelnd.
Naoki, Aikos Ehemann, trat hinzu und reichte Yui einen Beutel mit Vorräten. „Hier, das sollte euch eine Weile reichen“.
„Wir stehen auf ewig in eurer Schuld“, bedankte sich Yui und verneigte sich leicht.
„Wenn ihr Eien findet“, Naoki sprach leise, so dass nur Yui ihn verstehen konnte, „dann sage ihr von mir das es mit Leid tut“.
Yui nahm den Beutel und blickte Naoki in die Augen. „Ich werde es ihr ausrichten, Naoki. Versprochen.“„Dann geht mit meinem Segen“, sagte er und legte seine Hand auf Yuis Schulter. „Möge euer Weg hell erleuchtet sein.“
Als sie den Garten verließen und sich auf den Pfad in Richtung der Berge begaben, fühlte Yui eine seltsame Mischung aus Angst und Hoffnung. Die Reise würde ihre stärkste Prüfung sein, aber auch die größte Gelegenheit zur Erkenntnis.
Die beiden Schwestern gingen schweigend nebeneinander her, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Masumi hüpfte leichtfüßig über den Pfad, während Yui ihren Blick auf die fernen Gipfel gerichtet hielt. Die Landschaft veränderte sich langsam, von den sanften Hügeln und Wäldern zu den steilen Hängen und schroffen Felsen.
Nach einer Weile hielt Masumi inne und sah zu Yui auf. „Warum wollen wir zu Eien, Yui?“
Yui zögerte, dann lächelte sie gezwungen. „Wir wollen sie einfach nur sehen“.
Die Sonne stand nun hoch am Himmel und brannte auf sie herab, als sie weiter den Pfad hinaufstiegen. Jeder Schritt brachte sie näher an ihr Ziel und gleichzeitig tiefer in die Mysterien ihrer eigenen Seelen.
Die Reise hatte begonnen, und während sie voranschritten, kamen sie nicht nur den Antworten auf die tief in ihnen verborgenen Fragen näher, sondern auch dem Ziel ihrer Suche, Eien.