Am nächsten Morgen weckte die aufgehende Sonne Yui und Masumi mit einem sanften, warmen Licht. Die letzten Sterne verblassten am Himmel, und der Tag versprach klar und ruhig zu werden. Yui streckte sich und betrachtete ihre schlafende Schwester. Masumi schien in ihrem Traumland friedlich und sorgenfrei zu sein, ein Anblick, der Yui ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
„Masumi, wach auf", flüsterte Yui und schüttelte ihre Schwester sanft. „Wir müssen weiter."
Masumi öffnete die Augen und lächelte verschlafen. „Guten Morgen, Yui." Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen, während Yui den Beutel durchsuchte und etwas Brot und Wasser herausnahm.
„Hier, frühstücke etwas", sagte Yui und reichte Masumi ein Stück von dem Brot. „Wir haben einen langen Weg vor uns."
Während sie aßen, betrachtete Yui den Pfad, der vor ihnen lag. Der Wald wirkte nun dichter und dunkler, die Bäume standen noch näher zusammen und warfen lange Schatten. Es war, als ob die Natur selbst sie warnen wollte.
„Bist du bereit?" fragte Yui, nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten. Masumi nickte ernsthaft und stand auf. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
Der Pfad führte sie tiefer in den Wald hinein, wo die Geräusche der Tiere und das Rascheln der Blätter sie begleiteten. Der Boden war uneben und mit Wurzeln durchzogen, was das Vorankommen mühsam machte. Masumi hielt sich tapfer, doch Yui bemerkte die Anstrengung in ihren Augen.
„Wollen wir eine Pause machen?" schlug Yui vor, als sie einen kleinen Bach entdeckten, der durch den Wald floss. Der Anblick des klaren Wassers war ein willkommener Trost.
Masumi nickte dankbar und setzte sich ans Ufer, tauchte ihre Hände ins Wasser und trank durstig. Yui kniete sich neben sie und betrachtete ihr Spiegelbild im Wasser. Die Reise hatte gerade erst begonnen, doch sie spürte bereits die Last der Verantwortung auf ihren Schultern. Die Angst davor, Masumi könne etwas zustoßen.
Plötzlich hörten sie ein leises Geräusch hinter sich. Yui drehte sich schnell um und erblickte eine Gestalt, die aus dem Schatten der Bäume trat. Es war ein junges Mädchen, etwa in Yuis Alter, mit schwarzem Haar und durchdringenden violettfarbenen Augen. Sie trug einfache Kleidung, doch ihre Haltung strahlte eine Mischung aus Stolz und Misstrauen aus.
„Wer seid ihr?" fragte das Mädchen, ihre Stimme scharf und herausfordernd.
„Ich bin Yui und das ist meine Schwester Masumi, und du?".
„Saphira", antwortete sie knapp, „Was macht ihr hier?".
„Wir sind auf dem Weg zu Eien" antwortete Masumi in ihrer kindlichen leichtgläubigkeit.Saphira schnaubte leise. „Eien? Ein törichtes Unterfangen."
„Warum?" fragte Yui, ihre Neugier war geweckt.
Saphira setzte sich schwerfällig auf einen umgestürzten Baumstamm und musterte Yui und Masumi skeptisch. „Weil viele es versucht haben und gescheitert sind. Die Reise ist voller Gefahren und nichts für schwache Herzen."
Yui bemerkte eine schlimme Verletzung an Saphiras Bein, die sie notdürftig verbunden hatte. „Du bist verletzt. Lass mich dir helfen."
Saphira zögerte einen Moment, doch dann nickte sie etwas widerwillig. Yui kniete sich neben sie und untersuchte die Wunde. „Es sieht nicht gut aus. Du solltest dich ausruhen und die Wunde richtig versorgen lassen."
„Ich habe keine Zeit zum Ausruhen", widersprach Saphira trotzig. „Ich muss weiter."
„Warum bist du denn ganz allein hier draußen?" fragte Masumi neugierig.
Saphira zögerte, bevor sie antwortete. „Ich bin auf der Suche nach jemandem".
„Vielleicht können wir dir helfen", schlug Masumi vor. „Gemeinsam sind wir stärker."
Saphira sah Yui einen Moment lang an, als versuche sie Ablehnung in ihren Augen zu finden. Als sie diese nicht fand, sah sie wieder auf ihre Wunde herab.
Schließlich nickte sie. „Vielleicht wäre es wirklich besser nicht allein zu reisen."„In Ordnung", sagte Yui. „Wir helfen uns gegenseitig. Aber zuerst müssen wir sicherstellen, dass deine Wunde richtig behandelt ist."
Yui verband Saphiras Bein sorgfältig und sorgte dafür, dass der Verband auch fest saß. Dann machten sie sich erneut auf den Weg, diesmal mit einem neuen Begleiter an ihrer Seite.