Die drei Mädchen standen im Inneren der Hütte. Masumi zeigte voller Stolz auf ihren Fund, die alte Holzkiste. Yui lächelte voller Neugier und Aufregung. „Was meint ihr, was da drin ist?" fragte sie voller Begeisterung.
„Alte Kleider und etwas Schrott", antwortete Saphira gelangweilt und fing sich einen bösen Blick von Yui ein. Masumi und Yui versuchten gemeinsam, die Truhe zu öffnen, doch sie war verschlossen. „Lasst mich mal ran", sagte Saphira und hob eines der Holzbretter auf, die auf dem Boden lagen. Yui und Masumi traten etwas zurück, als Saphira mit dem Holz ausholte und so heftig gegen das rostige Schloss schlug, dass es abbrach.
„Du bist ja stark", staunte Masumi überrascht. Ein Lächeln huschte über Saphiras Gesicht. Dann trat sie aber wieder ans Fenster und setzte ihre gelangweilte Miene auf. Yui und Masumi stemmten gemeinsam den Deckel auf. Doch was darin war, hatte keiner von ihnen erahnen können.
Die Kiste war bis zum Rand gefüllt mit Schwertern, Messern, Äxten, Bögen und weiteren Waffen. Enttäuscht trat Yui einen Schritt zurück. „Schade", murmelte sie.
Jetzt warf auch Saphira einen Blick in die Truhe, und ihr Gesicht begann vor Begeisterung zu strahlen. „Masumi, du hast einen Schatz gefunden!" rief sie, wühlte in der Truhe herum und deckte sich mit Waffen ein.
„Was willst du mit denen schon ausrichten?" fragte Yui rhetorisch, eine Spur von Spott in ihrer Stimme.
„Was soll das denn heißen?" entgegnete Saphira, ihre Stimme vor Streitsucht triefend.
„Du bist verletzt", rief Yui ihr in Erinnerung.
„Na und?", erwiderte Saphira, „selbst verletzt kann ich immer noch mehr ausrichten als du."
„Ach ja?" antwortete Yui beleidigt, „du meinst wohl, weil du eine Truhe aufbekommen hast? Herzlichen Glückwunsch."
„Wenigstens habe ich sie aufbekommen, im Gegensatz zu dir", grinste Saphira provokativ.
„Ich hab noch was gefunden", rief Masumi, um den Streit zu unterbrechen, „ein Buch."
„Was steht drin?" fragte Yui neugierig und ging zu Masumi rüber.
„Ich glaube, es ist ein Tagebuch", antwortete Masumi.
„Vielleicht steht da eine nützliche Information drin", vermutete Yui begeistert.
Saphira verdrehte nur die Augen und schaute aus dem Fenster.
Gemeinsam saßen sie später um das Lagerfeuer, das die Hütte erleuchtete. Das Feuer knisterte leise, während Funken durch das kaputte Dach in den dunklen Nachthimmel stiegen. Masumi hatte sich an Yui gekuschelt, die aus dem Tagebuch vorlas. Saphira saß auf der anderen Seite des Feuers und lauschte ebenfalls, obwohl sie es sich nicht anmerken ließ.
Nach und nach fielen Masumi und Saphira in einen tiefen Schlaf. Yui lächelte, froh über die kurze Ruhepause nach den Anstrengungen des Tages, und legte sich ebenfalls hin.
Mitten in der Nacht wachte Yui plötzlich auf. Ein Gedanke durchzuckte sie: Saphiras Verletzung musste versorgt werden. Widerwillig, aber pflichtbewusst holte sie das Verbandszeug aus ihrem Beutel und schlich, um die anderen nicht zu wecken, vorsichtig zu Saphira hinüber.
Das Feuer war nur noch ein schwaches Glimmen. Yui löste den alten Verband und ließ etwas Wasser über die Wunde laufen. Saphira murmelte im Schlaf, wachte aber nicht auf. Yui begann den neuen Verband aufzuwickeln, als Saphira plötzlich hochschreckte. Sie atmete hektisch und unregelmäßig, ihre Augen weit aufgerissen.
In diesem Moment sah Yui für einen Bruchteil einer Sekunde ein Bild in Saphiras Augen: Ein kleines, schwarzhaariges Mädchen, das vor einem brennenden Haus steht.
„Hey, alles gut, ich bin es nur", versuchte Yui sie zu beruhigen.
Saphiras Atem wurde etwas ruhiger. Yui legte sie wieder sanft hin.
„Wer bist du?" fragte Saphira mit zitternder Stimme.
Verwirrt blickte Yui auf sie herab. „Ich bin... Yui..."