Ein lautes Geräusch ertönte. Sein Wecker. Julien konnte dieses Geräusch nicht mehr hören. Er wollte es nicht mehr hören. Dieses Geräusch welches er seit Jahren hören musste, war schrecklich. Er wollte nicht aufwachen und vor allem lag das Problem daran, dass das Geräusch hieß, dass er wieder zurück in die Schule musste.
Julien war beliebt und verstand sich mit dem Großteil seiner Klasse, vor allem mit seinem besten Freund Rezo, doch Schule hieß nicht nur Freunde. Der Stress machte ihn fertig. Noch schlimmer war es Eltern mit ihren Kindern zu sehen, Familien zu sehen. Juliens Familie wurde nach und nach immer mehr zerstört und somit er sich.
Müde schaltete er seinen Wecker aus. Heute fuhr seine Klasse auf Klassenfahrt. Die ganzen Ferien hatte Julien sich darauf gefreut, bis zu diesem Vorfall der alles zerstörte. Vielleicht war es aber auch besser, ein Paar Tage aus dem Haus zu sein, weg von allen, die ihm wehtaten.
Als Julien sich aufrichtete und nun vor seinem Bett stand, fing sein Kopf höllisch an zu schmerzen. Mit einer Hand hielt er sich den Kopf und mit der anderen hielt er sich an der Wand fest, um nicht sein Gleichgewicht zu verlieren. Fuck, fuck, fuck. Julien atmete kurz durch und merkte, wie sein Schwindel nachließ.
Nachdem er den Lichtschalter betätigt hatte, öffnete er seine Schranktür und suchte sich Klamotten raus. Es war warm, nein, es war heiß. Trotz des Wetters nahm er sich eine Shorts und einen Hoodie.
Julien zog sich seinen Schlafanzug aus und betrachtete seinen Körper. Er betrachtete seinen Oberkörper, der mit blauen Flecken übersäht war. Fuck. Schnell zog er sich an und verließ anschließend sein Zimmer.
Das ganze Haus war dunkel, Julien hörte niemanden. Frieden. Vielleicht kein Frieden in seinem Kopf, aber irgendwo gab es da schon Frieden.
Julien betrat das Badezimmer und schnappte sich seine Zahnbürste. Er begann sich die Zähne zu putzen, während ihm wieder Gedanken durch den Kopf schossen. Okay, er hatte Angst vor der Zukunft, am meisten vor der Zukunft seiner Familie.
Er wollte wieder ein Kind sein. Kinder waren so glücklich, weil sie nichts verstanden. Klar, Julien war immer noch ein Kind, aber er war in dem Alter, in dem viele noch ihre Kindheit genossen, gleichzeitig aber viele anfingen Alkohol zu trinken oder zu Vapen.
Er gehörte zu keiner dieser Gruppen. Juliens Gedanken waren eher bei Suizid. Klar, vielleicht nicht die beste Lösung, aber die einzige, die ihm in den Sinn kam. Warum leben?
Julien war für seinen besten Freund Rezo am Leben geblieben und hatte gemerkt, wie seine eigene Mentale Gesundheit wieder besser wurde. Bis alles wieder zerstört wurde.
Der Tag an dem er alles herausfand war schrecklich gewesen. Es fühlte sich so an, als ob er wieder von dem Berg fallen würde, den er so mühevoll hochgeklettert war.
Als Juliens mentale Gesundheit damals ganz unten war, hatte er einen großen Anhaltspunkt, er wollte seine Mutter mit seinem Tod nicht verletzen. Jetzt verletzte sie ihn. Okay, sie war die einzige Person im Haus die ihm noch nie körperlich verletzt hat, aber sie war auch die Person, die ihn am meisten seelisch verletzt hat.
Julien schüttete kurz den Kopf. Er sollte jetzt nicht darüber nachdenken. Er sollte jetzt nicht darüber weinen, er musste gleich in die Schule.
Er wischte sich die Tränen weg, die seine Wangen runterliefen und spuckte die Zahnpasta, die sich in seinem Mund befand aus.
Nachdem er sich noch Deo aufgetragen hat und Parfüm genutzt hat, ging er wieder in sein Zimmer, zu seinem Koffer. Julien hatte eigentlich seinen Koffer schon gestern gepackt, trotzdem überdachte er nochmal den Inhalt. Er öffnete den Koffer und kuckte, was er gestern eingepackt hatte. Klingen.
Ja, Julien verletzte sich selber, aber erst seit kurzem, erst seit dem Vorfall. Es half ihm. Vielleicht war das nicht das beste Ventil um Stress abzubauen und um sich lebendig zu fühlen, aber es war sein einziges. Er ließ die Klingen drinnen und machte den Koffer zu.
Ein schneller Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er noch viel Zeit hatte. Niemand war wach und er hatte noch genug Zeit zu warten, bis jemand wach war, um sich zu verabschieden, doch er wollte es nicht. Julien wollte lieber nicht mehr mit seiner Familie reden müssen.
Er nahm sich seinen gepackten Koffer und ging den Flur entlang, bis zur Haustür. Müde schlenderte er durch die immer noch dunklen Straßen Aachens. Julien war sich sicher, dass es für andere komisch aussah, wenn ein Kind alleine mit einem Koffer in der Dunkelheit entlanggeht, doch ihm war das ziemlich egal.
Er wollte einfach zu seinem einzigen Anhaltspunkt, der ihm am Leben hält, Rezo. Naja, noch am Leben hält. Julien bezweifelt, dass er es noch lange so schaffen wird. Seine Familie ist zerstört worden und ihm selber ging es Tag für Tag schlechter.Einige Zeit später kam er an der Schule an. Paar seiner Klassenkameraden waren schon da, doch das interessierte ihn nicht. Er hielt Ausschau nach Rezo.
Plötzlich spürte Julien Arme die sich um ihn schlingen. Kurz zuckte er zusammen. Einerseits weil er sich erschrocken hatte und andererseits wegen seiner blauen Flecken.
«Na Ju, wie waren deine Ferien?» Rezo dachte über das zusammenzucken seines besten Freundes wenig nach. Er wusste, dass Julien ein bisschen schreckhaft war. Rezo kannte auch den Grund. Naja, zumindest einen der Gründe.
«Ganz gut und deine?» Lüge. Julien war ein guter Lügner wenn es um seine Gefühle ging. Seine Ferien waren grauenhaft und doch konnte er mit jedem seiner Sätze Rezo vom Gegenteil überzeugen. Sein bester Freund hielt ihn immer noch in einer Umarmung.
«Auch gut. Ich freue mich so auf die Klassenfahrt» Rezo lies Julien los und überlegte, welches seine Ferienerlebnisse er seinem besten Freund zuerst erzählen sollte.
«Du bist aufgeregt, was?» Ein leichtes schmunzeln kam Julien dabei über die Lippen. Er selber war natürlich auf aufgeregt, aber auch verdammt müde, so dass man es nicht merkte. Jedoch merkte man bei Rezo, dass er aufgeregt war.
«Ja und ich muss dir so viel erzählen» Julien hatte auch viel zu erzählen, vermutlich sogar mehr als Rezo, aber er wollte davon nicht erzählen. Er wollte nicht, dass sein bester Freund merkte, dass es ihm schlecht ging.
«Dann lass uns irgendwo hinsetzen oder? Ich bin so müde.» Rezo nickte und zog seinen besten Freund an der Hand zu einer Bank. Er beschloss Julien zuerst von der Sache zu erzählen, die ihn am meisten freute.
«Wir holen uns bald einen Hund» Rezo liebte Hunde, das wusste Julien. Er lächelte, aber sah, dass das Lächeln auf Rezos Gesicht noch größer war. Julien freute sich wirklich für seinen besten Freund.
«Wie cool. Freut mich» Nach seinen Worten spürte er die Hand seines besten Freundes, die durch seine Haare strich. Julien hatte sich zum Glück angewöhnt bei Rezos Bewegungen die in seine Nähe gingen nicht zu Zucken, denn er wollte nicht, dass er merkte, wie sehr ihm das Ganze eigentlich belastete.
«Du siehst so müde aus» Rezo musterte sein gegenüber genau. Er hatte recht, Julien hatte wirklich wenig und schlecht geschlafen. So schlecht wie seit Beginn der Ferien. So schlecht wie seit dem Vorfall.
«Ja, aber das ist immer so bei mir. Ich habe immer Probleme beim einschlafen» Julien versuchte Rezo die Sorgen wegzunehmen, was ihm jedoch nicht allzu gut gelang. Der kritische Blick seines besten Freundes haftete immer noch an ihm. Rezo überlegt kurz.
«Du kannst ja dann im Bus schlafen» Natürlich wollte Rezo eher mit seinem besten Freund im Bus reden, statt ihm zuzusehen, wie er schlief, aber Julien war offensichtlich müde.
«Mach ich. Was willst du eigentlich während der Fahrt machen?» Er versuchte vom Thema abzulenken. Wieder schien Rezo zu überlegen, während er Julien anstarrte.
«Hmm, weiß ich nicht. Vielleicht Musik hören und dir beim schlafen zuschauen» Er schmunzelte kurz über seine eigenen Worte. Julien schmunzelte auch.
«Bisschen gruselig oder?» Julien wusste, dass Rezos Aussage nicht ernst gemeint war und trotzdem hätte er kein Problem damit. Er hatte Rezo echt gerne. Als Freund halt. Beide kannten sich auch schon echt lange.
«Vielleicht ein bisschen. Schau mal, ich glaube wir können unsere Koffer jetzt in den Bus reintun» Rezo stand sofort wieder auf und zog seinen besten Freund mit. Julien war überrascht über Rezos plötzliches handeln, wie immer.
«Ich komme schon» Er nahm seinen Koffer an die Hand und wurde gleichzeitig an der anderen Hand von Rezo mitgezogen.
Als beide vor dem Bus standen, luden die Lehrer ihre Koffer ein. Sie waren einer der ersten, da Rezo so schnell bemerkt hatte, dass man seine Koffer schon in den Bus reinstellen konnte.
«Können wir schon rein?» Rezo redete mit der Lehrerin, während Julien still daneben stand. Beide schauten die Lehrerin jedoch erwartungsvoll an. Sie sah beide mit einem überlegendem, skeptischen Blick an.
«Na gut Rezo, wenn du nicht mehr warten kannst, dann könnt ihr beiden schon reingehen» Ihre Lehrerin schaute Rezo leicht genervt an. Rezo allerdings lächelte der Frau, die gegenüber von ihm stand denkend zu.
«Danke» Nach Rezos Worten wurde Julien wieder von seinem besten Freund mitgezogen. Es war teilweise nervig, dass er so viel Energie hatte, aber Julien liebte Rezos Art.
Er ging die Treppe des Buses nach oben und setzte sich ans Fenster. Er freute sich. Er freute sich wirklich. Vor allem freute er sich, seine Familie eine längere Zeit lang nicht mehr sehen zu müssen.
Als er nachdenklich aus dem Fenster schaute und beobachten konnte, wie alle anderen Kinder einstiegen, spürte er wieder Rezos Hand die durch seine Haare strich.1567 words
Freue mich so endlich wieder nach 2 Monaten etwas zu schreiben. Versuche 2 mal die Woche ein neues Kapitel hoch zuladen. Die Kapitel meiner anderen Story, die noch einen Monat läuft kommen ja am Montag. Deswegen habe ich mir gedacht, kommt bei dieser Story jeden Mittwoch und jeden Freitag ein Kapitel. Wenn die andere Story zu Ende ist, kommen jeden Montag und jeden Donnerstag Kapitel. Ach so und ich habe diesmal entschieden meine Kapitel einfach nur nach Nummern zu nennen, da die Titel der Kapitel meiner anderer Storys auch Hobbylos folgen Titel sein könnten.
DU LIEST GERADE
Seine zerstörte Familie, die ihn langsam zerstörte || Juzo ff
FanfictionDie Ferien waren vorbei und er war fast schon wie ein neuer Mensch. Er war verwundert darüber, dass sich sein Leben aufgrund eines Ereignisses so stark ändern konnte. So stark ins negative. Noch mehr verwundert war er darüber, dass dieses Ereignis ü...