«Rezo?» Julien hatte einen Entschluss gefasst, er würde Rezo alles erzählen. Nun gut, nur das mit seiner Mutter. Zwar verursachte die Entscheidung ihm Kopfschmerzen, jedoch wusste er, dass dies die beste Entscheidung war.
«Mhm?» Rezo schaute zu Julien. In seinen Gedanken spielte sich die Situation von vorhin wieder. Er versuchte grade herauszufinden, was er falsches gesagt hatte.
«Ich erzähle es dir, wenn wir im Hotel sind» Seine Augen weiteten sich. Er schaute sein gegenüber ein wenig überrascht an.
«Du musst nicht,...» Rezo wollte weitersprechen, doch sein bester Freund unterbrach ihn, indem er ihm seinen Zeigefinger auf die Lippen legte.
«Ich will es dir aber erzählen. Ich weiß, dass du mich niemals dazu zwingen würdest, aber ich glaube, es wäre besser, wenn du davon wüsstest» Rezos besorgter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein Lächeln. Er schlang seine Arme um seinen besten Freund und zog ihn in eine Umarmung.
«Okay, dann mach das. Ich bin sehr stolz auf dich, dass du mit mir über das was dich belastet sprichst» Julien musste kurz schmunzeln. Rezos Worte machten etwas mit ihm, was nichts anderes konnte. Rezo löste beide aus der Umarmung und schenkte ihm ein Lächeln zurück.
Julien wusste nichtmal, wie sie beide Freunde wurden und er wusste auch nicht, wie sie so enge Freunde wurden.
«Hab dich lieb» Julien flüsterte Rezo diese Worte ins Ohr. Er schmunzelte. Im nächsten Moment wurde Juliens Kopf sanft zu seinen besten Freund gezogen, damit dieser ihm einen Kuss auf den Kopf geben konnte.
«Ich hoffe wir sind bald da. Es ist so warm in diesem beschissenen Bus. Wie überlebst du eigentlich mit deinen Hoodie?» Stimmt, wie überlebte er eigentlich die Hitze? Er dachte nach, jedoch kam nichts dabei raus. Er musste schließlich. Julien verlor die Freiheit seine Arme zu zeigen und doch war ihm dieser kurze Schmerz wichtiger und bedeutsamer, als diese Freiheit. Dennoch vermisste er sie.
«Ich wusste nicht, dass es so warm wird. Ich hab auch kein T-shirt drunter oder so» Julien lachte leise nach seinen Worten, damit seine Lüge glaubwürdiger wirkte. Es war eine von vielen Lügen vom heutigen Tag.
«Ach so, dann kannst du dich ja umziehen, wenn wir angekommen sind. Wir sind sogar bald da» Rezo war aufgeregt und freute sich sehr auf die Klassenfahrt. Er würde so viel mit Julien machen und natürlich würde er auch sein Geheimnis erfahren. Er war gespannt, wusste aber, dass er Julien zu nichts drängen würde.
Leichte Panik stieg in Julien hoch. Okay, er brauchte eine neue Ausrede, eine neue Lüge. Er brauchte eine Lüge, um sich nicht umzuziehen. Warum musste das Ganze so schwer sein, vor allem im Sommer. Warum konnte er sich nicht einfach selbst verletzen ohne die Konsequenzen davon zu spüren. Warum musste es Sommer sein?
«Ja, das mach ich, aber ich bin auch einfach müde» Rezo nickte. Er selber war auch müde, jedoch hatte er gleichzeitig viel zu viel Energie und saß unruhig auf seinem Sitz. Er seufzte. Sein Kopf lies ihm keine Ruhe. Es war nicht so, dass er negative Gedanken hatte, es waren eher seine Einfälle, die ihm keine Ruhe ließen.«Endlich sind wir da» Julien wurde sofort von seinem unruhigen besten Freund mitgezogen, bis sie aus dem Bus waren. Wieder überforderte ihn die Energie seines besten Freundes.
Sie holten sich ihre Koffer und erhielten auch ihren Zimmerschlüssel. «In zwei Stunden ist essen. Seid dann unten»
Julien nickte und zwang sich ein Lächeln auf. Er hatte Angst. Er wusste, dass Rezo es bald erfahren würde. Er wusste, dass es irgendwann alle erfahren würden. Julien hatte kein Problem anderen von der Situation mit seiner Familie zu erzählen, aber er wollte keinesfalls, dass jemand von seiner selbst Verletzung wusste. Er schämte sich nicht deswegen, er hatte einfach Angst, dass die anderen ihn dann mit anderen Augen ansehen würden und vor allem hatte er Angst, dass andere ihm nicht mehr vertrauen würden.
Aufgrund seiner Gedanken hatte er gar nicht gemerkt, dass er mit Rezo schon vor ihrem Zimmer stand. Julien schob seine Gedanken beiseite und schaute zu, wie Rezo die Tür öffnete.Das Zimmer war groß, hatte jedoch nur ein Doppelbett, was nicht weiter schlimm war, denn die beiden hatten schon oft im selben Bett geschlafen.
Müde legte Julien sich auf die rechte Bettseite und spürte bald darauf Rezos Arm, der sich um ihn legte.
Julien erinnerte sich wieder an seine Worte von vorhin. Er müsste Rezo jetzt erzählen, warum er vorhin geweint hatte. «Rezo?» Er zog seinen besten Freund ein Stückchen näher an sich, bevor er antwortete. «Mhm?»
«Setz dich hin, ich wollte dir etwas erzählen» Beide setzten sich nebeneinander aufs Bett, Rezos Hand hielt die seines besten Freundes.
«Ich habe vorhin geweint, weil du meine Mutter erwähnt hattest. Die Geschichte ist lang und ehrlich gesagt, bin ich auch noch nicht bereit, die ganze Geschichte zu erzählen, aber ich kann dir grob sagen, was vorgefallen ist» Sein gegenüber nickte und schaute ihn interessiert an.
«Also meine Mutter hat...» Julien brach ab. Sein Körper ließ ihn nicht diese Worte sagen, ohne seine Gedanken und Erinnerungen vorzuholen. Er fühlte, wie er die Fähigkeit verlor zu atmen und fühlte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen.
«Ganz ruhig Ju. Lass dir Zeit» Rezo war nun wieder besorgt um seinen besten Freund und strich ihm beruhigend über den Rücken. Er würde lügen, wenn er sagen würde, dass er nicht wieder überfordert war, doch seine Überforderung hielt nicht allzu lange an, denn Julien beruhigte sich auch bald wieder.
«Warum kriege ich es einfach nicht hin, die Worte auszusprechen?» Julien seufzte verzweifelt. Er wollte es einfach schnell hinter sich bringen, anstatt hier ewig zu sitzen und spüren, wie die Panik in ihm Aufstieg. Gleichzeitig wusste er auch, dass Rezo ungeduldig war. Nicht weil er Julien keine Zeit lassen wollte, sondern weil er anders nicht konnte.
«Sie hat meinen Vater Betrogen» Er sprach diese Worte so schnell auf, dass er sich nicht sicher war, ob sein bester Freund sie verstand, jedoch sah er Rezos geschockten Gesichtsausdruck.
Rezo wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er hätte sowas nie von Juliens Mutter erwartet, jedoch war er sich sicher, dass Ju das genauso sah.
«Alles wird gut, das weißt du, oder?» Julien hörte Rezos Worte und wurde anschließend in eine Umarmung von ihm gezogen. Er versuchte sich selber davon zu überzeugen, dass alles gut werden würde, doch er wusste, dass das nicht so einfach funktionieren würde. Und wenn die Wunde in seinem Herzen zugehen würde, dann würde eine Narbe bleiben.
«Du weißt doch, wie sehr ich meine Mutter geliebt habe. Ich bin wegen ihr damals am Leben geblieben» Seine Mutter war die Perfekte Mutter für ihn und jetzt zu wissen, dass das alles nur eine Fassade war und, dass sie ihn und seine Familie jahrelang belogen hatte, verletzte ihn so unglaublich.
Rezo wusste wieder nicht, was er sagen wollte. Sein Herz tat weh, alleine schon wegen Juliens letztem Satz. Er wusste, wie schlecht es ihm damals ging und er wusste auch, dass es ihm jetzt wieder so schlecht gehen würde. Rezo machte sich ernsthafte Sorgen um seinen besten Freund.
«Das tut mir so leid für dich. Wie geht es deinem Vater damit?» Juliens Vater war bei weitem nicht die beste Person, trotzdem verdiente er das nicht. Niemand verdiente sowas.
«Nicht gut» Rezo nickte. Er wusste, dass Julien nicht das beste Verhältnis zu seinem Vater hatte, weshalb er wahrscheinlich nicht so viel über seinen Zustand wusste.
«Und dir? Gibt es irgendetwas, was ich für dich machen kann?» Julien überlegte. Das einzige was er wollte war, dass sein Bester Freund ihn Ablenkung bot und ihn nicht so oft an die Situation Zuhause erinnerte.
«Können wir vielleicht das Thema abschließen und nicht mehr darüber reden, da ich glaube, dass Ablenkung wichtig für mich wäre» Rezo konnte den Wunsch seines besten Freundes gut nachvollziehen, trotzdem wollte er nicht, dass Julien niemanden zum reden hatte.
«Okay klar, dann lass uns mal irgendein Spiel spielen oder sowas. Und wenn du Redebedarf hast, dann bin ich immer für dich da» Er lächelte und konnte auch ein kleines Lächeln auf dem Lippen seines besten Freundes erkennen. Daraufhin sah er ein dankbares Nicken von Julien.1346 words
Bin ein bisschen zu spät mit dem Kapitel. Aber lass uns mal so machen: Jeden Montag und jeden Donnerstag.
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Seine zerstörte Familie, die ihn langsam zerstörte || Juzo ff
FanficDie Ferien waren vorbei und er war fast schon wie ein neuer Mensch. Er war verwundert darüber, dass sich sein Leben aufgrund eines Ereignisses so stark ändern konnte. So stark ins negative. Noch mehr verwundert war er darüber, dass dieses Ereignis ü...