»Lüg mich nicht an« Überrascht über den leicht gereizten Tonfall seines besten Freundes schaute Julien ihm in die Augen. Panik stieg in ihm auf
»Was meinst du?« Natürlich wusste er genau, was Rezo meinte, nur konnte er es nicht zugeben. Julien hatte Angst zuzugeben, dass er sich selbst verletzte. Ihn verwirrte es selber, weshalb selbstverletzung so ein großes Thema war, da er größere Probleme hatte. Seine Wunden und Narben waren nur die Auswirkung seiner Probleme auf seinen Körper. War die Welt so oberflächlich und achtete nur auf das Aussehen seines Körpers?
»Die sehen nicht so aus, als ob das ein Hund wäre. Ich kauf dir das nicht ab, tut mir leid« Eine Gänsehaut zierte sich aus Angst auf Juliens Körper. Eine kurze Stille entstand nach Rezos Worten. Julien überlegte, wie er sich aus der Situation retten konnte, während sein gegenüber auf dessen Antwort wartete.
Was sagte man auch in so einer Situation? Die Wahrheit oder doch eine Ausrede? Julien atmete tief durch, eigentlich war es sowieso egal, was er erzählte, irgendwann würde es sowieso jeder wissen. Wieder ein Gedanke, der ihm eine Gänsehaut bereitete. Wieder ein Gedanke, der ihm Angst machte.
Rezo merkte die Anspannung seines besten Freundes und strich ihm deshalb beruhigend durch seine Haare. »Wenn du mir nicht antwortest, deute ich das mal als ein Ja«
Rezo wusste es. Julien wusste, dass seine Chance die ganze Situation zu retten noch nicht vorbei war. »Ich hab es ein mal ausprobiert, ja. Aber es hat mir nicht gefallen, also mach dir bitte keine Sorgen um mich» Er merkte, wie sich der Gesichtsausdruck seines Gegenübers veränderte. Rezos Gesichtsausdruck war zwar immer noch besorgt, aber ein bisschen weniger, als er es noch vorhin war.
Rezo glaubte Julien, denn er brachte seine Worte glaubwürdig rüber. Trotzdem war Rezo immernoch voller Sorgen um seinen besten Freund. Sein bester Freund hatte momentan eine schwierige Zeit, aber das er so einen Weg in Betracht gezogen hatte, war für Rezo trotzdem verwirrend.
»Das bereitet mir jetzt echt Sorgen und ich glaube, dass weißt du. Trotzdem bin ich stolz auf dich, dass du es nach einem Mal gelassen hast. Dir ist bewusst, dass selbst Verletzung keine dauerhafte Lösung deiner Probleme ist. Es ist höchstens eine kurzzeitige Illusion eines guten Gefühls« Julien nickte. Er konnte unmöglich sagen, dass es keine Einmalige Sache war und, dass er sich immer und immer wieder selbst verletzen würde. Er war dankbar für Rezos Reaktion, obwohl er Angst hatte, dass dieser sich jetzt zu sehr Sorgte.
»Danke, dass du so verständnisvoll reagierst« Rezo sah das dankbare Lächeln seines besten Freundes und sah Dankbarkeit in dessen Augen.
»Ist sowas nicht selbstverständlich? Versprich mir aber, dass du dir nie wieder etwas antun wirst und wenn du doch irgendwann mal diesen Gedanken haben wirst, dann rede mit mir, ja?« Niemals würde Julien noch einmal ein Wort über selbstverletzung mit Rezo austauschen. Er wusste, dass er bald wieder von seinen Gedanken überrumpelt wird und bald wieder diesen Drang verspüren wird, doch er wusste auch, dass es dann sein eigenes Problem wäre.
Trotz allem musste er Rezo anlügen und ihm vom Gegenteil überzeugen. »Natürlich. Aber glaub mir, das wird nicht passieren, mir ist bewusst, wie schlecht es ist sich selbst zu verletzen.« Klar, Julien wusste, dass selbstverletzung nicht die sinnvollste Lösung war und nur temporär war, aber wenn er keine endgültige Lösung für seine Probleme hatte, musste er sie so aus dem Weg schieben.
Die einzige endgültige Lösung für seine Probleme wäre natürlich Suizid, doch das wäre wieder nur ein ausblenden seiner Probleme und kein lösen.
Nach einer gewissen Stille, beendete Julien diese. »Gehen wir jetzt frühstücken?« Rezo nickte. In wenigen Minuten sollten sie unten sein, weshalb er schon aufstand und auf Julien wartete, welcher sich kurz einen Hoodie anzog.Rezo zog seinen besten Freund die Treppen nach unten und zog ihn in den Essenssaal, in welchem schon die meisten seiner Mitschüler und seine Lehrerin warteten. Sie waren grade noch pünktlich angekommen.
Am Tisch, an dem sie gestern saßen, saßen wieder Rewi und Joon, die bereits ihr Essen aßen. Rezo zog Julien zum Buffet und nahm sich ein Brötchen und Marmelade, er aß das gleiche wie gestern Abend.
Der Unterschied zu gestern Abend war jedoch, dass Julien sich von alleine etwas zu essen holte. Er nahm sich eine Schüssel, die er mit Cornflakes füllte. Rezo sah ihm lächelnd und mit einem guten Gefühl zu. Obwohl er vorhin schockiert und besorgt um seinen besten Freund war, ließ die Sorge nach.
Als Julien schließlich auch Milch in seiner Schüssel hatte, gingen sie zu zweit zum Tisch und setzten sich neben ihre beiden Freunde.
»Wie habt ihr geschlafen. Ich fand das Bett echt ungemütlich« Rezo musste kurz über Rewis Bemerkung lachen, da dieser in einer echt frustrierten Stimme sprach.
»Ich finde es ging voll. Aber du scheinst echt wütend zu sein, was?« Rewi nickte, denn er hatte wirklich nicht gut geschlafen. Nun musste auch Julien schmunzeln. Er aß seine Cornflakes und hörte weiter den Gesprächen seiner Freunde zu.
Rezo, welcher nun auch aufgegessen hatte, merkte, wie Julien genauso still war, wie gestern. Er entschied sich dafür, ihn später darauf anzusprechen und nicht bei ihren Freunden. Er strich jedoch mit seiner Hand sanft über Juliens Oberschenkel.
Julien beruhigte zwar die Berührung, jedoch wollte er trotzdem wieder gerne in ihr Hotelzimmer. »Gehen wir wieder aufs Zimmer? Ich wollte mich noch duschen« Rezo nickte verständnisvoll, denn er wusste, dass seinem besten Freund das ganze ein bisschen zu viel wurde. Er nickte und stand auf. Seine Hand griff nach der von Julien und zog ihm nach oben, ins Zimmer.»Ich gehe jetzt duschen ja?« Julien verspürte aus dem nichts wieder diesen Drang, diesen Drang sich selber zu verletzten. Natürlich wusste er, dass es Rezo eventuell auffallen könnte und, dass dann seine nächste Lüge zerfallen könnte, aber der Drang war größer als seine Sorgen. Er wollte das jetzt tun. Er musste das jetzt tun.
Nach einem zustimmenden nicken seines besten Freundes verschwand Julien im Bad. Er lehnte sich gegen die Badezimmertür, die er schnell verschloss und glitt an ihr runter.1005 words
Wieder etwas kürzeres Kapitel. Sorry, dass ich am Donnerstag keins hochgeladen habe.
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Seine zerstörte Familie, die ihn langsam zerstörte || Juzo ff
FanfictionDie Ferien waren vorbei und er war fast schon wie ein neuer Mensch. Er war verwundert darüber, dass sich sein Leben aufgrund eines Ereignisses so stark ändern konnte. So stark ins negative. Noch mehr verwundert war er darüber, dass dieses Ereignis ü...