Kapitel 2

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Er wusste nicht, wann er zusammen gebrochen war oder wie sie ihn in das Lager des KleeClans geschafft haben, aber er war froh noch am Leben zu sein. Langsam öffnete er seine Augen. Alles tat ihm weh, aber er spürte es kaum, weil er seinen Körper immer noch nicht richtig spüren konnte. Vor ihm standen wahrscheinlich der Heiler des Clans und Milchstreif. Die beiden Katzen unterhielten sich gerade. Zuerst sah Milchstreif, dass Nachtpfote die Augen geöffnet hatte. Wahrscheinlich sagte er: „Nachtpfote, dir geht es besser!" , aber Nachtpfote hörte es nur gedämpft. Das nächste Mal wachte er auf und der Heilerbau war leer. Diesmal schaffte er es, die Pfote auszustrecken und nach hinten zu seinem Bein zu schauen. Vor Schreck sackte er wieder zusammen. Wo eigentlich sein Bein hätte sein müssen, war nichts. Vielleicht kam die Patrouille zu spät und mein Bein war nicht mehr zu retten, aber wie kann ich jetzt zum Krieger werden?, dachte er, Milchstreif wird nie wieder stolz auf mich sein können...

Nachtpfote spürte eine Pfote auf seiner Schulter. Sie rüttelte ihn sanft und er schlug langsam die Augen auf. „Wie geht es dir, Nachtpfote, richtig?", fragte der Kater, der neben Milchstreif gestanden hatte. „Ja, mir ... mir geht es schon besser, glaube ich... .", kriegte Nachtpfote heraus ,„Aber... was ist mit meinem Bein?" „Oh, dein Bein... Nun es ist so: Ich musste es entfernen, weil naja, es waren fast alle Knochen gebrochen und ... es hing sozusagen nur noch ein bisschen an deinem Körper... verstehst du?", versuchte der Heiler so schonend wie nur möglich zu erklären ,„Du kannst aber immer noch trainieren. Nur kannst du jetzt nur noch mit drei Beinen laufen und kämpfen. Zum Glück hat es nur eins deiner Hinterbeine erwischt..." „Wann kann ich wieder zu meinem Clan zurück?", fragte Nachtpfote. „Nun ja, erst in einem Mond." „Was! Ist einer meiner Clangefährten hier? Milchstreif, Froschpfote...?", jammerte er. „Dein Mentor Milchstreif musste zurück zu deinem Clan, weil er ja zweiter Anführer ist. Er war vor zwei Sonnenaufgängen hier, als du zum ersten Mal die Augen geöffnet hattest. Milchstreif hat versucht mit dir zu reden, aber da warst du schon wieder weg. Einer deiner Clangefährten kommt in drei Sonnenaufgängen, um nach dir zu schauen. Aber bis dahin musst du dich noch ausruhen und schlafen." „Wie heißt du eigentlich?", erkundigte sich Nachtpfote neugierig. Der Heiler musste schmunzeln: „Ich heiße Thymianfleck." „Das ist ein schöner Name", schmeichelte Nachtpfote dem Heiler. „Übrigens, der Anführer möchte dich einmal persönlich kennenlernen. Ich hole ihn gleich.", kündigte Thymianfleck an. Der Heiler ging kurz darauf auch schon aus dem Bau, um den Anführer zu holen. Nach einem kurzen Moment kam der dieser mit Thymianfleck wieder in den Heilerbau. Der Anführer hatte eine große Narbe über den ganzen Körper. Fasziniert von der Narbe fragte Nachtpfote woher dieser sie hatte. Natürlich bereute er die Frage sofort und fügte noch hinzu: „Ist eigentlich nicht wichtig, aber..." Um die Situation nicht noch unangenehmer zu machen hörte er einfach mit dem Reden auf. Der Anführer grinste nur und antwortete: „Vom Wassernest der Sonne. Ich bin einmal hineingefallen und fast ertrunken, aber er hier", er deutete auf Thymianfleck ,„...hat mich gerettet. Ich bin leider an einem scharfen Stein vorbeigeschliffen und hab mir diese Narbe zugefügt.", er hielt einen kurzen Moment inne ,„ Mir fällt ein, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Zimtstern, freut mich dich zu treffen, Nachtpfote. Aber jetzt zu dir. Am letzten Tag kommt meine Schülerin Blitzpfote zu dir, um mit dir Übungen für deinen Gleichgewichtssinn zu machen. Und vielleicht auch etwas Training, wenn es dir dann schon einigermaßen gut geht.", mit diesen Worten verließ der Anführer den Heilerbau.

Endlich ist der Mond fast vorüber, nur noch ein paar Tage und dann bin ich endlich wieder in meinem Nest, dachte Nachtpfote. Als die Sonne fast ihren Höhepunkt erreicht hatte, kam Milchstreif in den Heilerbau gestürmt. „Nachtpfote, dir geht es ja schon viel besser! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als ich dich bei dem Kampf gegen den Fuchs nicht mehr gesehen habe. Aber jetzt bist du hier in guten Händen.", er schaute zu Thymianfleck ,„ In 4 Tagen kannst du ja wieder zurück nach Hause und dann ein wenig später auch dein Training wieder aufnehmen." „Ja, wahrscheinlich.", Nachtpfote schaute traurig auf seine linke Hinterpfote. Milchstreif sprach noch einige Zeit mit Thymianfleck, aber er war zu erschöpft, um noch weiter zuzuhören. In den nächsten 3 Tagen passierte nicht sonderlich viel. Thymianfleck brachte Nachtpfote ab und zu Kräuter und einen neuen Umschlag für sein Bein vorbei. Je nachdem wie stark Nachtpfote war, konnten sie sich auch unterhalten.

Am letzten Tag weckte ihn diesmal eine Schülerin. „Hey, Nachtpfote...oder Abendpfote? Heute trainierst du mit mir.", sagte sie. Er stöhnte: „Nachtpfote...aber wie soll ich denn trainieren?" „Du musst erstmal aufstehen und wieder auf die Beine kommen!", rief sie übermütig. Nachtpfote versuchte, sich aufzurappeln und auf seinen drei Beinen zu stehen. Er stand vorsichtig auf. Erst seine eine Vorderpfote, dann die andere und nun auch schon sein rechtes Hinterbein. Es war schwer, nach 6 Tagen endlich wieder auf den Beinen zu stehen. Nachtpfote wackelte leicht, aber es ging. Langsam ging er ein paar Runden im Heilerbau und fragte die Schülerin: „Du bist doch Blitzpfote, richtig?" „Richtig! Komm, aber langsam!", Blitzpfote tappte zum Ausgang und schaute ihn an. Vorsichtig folgte Nachtpfote ihr. Er setzte konzentriert eine Pfote vor die andere, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Plötzlich lief er in einen Kater hinein und stolperte. „Pass doch auf! Oh, Entschuldigung, ich wusste nicht,... dass du", der Kater schaute beschämt auf den Boden ,„dass du, ... dass dein Bein fehlt. Tut mir leid, dass ich nicht zur Seite gegangen bin oder so." „Nein, mir tut es leid, dass ich in dich reingelaufen bin, weil ich auf den Boden geguckt habe.", erwiderte Nachtpfote. Blitzpfote sagte zum Kater: „Ja, Rotpfote, es ist nicht deine Schuld, wenn er in dich reinläuft. Komm Nachtpfote!" Rotpfote guckte noch beschämter auf den Boden und ging wahrscheinlich zum Ältestenbau, um ihn zu säubern. Die beiden Schüler trotteten zum Trainingsplatz. Dort standen schon ein Krieger und ein Schüler. Der Schüler versuchte auf den Rücken des gold-weißen Kriegers zu springen, aber er wich geschickt aus und sagte: „Feuerpfote, du musst dich schneller auf deinen Gegner stürzen, sonst kann er ausweichen und dich auf den Boden drücken. Und wenn ich ein Dachs oder ein Fuchs gewesen wäre, hätte er dich zerfleischt!" Nachtpfote schauderte an dem Gedanken, wie Milchstreif und er gegen einen Fuchs gekämpft hatten und er danach in die Zweibeinerfalle geraten war. Erst jetzt bemerkte Nachtpfote noch einen Kater. Und zwar den Anführer. Zimtstern sah die zwei Schüler und tappte zu ihnen. „Hallo, Nachtpfote, hallo Blitzpfote. Wahrscheinlich kennst du schon fast alle Kampfarten, aber wir können trotzdem trainieren, damit du lernst, nur mit drei Beinen das Gleichgewicht zu halten." Mit diesen Worten griff er auch schon an und Nachtpfote duckte sich. Er drehte sich zur Seite und sprang auf den Rücken des Gegners. Blitzpfote biss währenddessen in den Schwanz ihres Mentors und Nachtpfote sprang vom Rücken herunter. Zimtstern taumelte und Nachtpfote versuchte ihn umzuschmeißen, was ihm aber nicht gelang. Inzwischen hatte ihr Gegner sich schon wieder gefangen und sprang auf Blitzpfote zu, die hinter ihm stand. Schnell biss Nachtpfote dem Anführer in das Hinterbein und er wurde ein bisschen langsamer. Blitzpfote schaffte es ihm auf den Rücken zu springen und diesen zu zerkratzen. Nachtpfote sprang auch auf den Rücken und beide versuchten, ihn zu Fall zu bringen, indem sie ihn zu Boden drückten. Zimtstern konnte sein Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel auf den Boden. Beide Schüler drückten den Anführer immer noch zu Boden und er gab ihnen ein Zeichen, dass er aufgab. Inzwischen hatten Feuerpfote und sein Mentor auch aufgehört zu kämpfen und hatten ihnen zugeschaut. „Gute Teamarbeit, ihr beiden!", rief der gold-weiße Kater den beiden Schülern zu. Der Anführer erwiderte: „Ja, das war sehr gute Teamarbeit, wie ihr mich zusammen runtergedrückt habt. Ich hatte keine Kraft euch beide zusammen von meinem Rücken herunter zu werfen. Nachtpfote, du kannst auch mit 3 Beinen so gut kämpfen, wie jeder Krieger und Blitzpfote, du natürlich mit deinen 4 Beinen auch. Du musst dich wahrscheinlich ausruhen, Nachtpfote. Morgen hast du einen weiten Weg vor dir." Zusammen mit Zimtstern und seiner Schülerin ging Nachtpfote zurück zum KleeClanLager. Er tappte müde in das Moosnest im Heilerbau und kuschelte sich in das weiche Moos. Ein Wassertropfen weckte Nachtpfote am Morgen. Thymianfleck sortierte seine Kräuter und guckte ab und zu nach draußen. Es lohnt sich bestimmt, jetzt noch einmal zu schlafen, dachte Nachtpfote. Als er das nächste Mal aufwachte, standen Eichenstern und Zimtstern vor ihm. „Hallo, Nachtpfote.", sagte Eichenstern sanft ,„ Wir gehen jetzt zu unserem Clan zurück." Nachtpfote streckte sich und stand vorsichtig auf und dankte dem KleeClanAnführer: „Danke, dass ihr mich hier betreut habt und mich gesund gepflegt habt.", er wandte sich an Thymianfleck ,„ Danke, dass du dich so um mich gekümmert hast und deine Zeit für mich geopfert hast." Zimtstern neigte den Kopf und ging schon einmal aus dem Heilerbau. Eichenstern nickte zurück und bat Nachtpfote, ihr zu folgen. Die beiden Katzen trotteten aus dem Lager und machten sich auf den Weg zu ihrem Clanlager.

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