Kapitel 4

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Nachtzahn spürte, dass man der zarten Rostpfote helfen musste, als er sich dem Heilerbau näherte. Die kleine, zitternde Gestalt von Rostpfote, der jungen Heilerschülerin, war eingehüllt in Trauer und Unsicherheit. Ihr Blick war leer, als hätte der Verlust von Samtleopard einen Teil ihrer Seele genommen. Sanft legte Nachtzahn seine Schnauze auf Rostpfotes Stirn. Er redete auf sie ein: „Wir werden durch diese dunkle Zeit hindurchgehen, Rostpfote. Samtleopard hat dir viel beigebracht, und ich werde da sein, um dir zu helfen, die Heilerausbildung fortzuführen." Rostpfote schaute zu Nachtzahn auf, ihre blauen Augen voller Schmerz und Ungewissheit. „Aber ich habe keinen Mentor mehr, Nachtzahn. Wie kann ich in die Rolle der Heilerin rutschen? Ich bin doch erst Schülerin!" Sie brach in Tränen aus und lief in ihr Nest. Schluchzend jaulte sie: „Warum SternenClan! Warum musstet ihr mir das antun?!" Langsam tappte er zu ihrem Nest und legte seine Pfote auf ihren Körper. Er war ganz warm und ihr Pelz wirkte flauschig. Die Schülerin fuhr ihn an und schaute ihn mit ihren tränenerfüllten Augen an. Sie hatte einen wilden Ausdruck in ihrem Gesicht und Nachtzahn fragte sich, was ihr gerade durch den Kopf ging. Mit leiser Stimme miaute er: „Willst du deiner Mentorin nicht auf Wiedersehen sagen und ihr die letzte Ehre erweisen?" Sie stand ohne etwas zu sagen auf und ging aus dem Bau hinaus zum Körper ihrer Mentorin. Still folgte Nachtzahn ihr und legte sich neben Rostpfote und den kalten Körper. Das wuschelige Fell von Samtleopards Körper zerzauste und ein kleiner Windstoß folgte. Er legte seine Schnauze auf den kalten Pelz und schlief in der Mitte des Clanlagers ein. Bäume raschelten und er wachte auf. Es gab doch keine Bäume bei unserem Lager, wunderte sich Nachtzahn. Nachtzahn schlug seine Augen auf und lag in der Nähe einer Klippe. Um ihn herum lagen Steine, die mit weichem und grünem Moss bedeckt waren. Klarer Nebel grenzte der Mulde an, in der er lag und umhüllte fast den ganzen Bereich, der außerhalb der Mulde lag. Das hier war die Silberklippe! Verwirrt stand er auf und entdeckte eine Katze, die aus dem Nebel stieg. Silberne Sterne funkelten auf ihrem Pelz und sie blickte ihn mit ihren weisen braunen Augen an. „Aber das ist doch unmöglich!", miaute er und tränen füllten seine Augen. „Nichts ist unmöglich, junger Nachtzahn.", ihre Stimme war unverkennbar. Es war Samtleopard. „Mein Freund, die Sterne schicken Botschaften. Eine Prophezeiung, die im Wind flüstert, birgt eine wichtiges Geheimnis für die Clans." „Eine Prophezeiung, aber warum schickst du sie nicht Rostpfote?" „Du wirst sie Rostpfote mitteilen müssen. Sie hat eine sehr schlechte Verbindung zu den SternenClan-Kriegern, du wirst es schaffen..." Ihre Stimme verhallte und eine neue unbekannte Stimme erklang: „In der Stunde der Mitternacht, wenn die Dunkelheit erwacht, durchschreitet der Schatten die Nebel der Nacht. Die Pfoten der Sterne werden schwächer, während die Dunkelheit nach Rache schreit.", der Krieger erschauderte bei der mächtigen Präsenz der Stimme an sich ,„ Nur mit Mut und Lichtern kann der nächtliche Krieger die Finsternis besiegen..."

Wieso bekomme ich eine Prophezeiung, Nachtzahn wachte auf, aber wieder an einem anderen Ort, als sein Platz neben dem Körper von Samtleopard. Er stand auf dem Gipfel eines Zweibeiner Nestes und sah eine schwarze Kätzin, mit einer langen Narbe auf ihrem Körper, die Monsterwege entlang huschen. Es kam ihm so vor als wäre sie auf der Flucht. Und tatsächlich schattige Gestalten verfolgten sie! Die Kätzin bog ihn einen Abzweig ab, aber die Gestalten verfolgten sie immer weiter. Auf mysteriöse Weise verschwanden die Schatten und tauchten woanders wieder auf. Nachtzahn wollte ihr zur Hilfe eilen, aber er kam nicht voran. Inzwischen hatten die Schatten die Kätzin fast eingeholt, aber irgendwie schaffte sie es immer ein wenig Abstand zu halten. Nachtzahn hörte ersticktes keuchen und auf einmal wankte die Kätzin und fiel zu Seite über und die Schatten holten sie ein. Die Schattengestalten umhüllten ihren Körper und bildeten eine dunkle Wolke aus schwarzem Nebel. Als der Nebel sich lichtete hatte waren alle Katzen, wie vom Erdboden verschluckt und Nachtzahn konnte sie nicht mehr sehen, weder noch hören. Er verspürte wieder die mächtige Präsenz und guckte sich um. Neben Nachtzahn saß Dämmerstern. Er war der mächtigste, aber auch netteste Anführer gewesen und kam sehr oft in den Geschichten der Ältesten positiv hervor. „D... Dämmerstern!?"

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