Kapitel 14

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Als Himari begonnen hatte, mir aus dem Weg zu gehen, war das ein Rückschlag für meinen Plan, wenn auch nur ein kleiner, und das hatte mich gestört. Doch seit ich sie nach ihrem Spiel aufgesucht hatte, war dieses Problem auch schon behoben. Menschen zu manipulieren und sie in die Irre zu führen, war viel zu leicht.

“Warum sie? Warum musst du ausgerechnet sie benutzen?” , fragte Kuina mich aufgebracht und ich war mir sicher, sie sprach von Himari.

“Um an unser Ziel zu kommen müssen wir etwas opfern. Gewöhn dich dran, die Leute zu deinem Nutzen einzusetzen, sonst funktioniert das ganze nicht.” , entgegnete ich kühl und ging an ihr vorbei.

Vom Weiten sah ich, wie Himari gerade aus ihrem Zimmer lief. Perfektes Timing. Ich ging in ihre Richtung, als plötzlich der Hutmacher vor ihr auftauchte. Er drehte sich mit einem Grinsen um und lief nach oben. Himari folgte ihm mit gesenktem Blick. Wieso musste er genau jetzt auftauchen? Genervt verdrehte ich die Augen , doch meine Aufmerksamkeit wurde schon bald auf jemand anderen gelenkt. Ichiro, der Typ den Himari mitgebracht hatte. Ihn zu provozieren, konnte ich einfach nicht lassen. Gerade als ich losgehen wollte, tauchte Kuina wieder hinter mir auf und folgte meinem Blick.

“Was willst du ihn auch manipulieren?” , fragte sie nach.

“Nein” , entgegnete ich knapp.

Kuina sah mich skeptisch an. “Warum schaust du ihn sonst an?” , fragte sie weiter nach.

“Es macht Spaß, ihn zu provozieren, selbst ein blinder würde erkennen, dass er auf Himari steht.” , entgegnete ich. Kuina verschränkte die Arme vor der Brust.

“Du bist wirklich verrückt geworden, Niragi hat es schon auf dich abgesehen warum machst du dir immer absichtlich Feinde?”

“Es wäre doch langweilig ohne Risiko.” , sagte ich nur und lief weiter.

Kuina verdrehte die Augen, folgte mir jedoch und war mir dicht auf den Fersen. Als Ichiro mich sah, verfinsterte sich seine Miene. Er kam mir und Kuina, die genug und gar nicht davon begeistert waren, dass ich ihn provozieren wollte, entgegen. Er wollte gerade etwas sagen, als er etwas in der Ferne erspähte. Kuina folgte seinem Blick und stieß mir ihren Ellenbogen in die Seite. Nun drehte auch ich mich um und sah Himari am Ende des Ganges. Als sie zu uns sah, starrte sie schnell auf den Boden. Ein Grinsen zeichnete mein Gesicht, als ich sie sah. Sie kam auf uns zu und sofort lief Ichiro ihr entgegen. Er blieb vor ihr stehen, doch sie ignorierte ihn und lief zu Kuina und mir. Plötzlich legte sie ihre Arme um mich und drückte sich gegen mich.

"Scheint, als hättest du eine Verehrerin." , flüsterte Kuina mir zu und ging.

Meine Augen fixierten Himari, die sich an mich geklammert hatte. Sie sah zu mir hoch und ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

“Gut geschlafen?” , fragte ich. Ihre Wangen färbten sich rosa und sie wandte den Blick von mir ab. Kurz darauf drückte sie sich wieder gegen mich und diesmal erwiderte ich ihre Umarmung, schließlich musste ich sie im glauben lassen, ich würde sie auch mögen.

“Ich bin froh, das letzte Spiel überlebt zu haben.”, sagte sie plötzlich.

“Ach ja?” , kam es daraufhin von mir.

"Ja, obwohl ich während des Spiels den Tod schon akzeptiert hatte." , erwiderte sie und löste sich von mir. Ich sah ihr tief in die Augen. Das Lächeln, das bis gerade noch auf ihrem Gesicht lag, war jetzt verschwunden. Ihre Augen füllten sich mit Wasser, doch sie hielt die Tränen zurück.

“Ich hatte bereits aufgegeben und hielt den Tod für die beste Option.” ,sprach sie weiter.

“Hör auf, daran zu denken, es ist Vergangenheit.” , sagte ich und versuchte nicht allzu kalt zu klingen. Sie nickte stumm und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Plötzlich geriet sie ins Schwanken und brach in sich zusammen. Ich fing sie auf und überprüfte ihren Puls, doch dieser war völlig normal, also überprüfte ich ihre Temperatur. Sie glühte beinahe. Sofort hob ich sie hoch und brachte sie in ihr Zimmer, wo ich sie auf ihr Bett legte. Daraufhin füllte ich eine Schale mit Eis kaltem Wasser und tauchte einen Lappen hinein, welchen ich auf ihrer Stirn platzierte, um ihr Fieber zu senken. Irgendwann öffnete sie ihre Augen wieder. Sie kniff die Augen zusammen und fasste sich an den Hinterkopf.

“Ist alles in Ordnung?” , fragte ich nach.

“Mein Kopf tut nur etwas weh, sonst ist alles in Ordnung.”, erwiderte sie und richtete sich auf.

“Ist dir schwindelig?" ,fragte ich weiter nach.

"Nein, aber vorhin war mir schwindelig.” , antwortete sie.

“Lass mich mal sehen.” , sagte ich und setzte mich hinter sie, um mir ihren Hinterkopf ansehen zu können. Ihre langen Haaren habe ich dafür zur Seite. An ihrem Nacken befand sich eine genäherte Wunde, deren Fäden noch nicht gezogen waren und in der normalen Welt wahrscheinlich auch noch nicht nötig gewesen waren, aber hier verging die Zeit viel schneller und auch Wunden verhielten sich schneller. Abgesehen davon war nichts zu sehen.

“Steh auf, diese Fäden müssen gezogen werden.” , sagte ich und stand auf.

“Weißt du, wie das geht?” , fragte sie mich.

“Mach dir darüber mal keine Gedanken, ich kenne mich aus.” , entgegnete ich und half ihr hoch.

Auf der Krankenstation begann ich die Fäden zu ziehen. Als ich dachte, ich sei fertig, streifte sie sich ihre Jacke ab und offenbarte noch ein paar mehr Narben.

“Woher hast du die?” , fragte ich nach.

“Kurz bevor ich ins Borderland kam, hatte ich einen Autounfall, bei dem meine Eltern starben.” , erklärte sie. Ich nickte verstehend und fragte keine weiteren Fragen, sondern konzentrierte mich auf die Fäden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 21, 2024 ⏰

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