Der Brief:

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Liebe Marie.
Meine Prinzessin. Mein hellster Stern auf Erden. Mein ein und alles. Meine Kleine.
Ein Vater hat immer viele Namen für seine Tochter. Für sein Fleisch und Blut. Ich ebenso. Ich als Vater habe aber auch viele Gefühle. Ich habe Angst. Angst, dass du mich vielleicht später nicht mehr brauchst. Ich bin wütend. Ich bin wütend auf den Typen, der dir später zum ersten mal das Herz brechen wird. Und enttäuscht. Enttäuscht von mir selber. Es tut mir so unendlich leid, dass wir es dir nicht früher gesagt haben. Da du vorhin so schnell weggelaufen bist, konnten wir dir nicht alles erzählen.
Mein Krebs. Mein Krebs ist überall, wo er sein kann. Ich eckel mich, vor mich selbst. Und ich wollte nicht, dass du mich als schwerkranken siehst, sondern als Vater. Als Vater, wie ich es vor meiner Krankheit war. Als Vater, der dir zum ersten mal die Windeln wechselte. Als Vater, der dich zum ersten mal fütterte. Als Vater, der dich zum lachen brachte. Als Vater, der immer auf dich aufpasste. Als Vater, der dich immer lieben wird.
Ich weiß noch, als du eine schwere Lungenentzündung hattest. Du lagst im Krankenhaus und die Ärzte wussten nicht, ob du es überlebst. Ich saß Tag und Nacht an deinem Bett und habe dir einen Spruch gesagt, der dich zum lächeln brachten.

- lebe nie ohne zu lachen. Denn es gibt Menschen, die von deinem Lachen leben.

Nachdem ich dies gesagt hatte, hattest du die Augen geschlossen und gelächelt. Und dann >> Danke für alles.<< gesagt. Dieser Moment war der schönste in meinem Leben.
Und jetzt will ich es dir sagen...
Danke Marie.
Meine Prinzessin. Mein hellster Stern auf Erden. Mein ein und alles. Meine Kleine.
Ich will dir danken. Danken, dass du meine Tochter bist. Danken, dass du wieder zurück gekommen bist und danken, dass du nun den Brief liest.
Ich will mich bei dir für mein großartiges Leben bedanken, was mit deiner Geburt wertvoll wurde.
Und ich will hoffen, dass du mir irgendwann verzeihen kannst, dass ich dich belogen habe. Gib aber bitte deiner Mutter nicht die Schuld. Ich hatte ihr gesagt, dass sie es dir nicht sagen soll.

Ich bin ab heute für drei Wochen in Holland und hoffe, dass ich nochmal wiederkommen werde um dich festzuhalten, und dir nochmal danken kann.

Tja das wars. Ich hoffe, dass du nicht mehr ganz so sauer auf mich bist. Ich wünsche dir und deiner Mutter alles gute. Wenn sie wieder da ist, umarme sie ganz doll von mir und von dir. Gebe ihr die längste Umarmung in der Geschichte der Umarmungen.

Alles gute, dein Vater

P.s. In vier Wochen hat deine Mama Geburtstag. Da im Umschlag ist noch ein Umschlag, mit einem Brief für deine Mutter. Bitte gib ihn ihr in vier Wochen. Danke

Weil ich dich braucheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt