𝑷𝒓𝒐𝒍𝒐𝒈

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„Na, wenn das nicht das kleine Schlammblut ist," erklang eine schneidende Stimme aus dem Schatten, so plötzlich und unerwartet, dass mir das Blut in den Adern gefror. Ein kalter Schauer lief meinen Nacken hinunter, während ich stockend den Blick von meinem Buch hob. Das vertraute Gewicht der Worte lastete auf mir, als hätte er einen Dolch in meine Brust gerammt. Ich hasste dieses Wort. „Schlammblut." Wie viel Abscheu und Verachtung in einem einzigen Wort liegen konnte, erstaunte mich immer wieder. Dabei war ich eine Hexe, genauso fähig wie jeder andere hier. Doch manche würden mich niemals als ihresgleichen akzeptieren.

Vor allem nicht die Slytherins.

Mein Herz begann schneller zu schlagen, und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich zwang mich, den Blick zu heben und die dunkle Ecke des Innenhofs zu durchdringen, aus der die Stimme gekommen war. Und da sah ich ihn: Draco Malfoy, seine Augen im düsteren Halblicht kalt funkelnd, das weiß, blonde Haar im schwachen Mondschein glänzend. Die arrogante, überhebliche Art, wie er dastand, war wie eine stumme Drohung. Seit zwei Jahren hatte er es auf mich abgesehen, doch es fühlte sich an, als würde es jedes Mal schlimmer werden.

Meine Kehle war trocken und mein Atem ging flach, während er langsam mit seinen Freunden auf mich zukam. Ich fühlte mich wie ein Reh, das im Lichtkegel einer nahenden Gefahr erstarrt. Alles in mir schrie, ich solle weglaufen, mich retten, bevor es zu spät war. Meine Finger krampften sich um die Ecken meines Buches, und ich wollte nichts mehr, als mich unsichtbar machen.

Aber Malfoy war schneller.

„Wohin willst du denn, Rosier?" höhnte er und packte meinen Arm, bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte. Sein Griff war fest, fast schmerzhaft, als er mich grob gegen den rauen Stamm eines alten Baumes drückte. Die Rinde kratzte unangenehm an meinem Rücken und ich konnte ein keuchendes Aufschluchzen nicht unterdrücken. Mein Herz pochte so laut, dass es meine Ohren erfüllte und der Schmerz in meiner Brust breitete sich in jede Faser meines Körpers aus.

Dracos Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Sein Atem war warm auf meiner Haut, doch seine Augen waren kalt und gnadenlos. „Denkst du wirklich, du kannst mir entkommen?" Seine Stimme war leise, aber voller Verachtung. Seine Hand schnellte nach unten und mit einem scharfen Knall landete mein Buch im Staub, während er ein widerwärtiges Grinsen zur Schau stellte. „Du gehörst nicht hierher," flüsterte er, jedes Wort durchtränkt von der Überzeugung seiner reinblütigen Erziehung.

Mein Körper war wie gelähmt, meine Beine fühlten sich taub an, als hätte der Boden unter mir aufgehört zu existieren. In mir tobte ein Wirbelsturm aus Angst, Wut und dem verzweifelten Wunsch, zu fliehen, doch ich war gefangen. Um uns herum lachten Pansy Parkinson und Blaise Zabini gehässig, ihre höhnischen Stimmen schienen mich mit jedem Laut tiefer in den Boden zu drücken.

„Hör auf!" Meine Stimme brach, kaum mehr als ein Flüstern. Ich hatte keine Kraft, kein Selbstbewusstsein übrig. Malfoys Augen funkelten belustigt, als er sich über mich beugte.

„Ach, es kann ja sprechen," sagte er spöttisch, als wäre mein Widerstand nichts weiter als eine amüsante Randnotiz in seinem grausamen Spiel. „Wie süß."

Und dann, so plötzlich wie der Angriff gekommen war, veränderte sich alles. Eine starke Hand legte sich auf Dracos Schulter und zog ihn grob von mir weg, als wäre er nicht mehr als eine lästige Fliege.

„Lass die Finger von ihr, Malfoy," kam eine tiefe, ruhige Stimme, die dennoch vor Bedrohung zitterte. Ich öffnete meine Augen und sah Cedric Diggory vor mir stehen, seine Schultern waren angespannt und sein Blick war stahlhart, während er Draco fixierte. In der Dunkelheit funkelten Cedrics braune Augen mit einer Intensität, die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte.

Draco schüttelte Cedrics Hand von seiner Schulter und richtete sich auf. Sein Blick war Cedric gegenüber voller Abneigung. „Ah, Cedric Diggory, der tapfere Held." Seine Stimme tropfte vor Spott. „Immer zur Stelle, wenn es darum geht, ein armes Mädchen in Not zu retten, hm? Sag mal, hast du es nicht langsam satt, immer der Retter zu sein? Jeder sieht doch, dass du nur ihr kleiner Freund bist."

Cedric ließ sich nicht provozieren. Er trat einen Schritt näher an Draco heran, seine Präsenz war wie eine drohende Wolke. „Das hat nichts mit dir zu tun, Malfoy. Aber wenn du noch einmal Hand an sie legst, wirst du es bereuen. Und das verspreche ich dir."

Draco zögerte, ein Funken Unsicherheit leuchtete in seinen Augen auf, bevor er die Fassade der Überlegenheit wiederherstellte. „Wie auch immer, Diggory," sagte er kühl, drehte sich mit einem Schwung auf dem Absatz und verschwand, gefolgt von Pansy und Blaise. Ihre Lachen hallten noch in der Luft nach, lange nachdem sie verschwunden waren.

Sobald sie weg waren, spürte ich, wie die letzten Kräfte aus meinem Körper wichen. Meine Beine gaben nach und ich sank zu Boden, den Rücken hatte ich immer noch gegen den Baum gelehnt. Tränen, die ich verzweifelt zurückgehalten hatte, brachen nun unkontrolliert hervor. Mein ganzer Körper zitterte, als die Angst und Erleichterung mich gleichzeitig überfluteten.

Cedric kniete sich neben mich und sah mich besorgt an. „Hey, ist alles in Ordnung?" fragte er sanft und legte einen Arm um meine Schultern. Die Wärme seiner Berührung war wie ein Anker in der tosenden Flut meiner Gefühle. „Weine nicht," flüsterte er beruhigend, als ich unkontrolliert schluchzte. „Er ist es nicht wert. Wirklich nicht."

Ich nickte schwach, unfähig, etwas zu sagen. Cedrics Arme schlossen sich fest um mich und für einen Moment fühlte ich mich sicher, geschützt vor all den Schatten, die mich in Hogwarts zu erdrücken drohten.

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Blood and Loyalty - ᴰʳᵃᶜᵒ ᴹᵃˡᶠᵒʸ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt