𝟑𝟓. 𝐙𝐞𝐢𝐭𝐛𝐥𝐚𝐬𝐞

10 0 2
                                    

Elsas Sicht

Wie gelähmt stolperte ich über jede einzelne Treppenstufe. Meine Beine gaben nicht nach. Obwohl ich so gern einfach nur zu Boden fallen würde.

Für einen Moment drehte ich mich um und blickte aus dem Fenster. Der Wagen meiner Mutter parkte vor dem Krankenhaus. Sie wartete seit wenigen Minuten, doch in meinem Kopf waren es bereits Stunden. Die Zeit verging schleichend langsam seitdem ich es erfuhr.

Mit pochendem Herzen starrte ich auf die rotgestrichene Tür des Zimmers. Es war ein Stück Holz. Das mich von ihm trennte. Ich hatte Angst. Ich fürchtete mich vor seinem Anblick. Was, wenn sich irgendetwas geändert hatte? Was, wenn es wegen mir war? Meine Schuld. Dass er nachts auf den einsamen Waldwegen spazierte.

Zaghaft klopfte ich an die bunte Tür. Die Momente vergingen. Und als sie sich öffnete, erstarrte ich beinahe vor Überraschung. Das von roten Locken umrahmte Gesicht begrüßte mich im Zimmer.

„Merida.", hauchte ich ihren Namen.

„Bitte. Stell einfach keine Fragen." Ihr Blick war zu Boden gesenkt.

Ich nickte. In diesem Augenblick interessierte mich nicht wieso sie bei ihm war. In diesem Augenblick wollte ich einfach nur eine Erleichterung spüren. Als ich aber zu Jack sah, wie er auf dem Bett saß, mit Verbänden am ganzen Körper wurde mir übel. Meine Hände verspannten sich, ich verlor den Halt. Mein Herz setzte aus. Er schaute zu mir auf.

Jacks Sicht

Zwei Wochen später

Warum eigentlich? Warum ging ich wieder zur Schule, als wäre nichts gewesen? Warum spürte ich keinen Schmerz an der Wunde meines Beins. Warum starrte ich in die vielen Gesichter ohne irgendetwas zu spüren? Früher hätte ich es geliebt. Diese Aufmerksamkeit, die ich zuhause nie bekam. Aber irgendetwas hatte sich geändert.

Es war seltsam zurückzukehren. Nach all den Tagen, die ich bei Flynn verbracht hatte. Vermutlich besser so. Irgendwann wäre meine Lüge aufgeflogen. Dennoch fühlte sich jeder Schritt in den Korridoren so fremd an. Als hätte ich nicht Jahre meines Lebens in dieser Anstalt von Schule verschwendet.

Und als sie mein Sichtfeld kreuzte, hörte ich auf zu denken. Vielleicht auch zu atmen. Oder zu leben. Sofort verschwand ich im nächstbesten Klassenzimmer. Ich konnte sie nicht sehen, auch wenn jeden Faser meines Herzens danach verlangte. Ich durfte ihr nicht begegnen. Sonst würde mein Kopf explodieren. Ganz abgesehen davon verfolgte mich diese dumme, hässliche Schuld. Sie einfach verlassen zu haben.

Wie alle. Ich war eine verdammte Enttäuschung. Vielleicht war ich meinem Vater doch ähnlicher. Nein, soetwas durfte ich nicht denken. Jede Sekunde, die ich an ihn verschwendete, war Folter.

Aber eigentlich war sie schuld. Nur sie und niemand anderes. Ich hatte die Worte nicht vergessen. Jugendheim. Die wollten mich in einen Käfig sperren. In einen Knast. Lieber würde ich bei meinem elenden Vater leben, als einen einzigen Fuß in solch eine Anstalt zu setzen.

Als ich den Blick hob, starrte ich in die Gesichter von Merida und Rapunzel. Die eine wollte ich jetzt wirklich nicht sehen. Stattdessen schenkte ich der Blonden ein charmantes Lächeln hinter dem sich alles verbarg.

„Jack, hast du Flynn gesehen?", fragte sie schüchtern.

„Reiche ich dir nicht?", hakte ich nach und sie kicherte.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 09 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

𝐃𝐢𝐞 𝐖𝐢𝐧𝐭𝐞𝐫𝐫𝐨𝐬𝐞 - 𝑱𝒆𝒍𝒔𝒂 & 𝑯𝒊𝒄𝒄𝒔𝒕𝒓𝒊𝒅  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt