Kapitel 41 - Die Aussprache

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Endlich kehrte Eleonora in die vertraute Umgebung ihres Büros zurück und war erleichtert, den Krankenflügel nach einigen Tagen verlassen zu können. Sie unternahm noch einen kurzen Umweg über die Bibliothek, um einige Bücher über alte Gerichtsurteile mit Tierwesen auszuleihen. Mit dem Leviosa-Zauber ließ sie die schweren Wälzer und Berichte mühelos hinter sich her schweben.

Als sie ihr Büro erreichte, ließ sie den Stapel mit einer sanften Bewegung ihres Zauberstabs auf ihren Schreibtisch gleiten. Beim Umschauen stellte sie fest, dass ihr Büro tatsächlich vollständig repariert und aufgeräumt war. Von dem Chaos, das sie hinterlassen hatte, war keine Spur mehr zu sehen. Ihr Blick blieb an einem Stapel Briefe hängen, der ordentlich auf ihrem Schreibtisch lag. Neugierig prüfte sie die Absender und verdrehte genervt die Augen, als sie feststellte, dass sämtliche Briefe von ihrer Mutter stammten. Offenbar hatte sie während ihrer Abwesenheit mehrere Eulen geschickt. Verärgert nahm sie die Briefe und stopfte sie rasch in eine Schublade, um sie aus ihrem Blickfeld zu verbannen. Sie wusste zwar, dass sie sich früher oder später damit auseinandersetzen musste, doch im Moment war sie noch nicht bereit dazu.

Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich in ihren weichen Sessel sinken. Sie öffnete ihre Tierwesentasche und rief nach Yukon, den sie seit einigen Tagen nicht mehr herauslassen konnte. Der rote Kniesel sprang freudig hervor und ließ sich schnurrend auf ihrem Schoß nieder. „Ich habe dich auch vermisst", murmelte Eleonora liebevoll, während sie über sein weiches Fell strich. Für einen Moment genoss sie die Ruhe, bis ein zaghaftes Klopfen an ihrer Tür ertönte.

„Ja?", rief Eleonora.

Die Tür öffnete sich langsam und zögerlich trat ihre Schwester Nymphadora ein. Eleonora spürte, wie die Wut in ihr sofort hochkochte. Mit einem Ruck sprang Eleonora gereizt auf, sodass auch Yukon von ihrem Schoß sprang. „Verschwinde! Ich will dich hier nicht sehen!", fauchte sie Tonks an.

Die Aurorin schloss die Tür hinter sich und sah ihre Schwester entschlossen an. „Nein! Ich gehe nicht, bevor wir nicht geredet haben!"

Yukon flitzte derweil enthusiastisch zu Tonks hinüber, begrüßte auch sie überschwänglich und und sah sie mit großen, erwartungsvollen Augen an. „Yukon, weg vom ihr!", befahl Eleonora aufgebracht, doch der Kniesel umkreiste unbeirrt Tonks' Beine. „Verräter...," brummte sie wütend vor sich hin.

„Ellie! Ich verstehe, dass du sauer bist", begann Tonks, deren Geduld nun am Ende war, „aber du kennst meine Perspektive noch nicht. Bevor du also weiter deinen Zorn an mir auslässt, solltest du dir gefälligst den Rest der Geschichte anhören!"

Eleonora starrte sie ungläubig an. „Jetzt willst du mir Forderungen stellen? Ich muss gar nichts! Verschwinde einfach!", schimpfte sie und deutete auf die Tür.

„Nein!" Tonks verschränkte unnachgiebig ihre Arme vor der Brust.

„Das kann doch wohl nicht ihr verdammter Ernst sein", murmelte Eleonora genervt. Zornig marschierte sie zur Tür und riss sie auf. „Geh!"

Tonks blieb standhaft stehen, deren Haare nun ein feuriges Rot angenommen haben. 

Eleonora rollte mit den Augen, packte sie grob am Arm und zog sie zur Tür. „GEH!", rief sie noch lauter.

„NEIN", brüllte Tonks zurück, „du wirst dir jetzt gefälligst anhören, wie du mich damals fast getötet hast!"

Schlagartig ließ Eleonora den Arm ihrer Schwester los und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Für einen Moment herrschte völlige Stille, während sie sich anblickten. Langsam, wie in Zeitlupe, schloss Eleonora die Tür und Verwirrung zeichnete sich auf ihrem Gesicht.

„Können wir uns jetzt bitte setzen?", seufzte Tonks und kämpfte darum, ihre Fassung zu bewahren.

Eleonora starrte ihre Schwester noch immer ungläubig an, doch schließlich nickte sie langsam. Schweigend gingen sie zur Leseecke und ließen sich auf die gegenüberliegenden Sessel nieder. Tonks atmete tief durch und ihre Augen schimmerten vor unterdrückten Tränen. Einen Moment lang herrschte weiterhin Stille, bevor sie schließlich zu sprechen begann:

Eleonora Tonks - und das Geheimnis der Phönix-Feder  [Snape x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt