Malorie sah ihn nachdenklich an. Also hatte er sie nur ausgewählt, damit sie Zack eine Lehre erteilte? Mochte gut sein, dass sie dazu in der Lage war, aber hier hing auch ihr Leben am seidenen Faden, sollte er es erneut verbocken. Verdammter Mist.
Bevor sie ihren Standpunkt vertiefen konnte, stürmte Daniel total aufgeregt in den Raum und konnte vor Atemnot kaum sprechen. Er musste den ganzen Weg hierher gerannt sein, so verschwitzt wie er war. Seine blonden Haare hingen ihm in nassen Strähnen ins ernste Gesicht und auch sein blaues T-Shirt wies einige nasse Flecken auf.
„Wir haben ein riesiges Problem", keuchte er die Worte heraus, während er weiter nach Atem rang.
Plötzlich war sogar Leroy hellwach und bei der Sache. Schnell kam er um den Schreibtisch herum und blickte Daniel ernst an.
„Was ist passiert?"
„Im dreizehnten Bezirk sind einige Dämonen aufgetaucht", erklärte er, noch immer außer Atem.
„Aber das ist doch nichts Neues", gab Malorie ihren Senf dazu.
Der dreizehnte Bezirk war dafür bekannt, dass sich dort häufig Dämonen versammelten. Irgendwie schienen diese Gassen sie immer wieder magisch anzuziehen. Weit abgelegen von der Stadt, schienen sie sich in den dunklen Straßen recht wohlzufühlen. Dennoch gab es bisher, so weit sie wusste, nie Probleme mit ihnen. Sie verließen den Bezirk nicht und solange sie sich ruhig verhielten, schritten die Jäger auch nicht ein.
„Mag sein", schluckte Daniel lautstark, „aber diesmal sind es weitaus mehr."
„Wie viele mehr?", hakte Leroy schließlich nach.
Bereits an Daniels Gesichtszügen konnte Malorie erkennen, dass es sich diesmal wirklich um ein Problem handelte, welches sie alle betreffen würde. Sie war sich nicht sicher, ob sie seine Antwort wirklich hören wollte.
„Es sind um die fünfzig."
Aus Leroys Gesicht verschwand plötzlich alle Farbe. Weiß wie die Wand, die sein Büro schmückte, setzte er sich auf seinen Schreibtisch und schnappte laut hörbar nach Luft.
„Fünfzig?"
Malorie sah Leroy geschockt ins Gesicht. Das war kein Problem, das glich einer Katastrophe. Noch nie hatten sich so viele Dämonen auf einem Haufen versammelt. Irgendetwas schien im Busch zu sein, fragte sich nur, was sie vorhatten und vor allem welches Ziel sie ausgewählt hatten.
Dämonen waren seit je her bekannt dafür, dass sie die Welt unterwerfen und für sich beanspruchen wollten. Malorie war klar, dass weitaus mehr als fünfzig dafür notwendig waren, dennoch machte sie sich ernsthafte Sorgen. Diese Anzahl konnte schon eine Menge an Unheil anrichten und sie wollte sich nicht ausmalen, wo das Enden würde.
„Ja und sie sind auch nicht so ruhig, wie sie sich sonst verhalten."
„Wie meinst du das?"
Leroy wurde sichtlich nervös, etwas was Malorie nur selten zu Gesicht bekam. Selbst wenn alle in Panik ausbrachen, blieb er die Ruhe in Person. Doch jetzt, zu diesem Zeitpunkt, verhieß das nichts Gutes.
„Ich glaube, die haben irgendetwas vor."
Leroy legte nachdenklich die Hand unter das Kinn, und wägte ihre Chancen mit den jetzigen Jägern ab, welche er vorher einteilte. Sie waren alle erfahren, bis auf die Frischlinge zu denen auch Zack zählte. Die Gefahr für alle wäre viel zu hoch, wenn er sie da mit einbeziehen würde.
„Heute scheint wirklich dein Glückstag zu sein Malorie."
„Wie ..., wie meinst du das jetzt wieder?"
Nachdenklich begutachtete sie sein noch immer nachdenkliches Gesicht. Es war nicht zu übersehen, dass er sich gerade wirkliche Sorgen machte. Sogar seine Stirn hatte sich bereits in Falten gelegt.
„Daniel ruf alle verfügbaren Jäger zusammen, außer die Frischlinge, sie werden dieses Anwesen heute Nacht nicht verlassen."
Daniel nickte eifrig und rannte sofort los, während Leroy sich schließlich an Malorie wandte.
„Und du, gehst heute Nacht mit mir."
Einerseits freute sie sich ja, nicht mit Zack unterwegs sein zu müssen, aber Leroy war bei der Dämonenjagd nicht wirklich zimperlich mit seinen Leuten, sollten sie noch den kleinsten Fehler begehen. Es war genau das, was er auch von ihr verlangte, wenn sie mit Zack zusammen auf Jagd ging, das wusste sie. Immerhin hingen ihre Leben von dem anderen ab. Dennoch war es für Malorie nicht wirklich einfach, ausgerechnet mit Leroy alleine unterwegs zu sein. Immer wenn sie sich in seiner Nähe befand, musste sie ihre Gefühle kontrollieren. Jedes noch so verräterische Herzklopfen, könnte sie verraten. Zu lange schon schloss sie ihre Zuneigung für Leroy in ihrem Herzen ein. Sie wusste, dass er nur Augen für Jessica hatte und gerade dieses Wissen schmerzte noch mehr. Sie kam irgendwann zu dieser Familie, wobei Malorie mit Leroy aufwuchs und sich irgendwann Gefühle für ihn entwickelten. Sie wusste, sie hatte keine Chance bei ihm, dennoch zusehen zu müssen, wie er Jessica Honig um den Mund schmierte, während ihr eigenes Herz blutete, brachte sie um den Verstand.
Leroy verschränkte ungeduldig die Arme vor der Brust, während er auf ihre Antwort wartete.
„Irgendwelche Einwende?"
„Nein, natürlich nicht", antwortete sie schließlich schnell, bevor er noch auf dumme Gedanken kam.
„Gut, pack deine Sachen zusammen, in einer halben Stunde brechen wir auf. Ach und Malorie,"
„Ja?"
Sie sah ihn verdutzt an. Was hatte sie jetzt bitte wieder falsch gemacht.
„Das nächste Mal, gibt es keine Diskussion. Verstanden?"
Malorie nickte nur. Alles andere hätte auch keinen Zweck gehabt. Er war schließlich auch für sie, ihr Vorgesetzter und verantwortlich für sie und Zack. Demnach hatte sie sowieso keine Wahl, immerhin hatte er sie gerade unmissverständlich darauf hingewiesen, dass sie ab jetzt die Verantwortung für seine Ausbildung hätte. Also lag es in ihren Händen, aus Zack einen guten Jäger zu formen.
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Melorie, the Demon Hunter
FantasyMalorie hasst Shay. Sie als Dämonenjägerin dürfte sich nicht einmal mit ihm einlassen. Jedoch hat sie einen Grund ihn nicht gleich auf der Stelle zu töten. Nur er weiß, wo ihr Vater steckt. Von Dämonen verschleppt, obwohl er sie immer davor warnte...