TW: Abtreibung
Geheimnis
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"Bist du dir ganz sicher damit?", fragte Oscar noch einmal vorsichtig nach, während sie aus dem Auto stiegen. Bianca öffnete den Kofferraum und zog ihren Rucksack hervor, ehe sie ihn wieder schloss.
"Ja, ich bin mir zu 100% sicher", antwortete sie dann und versuchte ihrer Aussage mit einem Lächeln an Stärke zu verleihen.
"Und wer holt dich ab?", fragte der Australier allerdings weiter.
"Jessi, vermutlich", meinte sie verlegen.
"Was heißt hier vermutlich? Hast du sie noch nicht gefragt?"
"Sie weiß nichts davon", brach es dann aus der jungen Fahrerin heraus, "Ich hatte Angst ihr davon zu erzählen, weil wir uns doch nicht so gut kennen und so."
Damit hatte Oscar nicht gerechnet, denn eigentlich war er davon ausgegangen, dass Bianca Jessica auf jeden Fall etwas erzählt hätte. Er war davon ausgegangen, dass sie gut befreundet waren, aber vielleicht hatte er sich geirrt.
Langsam stiegen Bianca die Tränen in die Augen und sie versuchte ihr Schluchzen zu unterdrücken, was aber nicht so ganz klappte. Denn im nächsten Moment schlossen sich Oscars Arme um ihren bebenden Körper und damit brachen alle Dämme in ihr.
Die Dämme und Mauern um ihr Herz, die sie mit viel Mühe und Kraft aufgebaut hatte, brachen nun einfach so in sich zusammen. Sie wusste, dass es nicht richtig war, Jessi zu ignorieren.
Immerhin hatte sie dafür gesorgt, dass sie sicher zurück ins Hotel gekommen war und am liebsten hätte sie die Britin dort gefragt, ob sie nicht bei ihr schlafen möchte. Aber sie konnte nicht.
Sie durfte nicht, denn die Frau ihrer Träume war hetero. Sie stand keineswegs auf Frauen, und noch weniger auf Bianca.
Dieser Gedanke brach ihr Herz nur noch mehr und sie krallte ihre Finger in Oscars Shirt.
"Soll ich doch mitreinkommen?", fragte der Australier nach einer Weile der Stille, in der sie sich einfach nur im Arm gehalten hatten.
"Nein, nein, ist schon gut. Ich s-sag noch schnell J-Jessi Bescheid und dann g-geht das", gab sie schluchzend von sich, was der Formel-1-Pilot sofort mit einem Kopfschütteln beantwortete.
"Nein, du gehst da jetzt rein und ich informiere Jessi. Du wirst sie unter keinen Umständen in diesem Zustand anrufen. Damit wäre weder dir noch ihr geholfen", sprach er und löste sich dann aus der immer schwächer werdenden Umarmung, "Also, lass mich das machen und du gehst jetzt bitte, bevor ich es mir anders überlege und dich doch begleite."
Bianca nickte nur und flüsterte ein leises "Danke", bevor sie sich ihren Rucksack nahm und Richtung Eingang schritt.
Drinnen roch es nach Desinfektionsmittel, die Wände waren weiß und steril – ein Krankenhaus eben. Alles wirkte kahl und kühl auf sie, was ihre Einstellung gegenüber diesen Gebäuden nicht gerade verbesserte.
Sie ging zum Schalter und gab der jungen Dame ihre Daten.
Nach wenigen Minuten im Wartebereich wurde sie von einer Krankenschwester aufgerufen und gebeten ihr zu folgen.
"Hier können Sie sich umziehen. Bitte lassen sie alles an Kleidung, Schmuck und Wertgegenständen hier. Wir kümmern uns darum, dass Sie nach dem Eingriff alles wiederbekommen", sagte die Krankenschwester und hielt ihr einen OP-Kittel hin.
Bianca tat, wie ihr gesagt wurde, wobei sie jetzt doch wieder ein mulmiges Gefühl beschlich.
War es die richtige Entscheidung?
Würde sie es bereuen?
Gab es überhaupt ein richtig und falsch, falls ja, wer entscheidet das?
Dann schob sie all diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf das hier und jetzt. Sie musste sich auf die positiven Dinge konzentrieren.
Danach würde es ihr besser gehen.
Danach konnte sie ihr Leben normal weiterführen.
Es gab fast keine Komplikationen oder Nebenwirkungen.
Doch der Gedanke, der sie am allermeisten beruhigte war, dass Jessi nach dem Eingriff bei ihr sein würde.
"Frau Bustamante, sind Sie bereit?", erklang dann die Stimme einer Ärztin, ehe diese die Tür zum Behandlungsraum einen Spalt öffnete. Bianca atmete noch einmal tief durch, dachte an Jessi und folgte dann der Ärztin.
"Mein Name ist Elisa, Sie können mich gerne duzen und ich bin heute Ihre Ärztin", stellte sie sich vor, "Wie geht es Ihnen, haben sie irgendwelche Schmerzen, Ängste oder Sorgen?"
Die McLaren-Piloten war überrascht von der Freundlichkeit und Offenheit der Ärztin, denn bis jetzt hatte sie leider, bis auf ihre Rennärzte, eher schlechte Erfahrungen mit Angestellten aus der Medizin gemacht.
"Mir geht es gut. Klar habe ich ein bisschen Angst, aber ich denke, dass das normal ist, denn so einen Eingriff macht man auch nicht jeden Tag", erzählte sie einfach offen.
"Ja, ein bisschen Nervosität gehört immer dazu. Wer holt Sie denn nachher ab?", nahm Elisa ihr die Angst immer mehr.
"Meine...äh...eine Freundin", korrigierte sie sich schnell, denn leider war Jessi immer noch eine und nicht ihre Freundin.
"Sehr schön, dann können wir ja jetzt beginnen", fuhr die Ärztin mit einem Lächeln fort, "Wir schließen Sie nun gleich an das Narkosemittel und dann zählen Sie bitte von 10 runter, ok?"
Bianca nickte nur und begann dann zu zählen.
10.
9.
8.
7.
Langsam begann ihre Sicht zu verschwimmen.
6.
Ihre Augen fielen zu.
5.
Jessi.
4.
Und weiter kam sie nicht mehr, da die Narkose bereits wirkte.
Doch das war kein Problem, denn den Traum, den sie jetzt träumen durfte, war sowieso tausendmal besser als irgendwelche Zahlen aufsagen.
🫂👩🏽⚕️🍨
TBC
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scene | motorsport oneshots
Fanfictionscene, [si:n] the place where an incident in real life or fiction occurs or occurred