VII. Geständnis

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Ich erinnere mich noch an das erste Mal, dass ich dir meine Liebe gestand.

Ich war noch ein paar Tage länger geblieben. Hatte Zeit mit dir verbracht, war gut versorgt worden und hatte jede Nacht wieder übernachtet. Um ehrlich zu sein, wartete ich nur darauf, dass es dir und deiner Familie zu viel wurde, dass ihr mich rauswerfen würdet. Doch dies war noch nicht eingetreten und ich hatte nicht vor, irgendjemanden daran zu erinnern. Viel mehr schien es, als ob ich jetzt mit zur Familie gehörte und es war schön, mit dieser Vorstellung zu leben.
Zu zweit gingen wir mit Apollo spazieren. Seine normale Runde war schon vorbei, dennoch gingen wir einfach weiter, in Richtung Park. Es waren immer noch Ferien, also hatten wir Zeit. Obwohl das ziemlich missgünstig von mir war, war ich insgeheim froh, dass dein Vater seinen Job verloren hatte und ihr darum nicht nach Spanien hattet fahren können. Deine Schwester hatte mir davon erzählt. Obwohl es mir leidtat für dich und deine ganze Familie, war das nun mal der Grund, aus dem ich dich erst so gut hatte kennen und lieben lernen können.
Wir erreichten die Hundewiese und konnten Apollo von der Leine lassen. Erst spielten wir mit ihm, warfen ihm ein Stöckchen, das er sich jedes Mal holte, aber nie zurückbrachte, oder jagten ihn spielerisch, wobei er natürlich viel zu schnell war. Nach einer Weile setzten wir uns auf eine Bank, erschöpft, aber glücklich. Wir saßen so nah beieinander, dass es kaum noch näher ging. Ich betrachtete dich, wie du, die Augen geschlossen und das Gesicht gen Himmel gerichtet, die Sonne genosst. Natürlich mit deinem süßen Lächeln auf den Lippen, das mich jedes Mal ansteckte.
Und dann sagte ich es einfach. Gerade heraus. Dass ich mich bis über beide Ohren in dich verliebt hatte. Alles andere rückte in den Hintergrund, verschwamm, ich konzentrierte mich nur auf deine Reaktion. Hoffte, dass dieser Satz nicht alles zerstören würde, was wir über die Wochen aufgebaut hatten. Dass ich auch meine Übernachtungsmöglichkeit nicht verlieren würde. Langsam wandtest du mir den Blick zu. Dein Lächeln versonnen, aber nicht auch mit einer Spur Mitleid? Deine Augen sagten mir, dass du ebenso für mich fühltest, dass du die Liebe erwidertest. Du erklärtest mir, das sei doch offensichtlich, schließlich hätten wir wochenlang gedatet und jetzt wäre ich quasi bei dir eingezogen. Natürlich nicht richtig, aber immerhin überhaupt.
Ich fühlte mich dumm, nur ein ganz kleines bisschen, vor allem aber einfach glücklich. Ich konnte mich an keines meiner Probleme erinnern, du nahmst in dem Moment allen Platz in meinen Gedanken und meinem Herzen ein. Ich fühlte mich dumm, weil mir nicht klar gewesen war, dass wir Dates gehabt hatten. In platonischen Freundschaften traf man sich schließlich auch. Woran erkannte man das also? Doch ich verwarf die Frage sofort wieder, sie war so unwichtig. Wichtig waren nur wir, dieser Moment, das, was möglicherweise gleich passieren würde.
Apollo unterbrach diese besondere Atmosphäre, doch ich warf es ihm nicht vor, schließlich war er ein Hund und wusste nicht, was hier passierte. Auch du wirktest nicht begeistert, als du losranntest, um die Rauferei zwischen ihm und einem Collie zu beenden. Als du zurückkamst, war der Moment vorbei.

Das war das erste Mal, dass ich dir meine Liebe gestand.

Ich, du, wir, ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt