Zehn Jahre zuvor...

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Die Dunkelheit wurde von den Lampen vertrieben und zeigten mir den Weg. In diesem Teil unseres Dorfes lebten die Bauer, die ich oft besuchte um ihnen heimlich Essen zu klauen. Mama sagte mir zwar immer ich solle nicht klauen, aber wir alle hatten Hunger und kaum Geld. So ging ich nun und roch das Gemüse und Obst schon von weitem. Als Antwort auf diese Gerüche grummelte mein Magen schmerzend woraufhin ich meine Hand darauf legte. Ich stoppte und hörte nach einem Geräusch. Doch vom Haus des Bauern kam nichts. Man konnte nur die Vögel zwitschern und den Wind wehen hören. Langsam lief ich auf den Zaun zu, der mich von all dem Essen trennt. So leise ich konnte, kletterte ich rüber und ging auf das Feld. Ich packte so viel ich konnte in meinen kleinen Rucksack ein und erstarrte, als ich eine quitschenden Tür hörte. "Bernhardt, da ist jemand auf dem Feld!", schrie Mrs Henderson, die Frau des Bauern. Plötzlich hatte ich das Licht einer Taschenlampe im Gesicht und sah mit vollem Schreck auf das alte Ehepaar. Ich begann zu rennen. Mr Henderson schrie mir hinterher ich solle gefälligst stehen bleiben aber ich rannte weiter. Meine Mama und meine kleine Schwester brauchen das Essen. Wenn ich jetzt anhalte und mich stelle müssen sie noch länger hungern. Ich lief direkt in den naheliegenden Wald hinein und wurde von der Dunkelheit umgeben. Jetzt hörte ich nur noch mein Keuchen und meine kleinen Schritte. Da ich diesen weg schon oftmals durchquert habe, wusste ich den weg in die nächste Stadt, die sich direkt am anderen Ende des Waldes befindet. Nach Luft schnappend blieb ich stehen und setzte mich an einen kühlen Baum. Wann kann ich Mama und Sophie das Essen geben? Mit zitternden Beinen stand ich auf und zog meine Jacke fester an mich. Langsam lief ich weiter in Richtung Straße und Richtung Lampen. Doch ich hatte mich anscheinend verirrt, denn als ich mich umsah, sah ich nur große Gärten mit kleinen -aber modernen- Häusern. Etwas nasses lief mir das Gesicht runter und als ich hoch sah, fielen mehr Regentropfen auf mein Gesicht. Nun hörte und spürte ich kleine Tropfen um mich herum. Schnell suchte ich mir den nächsten Baum und setzte mich unter ihn. Unter dem Baum blieb ich zwar trocken, doch ich war in einem der Gärten. Die Terassentür öffnete sich und heraus kam ein Junge mit braunem, verstubbeltem Haar und braunen Augen. Jemand rief ihm etwas zu, woraufhin der Junge mit dem Fuß stampfte. "Ich will draussen spielen!", drängte er. Er wandte sich um und entdeckte mich. Ich hatte Angst mich zu bewegen. Wenn er mich jetzt verpetzte, dann wüssten sie, dass ich geklaut habe. Der Junge hob seinen Finger an den Mund und rannte zurück zum Haus. Jetzt ist es soweit, er erzählt es seiner Mutter. Kurze Zeit später kam er zurück, doch nicht mit seiner Mutter. Er hatte etwas in der Hand und lief direkt auf mich zu. Als er bei mir war reichte er es mir und beim näheren hinsehen, sah ich, dass es ein kleiner blau-grüner Regenschirm mit gelben Fischen war. Zitternd stand ich auf und nahm den Regenschirm an mich. "Danke." Er lächelte nur und ging zurück ins Haus. Mit einem letzten Blick auf das Haus klappte ich den Regenschirm auf und lief wieder in den Wald. Es wurde Zeit nach Hause zu gehen.

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