Schwüle Sommerluft schlägt uns entgegen, als wir den Flieger verlassen.
Ich schiebe meine Sonnenbrille auf meine Nase und umklammere mein Handgepäck fester.
Der Flughafen ist so vertraut, als wäre ich gestern erst hier gewesen. Dabei war ich schon seit fünf Jahren nicht mehr hier.
Früher sind meine Eltern mit mir jedes Jahr hergeflogen, um in unserem Ferienhaus Urlaub zu machen. Doch seit dem Vorfall vor fünf Jahren war ich nicht mehr da.Phil, der jetzt neben mir steht, fährt sich durch die Haare. "Ist es hier immer so warm?", fragt er. Ich nicke, als wir zum Gepäckband gehen, um unsere Koffer abzuholen.
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Als wir aus dem Taxi aussteigen, das uns vom Flughafen hierher gebracht hat, ist die Luft noch schwüler. Kein Wunder, jetzt befinden wir uns ja am Meer.
Phil hilft dem Taxifahrer, unsere Koffer aus dem Auto zu holen. Wobei mein Freund deutlich mehr macht, der Taxifahrer steht bloß blöd daneben.
"Fourty, please!", fordert der Taxifahrer in gebrochenem Englisch. Gleich, nachdem ich bezahlt habe, steigt er wieder ins Auto und fährt davon, als wäre er auf der Flucht.Phil legt mir einen Arm um die Schultern und zieht mich an sich, als wir das Haus betrachten.
Es sieht ganz anders aus, als ich es in Erinnerung habe.
Naja, kein Wunder. Schließlich wurde in jenem Sommer alles zerstört, und als das Haus wieder aufgebaut wurde, hatte ich keine Kraft dazu, schon wieder herzufliegen.
Eine Träne rollt über meine Wange.
Phil hat es wohl bemerkt, denn er zieht mich in eine feste Umarmung und lässt mich lange nicht mehr los."Sollen wir reingehen?", fragt Phil irgendwann. Ich nicke und atme tief durch. Langsam steigen wir die Stufen zur Haustür hoch. Er nimmt meine linke Hand und ich krame mit der rechten in meiner Handtasche nach dem Schlüssel. Nach kurzer Zeit fische ich ihn heraus und stecke ihn ins Schloss. Aber ich drehe ihn nicht um.
"Was ist?" Phil legt seinen Arm erneut um meine Schultern.
"Ich ... ich kann nicht", gebe ich leise zu.
"Ach Mausi", seufzt er und nimmt mich in den Arm.
Nach einigem Zögern entschließe ich mich dann doch dazu, den Schlüssel umzudrehen. Langsam betreten wir die Eingangshalle.
Zumindest das, was vor fünf Jahren eine Eingangshalle war. Alles sieht anders aus.
Das Erdgeschoss erinnert eher an ein Loft. Es gibt nur zwei Räume, ein Bad und eine Küche. Der Rest ist offen. Auf der Südseite befinden sich riesige Fenster, die bis zum Boden reichen und wodurch jetzt die Abendsonne scheint.
Alles ist in einem hellen Holz gehalten.
Auf meiner linken Seite befindet sich eine Bar mit fünf Hockern, auf der Rechten ein Fernseher, vor dem gemütlich aussehende Sofas stehen. Dahinter befindet sich ein Esstisch mit sechs Stühlen."Krasse Bude", rutscht es Phil heraus .
"Können wir uns den ersten Stock ansehen?" Wir betreten die Treppe und gehen langsam hoch. Ich betrachte jedes einzelne Bild, welches an der Wand hängt und versinke in Erinnerungen. Schnell eise ich mich wieder los und laufe zu Phil, der schon etwas weiter oben steht. Phil tritt hinter mich, umarmt mich und küsst mich sanft auf den Scheitel.
"Ich bin so stolz auf dich, ich an deiner Stelle würde das niemals schaffen!" Mir wird warm ums Herz und ich drehe mich zu ihm um. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und küsse ihn dankbar.
Phil unterstützt mich einfach immer und ich bin so froh, dass ich ihn gefunden habe. Jeder andere Junge wäre schon längst geflüchtet, weil ich ihm zu anstrengend wäre.
Naja, außer vielleicht.... Nein Annie, ganz böser Gedanke, ganz ganz böse! Aber ich merke trotzdem, dass meine Augen feucht werden.
"Du hast wieder daran gedacht, oder, Süße?", flüstert mir Phil mit seiner beruhigenden, tiefen Stimme ins Ohr. Ich schluchze laut auf.
"Heey!" Sanft streicht er mir die Tränen mit dem Daumen weg. Mit beiden Händen umfasst er mein Gesicht und legt seine Stirn auf meine.
"Ich würde dir so gerne deinen Schmerz abnehmen, Annie. Heey, jetzt wein doch nicht! Annie!" Phil klingt schon fast verzweifelt. Er hat ja keine Ahnung, nicht den kleinsten Schimmer davon, was ich alles verloren habe und deshalb durchmachen musste.
Ich bette meinen Kopf auf seiner Schulter und lasse die Tränen laufen. Obwohl jede einzelne davon schmerzt, kann ich nicht aufhören. Es geht nicht anders, denn hier ist der Ursprung meinens Schmerzes. Hier wurde mir alles genommen."Annie?", fragt Phil irgendwann leise. "Ich gehe jetzt zum Markt und hole uns erst mal was zu essen. Ich glaube, du brauchst ein bisschen Zeit für dich."
Ist das sein fucking Ernst?! Gerade jetzt, wo ich ihn am meisten brauche, will er abhauen. Hat er denn noch nie was davon gehört, dass Leute in meiner Situation besonders Selbstmordgefährdet sind und man sie deshalb besser nicht allein lassen sollte?
Trotzdem setze ich ein schiefes (unechtes) Lächeln auf und nicke. Phil drückt mir noch einen Kuss auf die Stirn, läuft die Treppe hinunter und lässt die Haustür ins Schloss fallen.
Ich bin allein.
Es tut so verdammt weh. All diese Erinnerungen, die mit diesem Ort verbunden sind, durchfluten meinen Kopf und wollen nicht mehr raus. Ich sinke auf die Knie und weine.Irgendwann bin ich ausgeheult. Ich rapple mich hoch und schlurfe ins Badezimmer am Ende des Flurs. Der Anblick, der sich mir im Spiegel präsentiert, ist mir bekannt. Aber es ist lange her, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen habe. Genau genommen, vier Jahre. So lange habe ich keine Träne deshalb mehr vergossen und jetzt scheint es, als hätte die Ankunft an diesem Ort alle Dämme gebrochen.
Ich blicke in mein verheultes Gesicht. Rote, angeschwollene Augen starren mich an. Meine Haut sieht in dem fahlen Licht, das durch die Milchglasscheibe dringt, noch blasser und zerbrechlicher aus als sonst. Meine Wangen wirken eingefallen und die Lippen sind farblos.
Ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und krame dann in meiner Handtasche, die ich noch immer über der Schulter hängen habe. Als ich die kleine Tube gefunden habe, ziehe ich die Hand wieder heraus. Ich will den Deckel der MakeUp-Tube öffnen, doch sie fällt mir aus den zittrigen Händen auf den weiß gefliesten Boden. Zeitgleich mit dem dumpfen Knall, den der Aufprall verursacht hat, zucke ich zusammen.
"Annie, Schatz, ist alles okay bei dir?", höre ich gedämpft von unten. Phil. Ich hoffe, er hat was zu essen. Zögernd antworte ich. "Ja, alles in Ordnung. Mir ist nur was runtergefallen!"
"Dann ist ja gut", kommt es promt von unten. Nachdem ich meine angeschwollenen Augen abgedeckt habe, laufe ich die Treppe hinunter und beginne, meinen Freund zu suchen. Der Geruch von gebratenem Gemüse und von Fisch kommt aus der Küche. Deshalb verläuft mein Weg auch direkt dorthin. Ich kann Phil nirgendwo entdecken, dafür aber einen Topf mit knackigem Gemüse. Mmh, lecker! Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und ich kann einfach nicht anders als mir eine Paprika zu stibitzen.
"Das geht so einfach nicht weiter, Annie!", ertönt plötzlich Phils Stimme hinter mir. Ertappt drehe ich mich um. "Erschreck mich nicht so!", lache ich ihn an. Er grinst und zieht mich an sich.
"Ich bin so froh, dass du dein Lachen wieder gefunden hast, mein Schatz!", murmelt er und legt seine Lippen vorsichtig auf meine. Ich erwiedere den Kuss leicht. Als er den Kuss vertieft, ziehe ich ihn noch fester an mich. Ich habe das Gefühl, ihn nie wieder loslassen zu können.
Während seine Zunge meinen Mund erforscht, wandern seine Hände unter mein leichtes Shirt. Auf meinem Rücken breitet sich eine Gänsehaut aus. Ich lege meine Hände ebenfalls auf seinen Rücken und fange an, ihn zu streicheln.
Phils rechte Hand wandert immer höher. Aber als er mir den BH-Verschluss öffnen will, löse ich mich von ihm. Seufzend nimmt er seine Hand herunter und legt sie dafür auf meine Wange. Unsere Blicke verhaken sich und wir stehen lange einfach nur so da.
Bis uns ein seltsamer Geruch aus unserer trauten Zweisamkeit reißt.
"Scheiße! Der Fisch!" Phil stürzt an den Herd und nimmt die Pfanne von der Platte. Ich trete neben ihn und drehe die beiden Filets mit einem Pfannenwender um.
"Gerade noch rechtzeitig", stelle ich fest. Der Fisch ist nur ein bisschen angebrannt, aber sieht größtenteils noch essbar aus.Nachdem wir mit dem Essen Fertig sind, machen wir uns auf den Strand zu erkunden . Die Erinnerungen an früher kommen wieder in meine Gedanken , aber ich versuche sie weitestgehends zu verdrängen . Der Sand ist nahezu weiß und das Meer ist wunderschön türkis .Wir setzten uns in den Sand und schauen den Wellen zu wie sie ans Land kommen und wieder verschwinden. Wellen sind wie Menschen , sie kommen und gehen und das schlimme daran ist ,wenn sie ohne ein Wort zu sagen oder wegen einer bedeutenden Sache aus deinem Leben verschwinden.Langsam bemerke ich wie ich schläfrig werde aber ich will diesen wunderschönen Moment nicht zerstören , deshalb lege ich meinen Kopf auf Phil's Schulter und er zieht mich näher zu sich. Er küsst mich sanft auf den Kopf und flüstert Worte ,welche ich nicht mehr verstehe , da ich in die Welt der Regenbogeneinhörner welche durch lila Zuckerwattefelder reiten abgetaucht bin .
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Summer Dreams
Random~Niemand konnte ihn vorhersagen. Doch er kam. Und er nahm mir das Wertvollste, was ich jemals besaß~ Nach fünf Jahren kehrt Annie an den Ort zurück, an dem sie einst ihre beste Freundin verloren hat. Und ihre große Liebe, deren Leiche jedoch nie gef...