Freeja„Warum habe ich nur zugestimmt, zu dieser Party zu gehen?", murmelte Freeja und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie neben Anna durch die belebten Straßen Kölns lief. Die Nacht hatte sich bereits über die Stadt gesenkt, und die Lichter der Bars und Clubs tauchten alles in ein warmes, einladendes Leuchten. Doch in Freeja regte sich wenig von dieser Vorfreude. Stattdessen verspürte sie ein nagendes Unbehagen, das sie kaum abschütteln konnte.
Anna warf ihr einen verständnisvollen Blick zu. „Weil du weißt, dass es dir guttut, mal rauszukommen", antwortete sie, als ob sie diesen Satz schon hundertmal geübt hätte. „Du kannst dich nicht ewig in deiner Wohnung verkriechen und über alles nachgrübeln."
Freeja seufzte schwer und trat einen kleinen Stein vor sich her, der klackernd über das Pflaster rollte. „Ich weiß ja, dass du recht hast, aber... ich weiß nicht, Anna. Ich fühle mich einfach noch nicht bereit, wieder unter Leute zu gehen, geschweige denn Spaß zu haben. Nach allem, was mit Tom passiert ist..." Ihre Stimme brach ab, als die Erinnerungen an ihre Trennung zurückfluteten.
Tom, ihr Ex-Freund, war lange Zeit ein zentraler Punkt in ihrem Leben gewesen. Doch das Bild, das sie von ihm gehabt hatte, war mit der Zeit immer mehr gerissen, bis sie nur noch die Scherben einer toxischen Beziehung in den Händen gehalten hatte. Die letzten Monate ihrer Beziehung hatten sie tief verletzt. Toms abwertende Bemerkungen über ihre Arbeit und ihren Lebensstil hatten an ihrem Selbstwert genagt, und als er sich schließlich trennte, war es weniger ein Schlag, als vielmehr die letzte Grausamkeit in einer Reihe von Enttäuschungen.
„Ich dachte, du wärst über ihn hinweg", sagte Anna sanft und legte einen Arm um Freejas Schultern. „Er hat dich schlecht behandelt, und du hast viel besseres verdient. Ich meine, schau dich an – du bist talentiert, kreativ und eine verdammt starke Frau. Du solltest dich von ihm nicht definieren lassen."
Freeja lächelte schwach und lehnte sich für einen Moment an Anna. Sie wusste, dass ihre Freundin recht hatte, aber es war trotzdem schwer, die letzten Überbleibsel ihrer Beziehung abzuschütteln. „Ich weiß, dass du recht hast", sagte sie schließlich. „Und es ist nicht so, dass ich noch an ihm hänge. Es ist eher, dass ich nicht sicher bin, ob ich schon bereit bin, mich wieder ins Leben zu stürzen, so als ob nichts gewesen wäre."
„Du musst nichts überstürzen", sagte Anna beruhigend. „Aber du hast dich doch schon entschieden, heute Abend rauszugehen. Also kannst du es genauso gut genießen, oder? Wir sind zusammen, und Lukas wird da sein. Vielleicht wird es sogar richtig lustig. Und hey, wenn es gar nicht geht, dann bleiben wir eben nicht lange. Aber ich verspreche dir, wenn du erst einmal dort bist, wirst du dich besser fühlen."
Freeja nickte langsam und zwang sich zu einem entschlossenen Lächeln. „Du hast recht. Vielleicht brauche ich wirklich nur ein bisschen Abstand von allem... und vielleicht ein paar Drinks, um den Kopf freizukriegen."
Anna grinste verschmitzt. „Genau, und ein bisschen Alkohol hat noch niemandem geschadet. Zumindest wird es helfen, die schlechten Erinnerungen ein bisschen zu betäuben."
„Oder mich zumindest für ein paar Stunden vergessen lassen", fügte Freeja hinzu, während sie versuchte, die Schwere in ihrer Brust zu verdrängen.
Anna drückte sie aufmunternd und ließ ihren Arm wieder sinken. „Genau. Und wer weiß, vielleicht gibt es heute Abend sogar jemanden, der dich zum Lächeln bringt, ohne dass du dich anstrengen musst."
„Oh bitte", sagte Freeja lachend und verdrehte die Augen. „Lass uns erstmal schauen, ob ich überhaupt durch die Tür komme, ohne gleich umzukehren."
Anna lachte mit ihr, und für einen Moment fühlte sich alles leichter an. Die Straßen wurden schmaler, je näher sie an Lukas' Wohnung kamen, und die Musik, die aus den geöffneten Fenstern drang, wurde lauter.
„Hier sind wir", sagte Anna, als sie vor dem Gebäude stehen blieben. Sie warf Freeja einen aufmunternden Blick zu. „Bereit?"
Freeja atmete tief durch. „So bereit, wie ich es sein kann. Lass uns das durchziehen."
Mit einer letzten aufmunternden Berührung an Freejas Arm stiegen sie die Stufen hinauf, in eine Nacht, die mehr bereithielt, als sie es sich in diesem Moment vorstellen konnten.
Florian
Florian lehnte am DJ-Pult und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Er hatte mittlerweile schon seinen dritter Drink in der Hand und die Party war bereits in vollem Gange, aber er fühlte sich irgendwie fehl am Platz. Die pulsierende Musik, die Lukas auflegte, war zwar genau sein Geschmack, doch der Rest der Nacht schien ihn nicht wirklich zu packen. Irgendwie hatte er gehofft, dass ihn das Feiern ablenken würde, doch stattdessen kreisten seine Gedanken unaufhörlich um Fußball, Training und die bevorstehenden Spiele.
Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Drink und spürte das vertraute, leicht brennende Gefühl im Rachen, das ihm wenigstens ein wenig Entspannung brachte. Normalerweise hätte er sich niemals erlaubt, mitten in der Saison mehr als einen Drink zu haben, aber heute Abend war eine Ausnahme. Er hatte die letzten Wochen so hart trainiert, dass ihm selbst Lukas gesagt hatte, er solle sich mal eine Pause gönnen. Trotzdem konnte er die Unruhe in sich nicht ganz abstellen.
„Und? Wie gefällt dir die Musik?", riss Lukas ihn aus seinen Gedanken und drehte sich kurz vom Mischpult zu ihm um.
„Die Musik ist klasse, wie immer", antwortete Flo ehrlich und nickte anerkennend. Lukas war nicht nur ein enger Freund, sondern auch ein verdammt guter DJ. Es war einer der wenigen Gründe, warum Florian noch nicht einfach abgehauen war. „Ich weiß nur nicht, ob ich wirklich in der Stimmung fürs Feiern bin."
Lukas zog eine Augenbraue hoch und grinste. „Das hab ich mir schon gedacht, als ich dich vorhin so grimmig an deinem Drink nuckeln gesehen habe. Komm schon, Flo, du kannst dich doch nicht immer nur auf Fußball konzentrieren. Heute Abend geht es mal nicht um Training oder Spiele."
„Schon klar", sagte Flo und versuchte, ein Lächeln aufzusetzen. „Aber du weißt ja, wie es ist. Sobald du den Fokus verlierst, ist es schwer, wieder reinzukommen."
„Das sagst du immer", erwiderte Lukas und klang dabei wie ein älterer Bruder, der seinem jüngeren Geschwisterchen ins Gewissen reden wollte. „Aber vergiss nicht, dass du auch nur ein Mensch bist. Du brauchst Pausen, genau wie alle anderen. Und wenn du die ganze Zeit nur im Tunnel bleibst, dann geht dir irgendwann die Luft aus."
Florian wusste, dass Lukas recht hatte, aber trotzdem fiel es ihm schwer, wirklich abzuschalten. Das Training, die bevorstehenden Spiele und die Erwartungen, die auf ihm lasteten – das alles schien immer in seinem Hinterkopf zu sein, selbst wenn er es für einen Moment vergessen wollte.
Er ließ seinen Blick wieder durch den Raum schweifen, sah die lachenden, tanzenden Menschen und spürte ein kleines bisschen Neid in sich aufsteigen. Sie alle schienen so frei, so unbeschwert. Und hier war er, der sich fragte, ob er sich diesen Drink überhaupt hätte erlauben sollen.
„Vielleicht hast du recht", murmelte Florian schließlich und setzte das Glas an die Lippen, trank den letzten Schluck. „Vielleicht brauche ich wirklich mal eine Pause."
„Das ist die richtige Einstellung!", rief Lukas triumphierend. „Bleib noch ein bisschen, entspann dich, und vielleicht entdeckst du noch was Interessantes. Du weißt doch, die Nacht ist noch jung."
Florian lächelte ein wenig breiter, als er das hörte. Lukas hatte die Fähigkeit, ihn zumindest für kurze Zeit aus seiner eigenen Gedankenwelt herauszuholen. Er stellte das leere Glas ab und nickte.
„Okay, ich bleib noch", sagte er, mehr zu sich selbst als zu Lukas. Vielleicht war es wirklich das, was er brauchte – einfach mal abschalten, den Moment genießen und alles andere für ein paar Stunden vergessen.
Mit diesem Entschluss blieb Florian am DJ-Pult stehen, beobachtete die Menge und fühlte, wie der Alkohol langsam seinen Weg durch seinen Körper bahnte und die Kanten seiner Anspannung ein wenig glättete. Die Nacht hatte gerade erst begonnen, und vielleicht, nur vielleicht, hatte Lukas recht – vielleicht würde sie doch noch etwas Interessantes bereithalten.
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Zwischen uns. || Florian Wirtz Story
FanficAls zwei Welten aufeinanderprallen, entsteht eine unerwartete Verbindung: Freeja, eine engagierte Tätowiererin aus Köln, und Florian, ein gefeierter Fußballstar, stehen vor der Herausforderung, ihre Unterschiede zu überwinden. Was als Streit beginnt...